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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Bart. Alle in unserer Gruppe mutmaßten, dass Aal von Adel war, doch niemand ahnte auch nur, in welchen Kreisen er sich einst bewegt hatte.
    »Aal kann nicht Herzog werden!«, sagte Kli-Kli. »Selbst wenn er tausendmal ein Adliger gewesen ist, bevor er zu den Wilden Herzen kam. Er ist ein Garraker! Und Ganet Schagor ist kein Garraker!«
    »Da könnte ich Abhilfe schaffen«, mischte sich Miralissa ein. »Es ist zwar schwer, eine Maske zu schaffen, aber versuchen könnten wir es. Vor allem, da Aal wirklich wie ein Herzog aussieht. Was sagst du dazu, Soldat?«
    »Ich glaube, ich würde mit der Rolle eines Adligen zurechtkommen, Mylady«, antwortete er ruhig.
    Ich seufzte erleichtert und nickte ihm dankbar zu.
    »Freu dich nicht zu früh, Garrett«, warnte mich Kli-Kli. »Du musst nämlich trotzdem mit.«
    »Das stimmt«, bestätigte Miralissa. »Du musst da unbedingt hingehen. Nur du kannst spüren, wo der Schlüssel versteckt ist.«
    »Aber Ihr spürt ihn doch auch, Lady Miralissa.«
    »Ich spüre, dass sich der Schlüssel in Ranneng befindet, aber den genauen Ort kannst nur du erfühlen«, erklärte die Elfin.
    »Die Diener haben während des Empfangs vor dem Haus auf ihren Herrn zu warten«, gab ich zu bedenken.
    »Deshalb wirst du kein Diener sein.« In den blauen Augen des Kobolds blitzte Triumph auf.
    Ich wollte nicht einmal wissen, welche geniale Idee ihm diesmal in den grünen Kopf gekommen war. Als der Kobold begriff, dass ich ihn nicht fragen würde, in wen er mich nun zu verwandeln gedachte, sagte er: »Wir machen einen Dralan aus dir!«
    Ein Dralan, das war ein Mann aus dem einfachen Volk, dem der König oder ein Vertreter des Hochadels einen Adelstitel verliehen hatte. Das konnte gelingen.
    »Nur dass die ganze feine Gesellschaft außer sich sein wird, wenn in ihren Reihen ein Dralan auftaucht, Kli-Kli.«
    Es ist kein Geheimnis, dass diejenigen, die früher im Dreck gewühlt haben und jetzt einen Adelstitel tragen, nicht sonderlich gut bei denen angesehen sind, die diesen Titel von namhaften Vorfahren ererbten.
    »Dann werden wir nur umso mehr Spaß haben!«
    Ja, ja, Hauptsache, der Grünling amüsierte sich!
    »Was müssen wir auf diesem Empfang tun?«, fragte ich, mich ins Unvermeidliche schickend.
    »Perlwein trinken, Fasan essen und kluge Reden übers Wetter führen.«
    »Kli-Kli! Was müssen wir auf diesem Empfang tun?«
    »Du musst herauskriegen, wo Pargaide den Schlüssel versteckt hält. Keine Sorge, Miralissa sagt, dass du ihn sofort spürst, wenn du in seiner Nähe bist.«
    Na, wenn Miralissa das sagt … Aber warum, bitte schön, hatte ich den Schlüssel dann nicht gespürt, als wir ihn noch besaßen?!
    »Ich muss also nur herauskriegen, wo er ist?«
    »Ja. Ich glaube nicht, dass du ihn auch gleich stibitzen kannst«, sagte die Elfin. »Nicht bei den vielen Leuten.«
    Also in meiner Jugend, da hatte ich noch ganz andere Sachen bewerkstelligt …
    »Es gibt da ein kleines Problem, Trash Miralissa. Bleichling kann jederzeit zurückkommen. Er würde mich sofort erkennen. Wissen wir denn inzwischen, wohin Rolio verschwunden ist?«
    »Lämpler hat in Erfahrung gebracht, dass dein Bleichling die Stadt verlassen und die Straße nach Südwesten genommen hat. Wir können nur hoffen, dass er nicht zum Empfang zurückkommt.«
    »Das Risiko musst du eingehen, Dieb.«
    Klar doch! Ihr, Mylord Alistan, würdet natürlich keine Sekunde zögern! Was zum Dunkel verlangten die da bloß von mir?! Da wäre es ja leichter, das Anwesen im Sturm zu nehmen.
    In den nächsten beiden Tagen war ich einfach unerträglich. Sogar Kli-Kli bereute inzwischen seine geniale Idee, aus mir einen Dralan machen zu wollen. Ich versteifte mich zwar darauf, ein einfacher Mann, der erst kürzlich in den Adelsstand gehoben worden war, müsse all den Quatsch, den er mir eintrichterte, nicht wissen. Doch Kli-Kli und auch Miralissa sahen das ganz anders.
    So erfuhr ich denn, wie man den Pokal zu halten hat, wie man sich verbeugt, sich bei Tisch verhält, Komplimente verteilt, beredt schweigt, jemanden zum Duell fordert, über die Ewigkeit, Pferde, die Falkenjagd, Militärparaden, Turniere, Heraldik und anderen Unsinn denkt, der im alltäglichen Leben eines rechtschaffenen Meisterdiebs keinen Platz hat. Am Ende des zweiten Tages barst mir schier der Kopf von dem Übermaß an unnützem Wissen.
    Wie sich herausstellte, war das Wappen des Herzogs Schagor ein Igel auf violettem Grund, und ich gab mir alle Mühe, entsprechend stachelig zu sein,

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