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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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schmerzenden Rippen, die ich durch den Zusammenstoß von Karren und Haus davongetragen hatte, einmal abgesehen.
    »Und was ist mit dir?«, fragte ich Aal. »Dich hat es schlimmer erwischt als mich.«
    »Ich werd’s schon überstehen«, antwortete er.
    Und wenn ein Garraker sagt, er werde es überstehen, dann überstand er das auch.
    Ich wollte meine Arme bewegen, aber das gelang nicht. Irgendein Schweinehund hatte sie mir auf dem Rücken fest zusammengebunden.
    »Die Mühe kannst du dir sparen«, bemerkte Aal grinsend, als er sah, dass ich die Stricke um meine Handgelenke zu zerreißen versuchte. »Die Fesseln sind aus Artfaser, die zerreißt du nicht. Ich habe eine ganze Stunde daran herumgezerrt, ohne dass sie auch nur etwas lockerer geworden wären.«
    Art war ein unscheinbarer, verwachsener Baum, aus dessen Fasern sich jedoch hervorragende Stricke herstellen ließen. Man konnte sie zerschneiden oder zernagen, aber nicht zerreißen. Auch befreite sich aus solchen Stricken nur ein sehr starker Mensch. Oder ein sehr geschickter. Obwohl diese Stricke aus Artfaser meine Handgelenke fest umspannten, schnitten sie mir nicht ins Fleisch. Solange ich also nicht an ihnen zerrte, litt ich auch keine Schmerzen.
    »Sind wir im Gefängnis?«, fragte ich etwas dümmlich.
    »Natürlich! Oder hast du erwartet, dass uns die Handlanger des Unaussprechlichen zu einem Festmahl einladen wollten?«
    Daraufhin sah ich mich um und versuchte, mich mit meiner Umgebung vertraut zu machen. Gefängnis ließ sich das Ganze kaum nennen. Sicher, es gab unverputzte Wände, ein kleines Gitterfenster hoch oben, dreckiges Stroh auf dem Fußboden und eine einzige Fackel an der Wand. Auf den ersten Blick also eine ganz gewöhnliche Zelle – nur dass ich noch nie im Leben von einer Zelle mit zwei Türen gehört hatte!
    »Ist die zweite Tür eine Ersatztür? Für den Fall, dass die Wärter den Schlüssel der ersten verloren haben?« Ich konnte mir einen Scherz nicht verkneifen.
    Aal sparte sich jede Antwort darauf.
    Die erste Tür war aus Holz und mit schmalen Stahlblättern beschlagen. Sie befand sich uns genau gegenüber. Die zweite Tür war vollständig aus Eisen und lag in der linken Zellenwand. Im Unterschied zur ersten Tür hatte man den Riegel hier auf unserer Seite angebracht, nicht außen wie bei jeder anständigen Gefängnistür sonst.
    »Hmm.« Endlich kam mir eine Erklärung. »Die Eisentür führt nicht in die Freiheit, sondern an einen anderen Ort. Sonst wäre der Riegel doch außen, oder? Wir sollen sie ja wohl nicht nach eigenem Gutdünken öffnen und hinausspazieren.«
    »Ich glaube, du hast wirklich ordentlich was abgekriegt, Garrett.« Der Meinung war ich auch. »Bete lieber zu deinem Sagoth, dass wir hier rauskommen.«
    »Rauskommen werden wir auf alle Fälle. Nämlich mit den Beinen voran.« Ich befand mich in einer düsteren und geschwätzigen Stimmung. »Wie groß sind unsere Aussichten, dass uns die anderen finden, bevor die Handlanger des Unaussprechlichen kurzen Prozess mit uns gemacht haben?«
    »Wenn sie kurzen Prozess mit uns machen wollten, hätten sie uns gar nicht erst hierher gebracht, sondern gleich auf der Straße umgebracht.«
    »Stimmt. Also haben sie noch was mit uns vor! Wenn sie es sich nicht anders überlegen … Kli-Kli ist Sagoth sei Dank entkommen. Inzwischen müssen Alistan und Miralissa doch einen Plan haben!«
    Durch das kleine Fenster drang laut der Schrei eines Hahns herein.
    »So viel zu unseren Aussichten auf Befreiung«, sagte Aal. »Wir sind gar nicht mehr in Ranneng. Alistan wird kaum auf die Idee kommen, uns vor den Mauern der Stadt zu suchen.«
    »Warum glaubst du, dass wir nicht mehr in Ranneng sind? In einer Stadt gibt es schließlich auch Hähne!«
    »Das schon. Aber ich bin in der Kutsche zu mir gekommen, und bevor sie mich wieder bewusstlos geschlagen haben, konnte ich sehen, dass an den Fenstern eine Landschaft vorbeizog, die überhaupt nichts mit Ranneng zu tun hatte.«
    Na großartig! Das waren ja wunderbare Neuigkeiten! Damit durfte ich davon ausgehen, dass die Aussichten, uns in diesem Keller zu finden, gleich null waren.
    »Du verstehst es wirklich, einem Hoffnung zu machen«, erklärte ich und seufzte schwer.
    Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten und auf ein Wunder zu hoffen oder auf Sagoth oder auf wen auch immer. Hauptsache, er würde uns helfen. Doch Wunder gab es nicht, Sagoth stellte sich taub, und Hilfsbereite fanden sich im Umkreis einer League auch nicht. Wie sagen

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