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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Augen gingen zu Magnus und einem weiteren Mann, seitlich in der ersten Reihe. Er folgte ihren Blicken und entdeckte Majestus, den er bisher noch nicht bemerkt hatte.
    »Er ist ein Verräter.« Magnus zuckte mit den Schultern. »Er ist dort draußen bei den Toten aufgetaucht und hat herumgebrüllt. Er wird sich rächen und so’n Zeug. Und als wir gekommen sind, hat er uns angegangen.«
    »Und ihr habt ihn nicht provoziert.« Baturix hielt seine Stimme flach, emotionslos.
    »Er war betrunken!«, brach es aus Majestus hervor, mit zweiundzwanzig Jahren der Jüngste der Garde. »Er war so betrunken, das war Provokation genug!«
    »So? Und wer hier in diesem Raum war noch nie so betrunken, dass er dummes Zeug geredet hätte?«
    Der Arm des Bretonen legte sich um Baturix’ Bein, als sich der Mann angstvoll an ihn klammerte. Offenbar hatte er inzwischen verstanden, dass Baturix hier war, um ihn zu verteidigen.
    »Kriegsherr Cintorix hat klare Anweisungen gegeben!«, erklärte Magnus im Tonfall höchster Selbstgerechtigkeit. »Betrunken oder nicht, die Worte waren Verrat!« Er verschränkte abweisend die Arme vor der Brust. Sein Kinn war arrogant in die Höhe gereckt.
    »Und ihr habt den Mann offenbar dafür bestraft.« Baturix reichte dem Bretonen eine Hand, um ihn auf die Beine zu ziehen. Doch Kenan war so ungeschickt, dass er ihn stattdessen beinahe mit sich zu Boden zog. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm. »Aus dem Weg.«
    Die Männer vor der Tür traten zur Seite, um ihm Platz zu machen. Ihre Gesichter waren zum Teil beschämt, zum Teil aber auch abweisend und wütend. Immerhin wagte es keiner, sich seinem Befehl zu widersetzen.
    »Was hast du vor, Baturix?«, fragte Magnus, seine Stimme schneidend. Er war es auch, der sich ihm in den Weg stellte.
    »Ich bringe ihn zurück zu seinen Leuten«, erwiderte Baturix. »Ich glaube, er bereut schon genug, was er gesagt hat.«
    »Auf Verrat steht die Todesstrafe!«, zischte Majestus hinter ihm.
    Baturix ignorierte ihn. »Aus dem Weg, Magnus.«
    »Er hat recht.« Magnus bewegte sich keinen Millimeter. »Auf Verrat steht die Todesstrafe.«
    »Und du glaubst, es hilft diesem Lager, wenn noch mehr Bretonen am Strick hängen?« Baturix fing an zu schwitzen. Es war natürlich wahr, und Cintorix würde auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken, Leute aufzuhängen. Sein Zeichen war die Spinne, und so war er auch, kaltblütig und giftig. Dennoch war es
falsch
, was hier passierte, da war sich Baturix ganz sicher. »Glaubt ihr nicht auch, dass wir ähnlich reagieren würden, wenn wir die Nachricht von Zuhause erhalten hätten, dass unsere Dörfer geplündert und gebrandschatzt worden sind? Würden wir nicht auch nach Hause wollen, um unseren Liebsten zu helfen, um wenigstens zuerfahren, was mit ihnen passiert ist?« Er war sich bewusst, dass seine eigenen Worte bereits an Verrat grenzten. Das Eis, auf dem er sich bewegte, war
gefährlich
dünn.
    Ein paar der Helvetier nickten oder sahen beschämt zur Seite. Nicht so Magnus. »Befehl ist Befehl.«
    Ermutigt von seinen harten Worten rückten ein paar andere zu ihm auf.
    »Befehl ist Befehl«, wiederholte Baturix. »Dann lass dir hiermit gesagt sein, dass es keine Bitte ist, mir auf der Stelle aus dem Weg zu treten! Noch bin
ich
Hauptmann der Garde! Muss ich euch daran erinnern, dass mein Wort dem des Fürsten gleicht?« Er zweifelte daran, damit bei Magnus durchzukommen, aber vielleicht konnte er die Männer an seiner Seite einschüchtern.
    Und ja, seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Ein paar der Kerle, die sich an Magnus’ Seite gestellt hatten, verschmolzen wieder mit der Menge. Magnus bemerkte dies mit einem angewiderten Blick. »Was hast du mit ihm vor?«, blaffte er.
    »Ich nehme ihn in meine Verantwortung. Und jetzt geh mir aus dem Weg! Ich werde es nicht noch einmal sagen.«
    Magnus starrte ihn noch einen langen Augenblick an. Dann zog er geräuschvoll die Nase hoch, spuckte vor ihm auf den Boden und trat langsam zur Seite. »Der Fürst wird davon hören!«, murmelte er, als Baturix mit dem Bretonen an ihm vorbei ging.
    »Dann erzähle ihm auch gleich, wie du dich meinem Befehl widersetzt hast!«, giftete Baturix zurück. Damit verließ er das Gebäude und zog hinter sich die Tür zu.
    Der Wächter stand noch immer dort. »Geh und suche den Gardisten Septus oder Alarix!«, befahl er ihm. »Er soll sich und ein Dutzend Mann für einen Ritt zur Pforte bereit machen. Ich treffe ihn am Lagertor.« Dies war der

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