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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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durch den langen Kellerkorridor, die rechte Pfote mit der verletzten Schulter angezogen und schonend. Über ihm verliefen tiefhängende Heizungsrohre und Stromkabel, die Türen an den Seiten waren größtenteils aus feuerfestem Stahl. In einem Kasten hingen ein rostiges Stemmeisen und eine Axt. Die Tatsache, dass sich keiner der Flüchtigen dafür interessiert hatte, ließ seine Rattenherzen noch einmal schneller schlagen. Offenbar hatte der Hexer seinen Dolch wiedergefunden. Der Gedanke allein reichte aus, um den dumpfen, pochenden Schmerz in seiner Schulter wieder deutlich spürbar zu machen.
    Er ließ die drei Rattenkörper verschmelzen und wechselte zurück in die Kampfgestalt, holte aus und schlug seine Faust durch das Brechglas. Dann riss er die Axt aus ihrer Halterung und rannte weiter. Die Spur war in der Kampfgestalt deutlich schlechter wahrzunehmen, aber immer noch stark genug, um ihr zu folgen. Er lief und lief und erreichte schließlich ein weiteres Treppenhaus, das den Keller des
Heart’s Dancing Club
mit der Unterwelt verband.
    Hastige Schritte hallten durch den Schacht. Mickey warf einen Blick nach unten und erkannte zwei Umläufe unter sich den Hexer von vorhin, blutüberströmt, aber mit Sicherheit bereits erholt von den Splitterverletzungen, hinter ihm sein wehender grauer Mantel. Von Ashkaruna war nichts zu sehen, dafür hörte er das Krächzen des Rabens.
    Sein Herz hämmerte laut in seinen Ohren. Mickey strengte sich an, rannte, was die harten Muskeln der Kampfgestalt hergaben. Eine ganze Windung holte er so auf, bis er den rauen Atem des Hexers hören konnte. Doch auch der kam seiner Beute näher, und Mickey wurde klar, dass er ihn nicht rechtzeitig einholen würde. Ashkaruna würde vermutlich sterben, noch bevor er eingreifen konnte – der Schattenlord war kein Kämpfer, wohingegender Hexer mit
Sicherheit
einer war. Fieberhaft arbeitete sein Hirn an einer Lösung …
    und fand sie. Er hatte noch eine halbe Umdrehung aufgeholt, und nun war der Feind direkt unter ihm. Mickey rannte zur Wand, wandte sich um zum Treppenschacht, holte einmal kurz Atem, schätzte Entfernung und Geschwindigkeit.
    Dann rannte er los, sprang mit einem Bein auf das Geländer, stieß sich ab -
    - hing für einen langen Augenblick im Treppenschacht -
    - und schlug auf der anderen Seite auf, eine halbe Windung tiefer, direkt vor den Beinen des Hexers. Er hatte ihn nicht getroffen, doch das Bedauern darüber hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde an, während er sich abrollte und hochkam.
    Oder es versuchte. Der Hexer prallte gegen ihn, unkontrolliert und überrascht von seinem plötzlichen Auftauchen. Sie gingen beide zu Boden, stürzten ein paar Treppenstufen weiter. Mickey verlor seine Axt, doch auch die Hände des Hexers waren leer, als er sich aufrappelte. Der Mann versuchte, zu dem Dolch zu gelangen, der zwei Stufen weiter oben auf den Stufen lag. Mickey stürzte sich mit einem kehligen Schrei auf ihn. Er landete auf dem Rücken des Hexers, schlang den linken Arm um seinen Hals, biss ihm mit aller Kraft in den Nacken. Der Blutgeschmack auf der Zunge ließ ihn schon triumphieren –
    Der Hexer wälzte sich schneller zur Seite, als Mickey schauen konnte, so dass er plötzlich
unter
ihm lag. Der Hinterkopf des Hexers schlug ihm heftig ins Gesicht, einmal, zweimal, dreimal, und auf einmal war das Blut in seiner Schnauze sein eigenes. Beim vierten Schlag ließ er locker, worauf der Hexer seiner Umklammerung entkam. Mickey wälzte sich hastig herum und kam zeitgleich mit seinem Gegner auf die Beine. Der Hexer hatte es irgendwie geschafft, den Dolch aufzunehmen. Mickey wich einen Schritt zurück und griff nach der Axt.
    So standen sie sich gegenüber, beide in Kampfesstellung geduckt, beide abwartend lauernd. Mickey spürte Blut durch das Fellan seiner Schulter laufen, doch auch die Bisswunde im Gesicht des Magiers war noch nicht verheilt.
    Ein Rattenmensch gegen einen Krieger-Hexer,
kommentierte Mickey in Gedanken. Rattenmenschen waren gute Kämpfer und hatten normalerweise durchaus eine Chance, einen Zweikampf gegen einen Hexer zu bestehen. Aber gegen einen Krieger …? Er stellte seine Ohren nach hinten, brachte die Axt nach oben und verlagerte seinen Schwerpunkt.
    Der Tanz beginnt …

DERRIEN
     
    Heart’s Dancing Club, Bergen, Norwegen
    Montag, 12. April 1999
    Die Außenwelt
     
     
    Der Schankraum des Nachtclubs lag in Trümmern. Stühle waren umgeworfen, Tische zerbrochen, der Boden war übersät mit

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