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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Panik ihren Anführer beinahe ebenfalls die Kontrolle gekostet hätte, aber immerhin kamen sie, und das war mehr, als er erwartet hätte. Für eine Sekunde war er stolz auf sein Rudel. Oder das, was davon übrig war. Doch dann überkam ihn wie eine Welle der Schmerz über den Verlust von Spike und Sheffield. Er schüttelte den Kopf.
Nicht jetzt!
, dachte er mit zusammengebissenen Kiefern. Später war noch Zeit genug, sie zu betrauern. Erst einmal musste er sich darum kümmern, dass es überhaupt ein Später gab!
    Er schlich zum Nottreppenhaus, in der Hoffnung, dass dieses bisher unentdeckt geblieben war. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt weit und zischte leise: »White!« Trotz der scharfen Sinne, die ihm die Kampfgestalt verlieh, sah er die helle graue Ratte kaum, die an seinen Beinen vorbei durch die Tür flitzte.
    Sie warteten. Nervöse Anspannung sickerte durch die empathische Verbindung zwischen den Rudelmitgliedern und ließ Armstrong mit den Zähnen knirschen und White mit den Pfoten am Boden scharren. Mickey widerstand dem Impuls, an seinen Krallen zu nagen. Hinter sich hörten sie schnelle, schwere Schritte aus einem Seitenflur. Er nickte Armstrong und Spider zu. Die beiden Rattenmenschen sanken wortlos in zwei gegenüberliegende Türrahmen und richteten ihre Pistolen nach hinten.
    White tauchte wieder auf. Sein Quieken war leise, aber für Mickeys Rattensinne deutlich zu hören: ~Keine Gefahr, Boss!~
    »Gut.« Er stieß die Tür des Nottreppenhauses ganz auf und eilte hindurch, das Skelett an einem Arm hinter sich herziehend.
Jetzt nur noch runter in den Keller, dann den Geheimgang …
    Das war der Moment, in dem alles schiefging. Durch die Tür im Erdgeschoss hörte er den Ruf »Pass auf, da ist noch ’ne Tür!«, doch da war es zu spät, um umzukehren, und zu früh um rechtzeitig davonzukommen. Er verpasste Ashkaruna einen Stoß, der das Skelett die Treppe hinunterpurzeln ließ, und wirbelte gerade noch rechtzeitig zu einem Halbkreistritt herum.
    Die Krallen seines Hinterlaufs fetzten durch das Gesicht des Mannes, der plötzlich in der Tür aufgetaucht war. Der ging schreiend zu Boden, doch hinter ihm kamen noch mehr.
Viel
mehr. Jemand streckte ihm eine Maschinenpistole entgegen. Er wich zur Seite aus, grapschte nach dem Lauf und zerrte die Waffe mitsamt dem Mann durch die Tür. Blechern krachten die Schüsse durch den Schalldämpfer und schlugen in die gegenüberliegende Wand. Querschläger heulten durch das Treppenhaus. Irgendetwas traf ihn hart in der Seite. Er polterte die Treppe nach unten, schnellte zurück auf die Beine, gerade rechtzeitig, um dem Hieb eines Dolcheszu entgehen, dessen Klinge im Taschenlampenlicht blitzte. Sein Gegner, zwei Stufen über ihm, hatte den Höhenvorteil. Seine Attacken kamen rücksichtslos, hart und schnell, wilde Hiebe und Stiche, die Mickey an den Kampfstil der Hexer erinnerte. Der Mann war mit
Sicherheit
ein Hexer, ein Druide wahrscheinlich. Sein wüster Bart, sein struppiges Haar mit den Schläfenzöpfen, vor allem aber sein
Gestank
ließen keinen anderen Schluss zu.
    Dem Hexer folgten mehr Männer in das Treppenhaus, die Mickey noch weiter vom Rest seines Rudels abdrängten. Er konnte es nicht verhindern, hatte alle Hände voll mit seinem eigenen Überleben zu tun. Ein zweiter Gegner tauchte bei ihm auf und bedrängte ihn, während der Hexer sich in eine Berserkerwut steigerte. Wütend spuckte er irgendwelche Flüche aus, sinnlose, lispelnde Worte in einer fremden Sprache. Seine Attacken waren so hart geschlagen, als fällte er Holz. Mickey konnte ihn kaum blocken und musste weiter nach unten weichen, immer mit der Gefahr, den Halt auf den Stufen zu verlieren. Sein einziger Vorteil war die vom Flackern der Taschenlampen unterbrochene Dunkelheit, in der sich seine Rattenaugen weitaus besser zurechtfanden als die des Hexers. Doch es gelang ihm nicht, den Vorteil zu nutzen. Jedes Mal, wenn er versuchte, in die offene Deckung seines Gegners zu stoßen, drängte der zweite Gegner dazwischen, ein junger Mann, defensiv und vorsichtig, höchstwahrscheinlich ein gewöhnlicher Mensch, aber geschickt genug, seinen Herrn zu beschützen.
    Dann kam das, was er die ganze Zeit über bereits befürchtet hatte: das plötzliche Anschwellen von Panik erfüllter Pein in seinem Bewusstsein, gleichzeitig mit dem keuchenden Schrei eines seiner Brüder, weiter oben auf der Treppe. Im selben Moment wusste er, dass es White war, der getroffen worden war. Mickey versuchte, an seinem

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