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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gebannt vor einem Lagerfeuer sitzt.
    »Rae!«, sagte ich.
    »Oh, äh, tut mir leid.« Ein heftiges Kopfschütteln. Wir hatten die Luke fast erreicht, als ich das ferne Geräusch der sich öffnenden Kellertür hörte.
    »Das Streichholz!«, flüsterte ich.
    »Oh, ja.«
    Sie löschte es, nicht indem sie die Hand schwenkte oder es ausblies, sondern indem sie die Finger um die Flamme schloss. Dann warf sie Streichholz und Streichholzschachtel über ihre Schulter nach hinten.
    »Mädchen?«, rief Mrs. Talbot die Treppe herunter. »Habt ihr eure Hausaufgaben gemacht?«
    Hausaufgaben. Simon und Derek. Ich sah auf die Uhr. Zwei Minuten vor acht.
    Schnell kletterte ich durch die Luke hinaus.

24
    I ch wusste, dass Rae enttäuscht war über das, was wir gefunden oder eher nicht gefunden hatten. Und ich selbst verspürte ein eigenartiges Gefühl von schlechtem Gewissen, wie ein Bühnenkünstler, der sein Publikum nicht unterhalten hatte. Aber sie zweifelte nicht daran, dass ich einen Geist gesehen hatte oder dass er mich aufgefordert hatte, diese Tür zu öffnen. Und dafür war ich ihr dankbar.
    Ich brachte den Schlüssel zurück und wusch mir die Hände. Dann suchte ich Mrs. Talbot und erzählte ihr, ich würde nach oben gehen und mit Derek Mathe üben, und Simon würde ebenfalls da sein. Sie zögerte, aber nur eine Sekunde lang, dann schickte sie mich nach oben.
    Ich holte meine frisch eingetroffenen Matheaufgaben aus meinem Zimmer, ging wieder nach unten und dann die Treppe auf der Jungenseite hinauf. Die Tür stand offen. Simon lag auf dem Bett und las einen Comic. Derek saß über einen zu kleinen Schreibtisch gebeugt und machte Hausaufgaben.
    Das Zimmer war das Spiegelbild von unserem, an der Rückseite des Hauses gelegen statt an der Vorderseite. Die Wände auf Simons Seite waren mit Papier bedeckt, das aussah, als hätte er einzelne Blätter aus einem Comic gerissen. Aber bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass die Bilder handgezeichnet waren. Manche waren in Schwarz und Weiß gehalten, aber die meisten waren farbig. Es war alles dabei von Charakterskizzen über Splash-Panels bis zu vollständigen Seiten, und alles in einem Stil, der nicht ganz Manga und nicht ganz Comic war. Simon hatte schon mehr als einmal Ärger bekommen, weil er im Unterricht vor sich hin kritzelte, und jetzt sah ich auch, woran er gearbeitet hatte.
    Dereks Wände hingegen waren kahl. Bücher stapelten sich auf seiner Kommode, und Zeitschriften lagen offen auf dem Bett. Ganz hinten auf dem Schreibtisch stand irgendeine merkwürdige Vorrichtung voller Drähte und Seilzüge. Irgendwas für die Schule, nahm ich an, aber wenn ich nächstes Jahr die Aufgabe bekommen sollte, etwas derart kompliziertes zu bauen, dann würde ich aufgeschmissen sein.
    Ich klopfte an den Türrahmen.
    »Hey.« Simon legte den Comic weg und setzte sich auf. »Ich hab Derek gerade gesagt, wir sollten nach unten gehen und nachsehen, ob die Schwestern Schwierigkeiten machen. Haben sie aber nicht, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Derek legte sein Mathebuch auf den Nachttisch, damit es überzeugend aussah, und sein Ringbuch oben drauf. »Ich geh duschen. Fangt schon mal an.«
    »Hören sie unten nicht, dass das Wasser läuft?«
    Er zuckte die Achseln und schob sein Haar nach hinten. Es war schlaff und strähnig und glänzte fettig im Licht der Deckenlampe. »Sagt ihnen halt, ich wäre schon drin gewesen, als du raufgekommen bist. Dauert bloß ein paar Minuten.«
    Er ging zur Tür, wobei er einen möglichst großen Bogen um mich schlug, und ich begann mich zu fragen, wie dringend er diese Dusche wohl brauchte. Ich würde jetzt aber nicht extra schnuppern, um es herauszufinden.
    Wenn er sich abends die Haare wusch, dann war das vielleicht ein Teil des Problems. Kari hatte erzählt, sie habe früher jeden Abend gebadet, hätte dann aber zu morgendlichem Duschen übergehen müssen, damit ihr Haar beim Abendessen noch halbwegs ansehnlich war. Ich hätte nie gewagt, dies Derek vorzuschlagen, aber als er an mir vorbeiging, konnte ich mir ein unschuldsvolles »Warum duschst du nicht einfach morgens?«, nicht verkneifen.
    »Tu ich«, murmelte er im Gehen.
    Simon schob seinen Comic weg. »Komm rein. Ich beiße nicht.«
    Er legte sich unter dem Quietschen von Federn in der Mitte des Bettes auf den Rücken und klopfte auf einen Fleck an der Bettkante.
    »Ich könnte jetzt sagen, dass es das erste Mal ist, dass ich ein Mädchen im Bett habe …. zumindest wenn mich nicht stören würde,

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