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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Untoter.«
    Schlimmer als ein hungriger Untoter? Hmm. Die Handlanger des Unaussprechlichen werden da doch keinen H’san’kor halten?!
    »Ulis … äh … Aal, kannst du nicht einfach sagen, was da ist?«, bat ich. »Sonst werde ich nämlich noch unruhiger!«
    »Wenn du unbedingt willst. Pass auf!«
    Aal beförderte die umgekippte Schüssel mit der Schuhspitze in die Richtung des Gitters. Als das Tongefäß gegen den Stahl schlug, zerbarst es und rieselte in einem Scherbenregen zu Boden.
    Das Fiepen wich einem bedrohlichen Fauchen, und aus dem Dunkel stürmten vier Wesen ans Gitter. Sie legten den Furor und den Hass hungriger Dämonen an den Tag. Eine der Kreaturen versuchte, die Gitterstäbe durchzubeißen. Ein unerträgliches, Gänsehaut verursachendes Geräusch erfüllte die Zelle. Mir wurde eiskalt, und ich flehte Sagoth an, das Gitter möge standhalten.
    Das tat es, auch wenn die Stäbe nach einer Weile tiefe Rillen aufwiesen. Diese Zähne waren in ganz Siala berüchtigt. Sie verwandelten die alten Knochen der Toten auf dem Friedhof mühelos in Mehl.
    »Gholen! Sagoth steh uns bei!«, schrie ich. »Deshalb stinkt es hier nach vermodernden Leichen. Dieser Dreckskerl hält hier Gholen!«
    Aal erwiderte kein Wort, sondern beobachtete aufmerksam die Kreaturen, die gegen das Gitter drängten.
    So vergingen einige peinigende Minuten. Wir starrten sie an, sie starrten uns an. Die Gholen brachten uns ein rein gastronomisches Interesse entgegen, was wir umgekehrt wahrlich nicht behaupten konnten.
    Nur wer je auf freier Flur mit einem Gholen zusammengestoßen ist, kann wissen, wovon ich spreche. Nachdem sich der Orden der Sache einmal angenommen hatte, gab es ja nur noch wenige Gholen. Sie waren ausschließlich an den verlassensten Orten Sialas oder auf alten Friedhöfen anzutreffen – es sei denn, irgendwo fand eine große Schlacht statt. Für Kämpfe hatten Gholen nämlich eine geradezu magische Nase.
    Gholen sind Aasfresser und Leichenfledderer. Sie bevorzugen Menschen, die ein oder zwei Wochen tot an der frischen Luft abgelagert sind, verschmähen jedoch auch sonstiges Aas nicht. Es gibt für Gholen keine größere Freude, als sich über das verfaulte Knochenmark eines Toten herzumachen, weshalb die kleinen Kiefer dieser Kreaturen mit wenigen, aber außerordentlich scharfen Zähnen ausgestattet sind, die die Knochen der Toten ebenso spalten wie ein kleiner Hammer eine Haselnuss.
    Wenn Gholen einzeln auftreten, sind sie für einen ausgewachsenen Menschen nicht allzu gefährlich – es sei denn, er ist so dumm, neben einem alten Friedhof einzuschlafen. Doch noch ein zehnjähriges Kind wird sogar von einem einzelnen Gholen zerrissen.
    Die Sache ändert sich allerdings grundlegend, sobald die Gholen in einer Herde auftreten. Vor allem wenn sie lange Zeit nichts gefressen haben. Der Zustand, in den diese Kreaturen fallen, wenn sie wahnsinnigen Hunger leiden, lässt sich mit einfachen Worten beschreiben: Sie drehen völlig durch.
    Aus grauer Vorzeit sind Fälle bekannt, in denen sich Gholen zu großen Herden zusammenschlossen und ganze Dörfer vom Antlitz der Erde tilgten. Und das Märchen von den beiden Rittern, die in irgendeinen Krieg zogen, dabei aber auf sechs Gholen trafen, die schon seit einem Jahr nichts gefressen hatten, kennt jedes Kind. Von den Rittern blieben, wie nicht anders zu erwarten war, nur die Rüstungen übrig. Und selbst die hatten ordentlich gelitten.
    Worauf sollten da zwei gefesselte Gefangene hoffen? Gholen, die drei Wochen lang kein Häppchen zwischen die Kiefer bekommen hatten, würden von uns nicht das kleinste Knöchelchen zurücklassen.
    Einer der Gholen hielt sich mit den Händen am Gitter fest und stierte uns an, als seien wir der größte Schatz der Welt. Aus seinem Mund troff klebriger Schleim.
    Warum konnten die sich eigentlich nicht einfach gegenseitig fressen?
    Der Ghole warf mir einen begehrlichen Blick zu, legte den Kopf auf die Seite und tschilpte vergnügt. Jetzt erinnerte diese Kreatur stark an das Junge einer unbekannten Vogelart. Obwohl Gholen mit Vögeln nur eins gemein haben: dieses dämliche Tschilpen. Äußerlich sehen Gholen eher wie unglückliche und recht harmlose, wenn auch etwas merkwürdige Wesen aus. Sie sind nicht größer als ein neugeborenes Kind und haben eine aschgraue glatte Haut, riesige blutrote Augen, wenige, gelbe Zähne, einen unproportional großen Kopf, einen Spitzbauch, kurze, krumme Beine und lange, dürre Ärmchen. Gholen lösen bei denjenigen, die

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