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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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dieses Dunkel zu stolpern wäre der pure Wahnsinn! Das würde uns alle umbringen!
    Ich will das nicht mal hören! Was würdest du denn sagen, wenn du hinter Gittern verfaulen müsstest? In den Grauen Steinen zum Beispiel?
    Erstens würde ich nicht verfaulen. Ich lasse mich nämlich nicht so leicht schnappen. Und zweitens, wenn – ich wiederhole: wenn – ich in den Grauen Steinen verfaulen müsste, dann würde sich mit Sicherheit kein so großer Hohlschädel finden, der sein Leben riskierte, nur um mich zu retten.
    Wie immer: selbstgefällig und zynisch.
    Und du: wie immer viel zu gutmütig. Offenbar hättest du nicht Dieb, sondern Diener der Silna werden sollen .
    Mach du, was du willst, aber ich werde versuchen, die Frauen zu retten.
    Gut , antwortete die zweite Stimme nach kurzem Schweigen. Aber jammer mir später nicht die Ohren voll, ich hätte dich nicht gewarnt. Obwohl … immerhin könnten wir dann die zehntausend Goldmünzen einsacken, die das Weibsbild dem Alten versprochen hat. Diese zehn plus die fünfzig vom König für den Kontrakt – das wäre nicht übel!
    Ich lief zu der Zelle zurück, in der die Frauen gefangen gehalten wurden.
    Garrett! Garrett, was tust du da? Wir müssen hier raus, nicht sonst wen retten!
    Ich holte meine Nachschlüssel heraus und schob einen von ihnen (mit dreieckigem Bart) vorsichtig, um ja nicht das geringste Geräusch zu machen, ins Schloss. Ich drehte ihn herum, doch nichts geschah. Dann würde ich also mal den mit dem viereckigen Einschnitt und einer Kehle von Null Achtzehn versuchen.
    Ha! Der passte!
    Das war jedoch kein simples Schloss. Es hatte mindestens neun Federn, dazu noch zwei Spezialfedern. Eine falsche Bewegung, und ich konnte von vorn anfangen. Bestimmt hatten die Zwerge das verdammte Ding angefertigt! In der Regel brauchte ich zwei bis fünfzehn Minuten, um ein Schloss dieses Typs zu knacken.
    Überstürze nichts! Denk lieber erst nach! Diese Frauen haben den Alten nicht gefürchtet, erklang es da in meinem Kopf .
    Ich erschauderte. Das waren nicht die bisherigen Stimmen, das war nicht der dumme Streit mit mir selbst. Das war Walder, jener Erzmagier, der vor ein paar Jahrhunderten gestorben war und sich in meinem gastfreundlichen Schädel eingenistet hatte.
    Bist du sicher? , fragte ich ängstlich zurück.
    Ja! Dich hat dieser Alte doch erschreckt, oder?
    Das fragst du noch?!
    Mich auch. Die Stimmen der Frauen während des Gesprächs waren jedoch … die haben nicht mal gezittert! Sollten wir sie da wirklich …? Walders Flüstern brach jäh ab, um dann neu anzusetzen. Willst du da wirklich rein?
    Wo bin … wo sind wir gelandet, Walder?
    Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich an nichts mehr. Wenn ich mich nicht irrte, war es das erste Mal, dass Walder etwas nicht wusste. Wir sind hier wieder zu uns gekommen … als hätte uns hier jemand abgeworfen.
    Wir sind einfach wieder zu uns gekommen? Als ob ein guter Geist mit den Fingern geschnippt hätte – und schon saßen wir im Gefängnis?!
    Innerlich wünschte ich diesem eifrigen Schnipser, er möge nicht nur die Finger, sondern die ganze Hand verlieren. Damit er weiß, was es heißt, anständige Menschen sonst wohin zu schicken!
    Aber was soll ich dann machen? , fragte ich Walder.
    Das ist dein Kopf , antwortete er. Das musst du selbst entscheiden!
    Wag es ja nicht, mir nicht zu antworten! Schließlich ist es deinetwegen eben nicht mehr mein Kopf! , warf ich dem Erzmagier vor. Du bist in ihn hineingekrochen, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen. Wenn du ihn schon nicht wieder verlassen willst, dann sag mir wenigstens, was ich jetzt tun soll!
    Die Antwort bestand in Stille. Dieser verfluchte Erzmagier war verschwunden, genau wie früher schon. Als hätte es ihn nie gegeben. Dabei wusste ich genau: Walder stellte sich nur so lange stumm, wie meiner Haut keine Gefahr drohte. Vor allem keine magische Gefahr. Ein paarmal hatte er mich bereits aus höchst unangenehmen Schwierigkeiten befreit, und ich zweifelte nicht daran, dass er dies auch in Zukunft tun würde.
    Im Grunde schlugen der Erzmagier und ich beide Vorteil aus der Situation. Walder rettete mich aus Gefahren, im Gegenzug gewährte ich seiner Seele Schlaf und ein vorübergehendes Zuhause in einem Winkel meines Bewusstseins. So einfach war das. Wer jedoch glaubt, das sei eine feine Sache, möge doch bitte den Mund halten! Der weiß nämlich nicht, was es bedeutet, den eigenen Kopf mit einem anderen Menschen zu teilen, mochte dieser auch seit langer Zeit

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