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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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oder Dr. Gill könnten die Entscheidung noch rückgängig machen.
    Sie gab mir einen Stoß T-Shirts. »Es ist wegen Simon, stimmt’s?«
    »Hm?«
    »Du willst wissen, warum Simon hier drin ist.«
    »Ich will …«
    Sie hängte sich ihre Jeans über den Arm und winkte mich aus dem Zimmer. »Ihr zwei habt bei jedem Essen miteinander geschwatzt. Zuerst hab ich gedacht, er benutzt dich vielleicht bloß, damit Tori ihn in Frieden lässt, aber heute hat sie nicht drauf geachtet, und er hat trotzdem weitergeredet.«
    »Ich habe nicht …«
    »Hey, du magst ihn eben. Ist doch okay.« Sie öffnete die unterste Schublade in Liz’ Kommode. Sie war leer. Jede Spur von Liz war beseitigt worden, während wir Unterricht hatten. »Ich hab für den Typ nichts übrig, aber das ist einfach meine Meinung. Vielleicht ist er bei mir bloß so, weil ich nicht seine Liga bin.«
    »Liga?«
    Sie hob eine Jeans hoch und zeigte auf das Etikett. »Siehst du hier sonst noch jemanden in Supermarkt-Jeans rumlaufen? Das hier ist eine private Einrichtung. Die kostet Geld, und ich wette, das Zimmer ist teurer als irgendein Billighotel. Ich bin der Alibi-Sozialfall hier.«
    »Ich …«
    »Das ist okay. Du gehst normal mit mir um. Peter hat’s auch gemacht, und …«, ein niedergeschlagener Blick durch ihr neues Zimmer, »… Liz auch. Derek führt sich bei jedem auf wie ein Arschloch, das nehm ich nicht persönlich. Wenn ich bloß von Tori und Simon die kalte Schulter gezeigt kriege, dann kann ich damit leben. Deswegen finde ich eigentlich, dass die beiden wie füreinander gemacht sind. Aber wenn du ihn magst und er dich? Geht mich nichts an. Wahrscheinlich ist es nur schlau, wenn du dir seinen Hintergrund ansiehst.«
    Sie machte sich wieder auf den Weg in ihr altes Zimmer, ich hinterher. »Die Mutter von einer Freundin von mir hat das gemacht, bei einem Typ, den sie eigentlich heiraten wollte. Hat rausgefunden, dass er drei Kinder hat, von denen er ihr nie erzählt hat.« Sie grinste mich über die Schulter hinweg an. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Simon keine hat, aber man kann ja nie wissen.«
    Während wir ihre restlichen Schubladen leerten, erwog ich, es dabei zu belassen. Aber ich wollte nicht, dass sie mich für den Typ Mädchen hielt, der an einen neuen Ort kommt und sofort anfängt, die Jungen dort aufzureißen. Vielleicht war ich vorläufig noch nicht so weit, den Schwestern von der Sache mit Derek zu erzählen, aber
irgendwem
sollte ich es erzählen. Schon weil es dann jemanden gab, der meine Geschichte bestätigen konnte, wenn ich es irgendwann brauchen sollte.
    »Es ist nicht Simon«, sagte ich, als wir die Kleider weggeräumt hatten und in ihr altes Zimmer zurückkehrten. »Es ist Derek.«
    Sie war gerade dabei gewesen, ein Foto von der Wand zu nehmen, und ließ es fallen. Sie fluchte, während ich das abgestürzte Bild rettete.
    »Derek? Du stehst auf …«
    »O Gott, nein! Ich meine nur, es ist Derek, bei dem ich die Akte sehen will – und ganz sicher nicht
deswegen!
«
    Rae atmete tief aus und sackte gegen die Wand. »Gott sei Dank. Ich weiß, manche Mädchen stehen auf Arschlöcher, aber das wäre einfach eklig.« Sie wurde rot, nahm mir das Foto aus der Hand und griff nach dem Nächsten. »Das sollte ich nicht sagen. Das ist jetzt wirklich nicht seine Schuld, der ganze …« Sie suchte nach einem Wort.
    »Pubertätssiff?«
    Ein Grinsen. »Genau. Eigentlich müsste er mir leidtun, aber es ist ein bisschen schwierig, wenn seine Masche genauso eklig ist wie seine Visage.« Sie unterbrach sich, das Bild noch in der Hand, und sah über die Schulter zu mir hin. »Ist es das? Hat er … irgendwas probiert?«
    »Wieso? Hat es so was schon gegeben?«
    »Kommt drauf an, was du mit
so was
meinst. Unfreundlich sein, ja. Ein Arschloch sein, ja. Ignoriert uns, außer er hat keine Wahl, und glaub mir, keiner beschwert sich drüber. Was hat er also gemacht?«
    Ich erwog die Worte sorgfältig. Ich wollte nicht, dass sie als Nächstes darauf bestand, dass ich mit den Schwestern reden sollte. Daher verschwieg ich das mit dem Quer-durch-den-Raum-Schleudern und sagte einfach, dass er mir durchs Haus folgte und immer dann auftauchte, wenn ich allein war.
    »Ach so, er mag dich also.« Sie gab mir ein Foto zum Halten.
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Hm. Na ja, wahrscheinlich wär’s dir lieber, wenn’s das nicht
wäre
, aber anhören tut sich’s danach. Vielleicht bist du sein Typ. An meiner Schule gibt es einen, den ich mag, er ist in

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