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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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schaukelten. Zumindest hielt das Grollen des Donners Raben und Krähen von den Toten ab.
    Vor Cintorix’ Langhaus hielt ein Mann mit einem Speer in der Hand Wache. Er war kein Gardist, was Baturix überraschte. Er selbst hatte Magnus und Majestus zum Wachdienst eingeteilt. Hatten sie den Mann dort hingestellt, um selbst andere Dinge zu erledigen? Aus dem Gebäude drangen ausgelassene Rufe und raues Gelächter nach draußen, was ihn noch mehr verwunderte. Gespannt schwang er sich vom Pferd und warf die Zügel über einen Pflock. Dann ging er zum Eingang, nickte dabei der Wache kurz zu und öffnete die Tür.
    Die Halle war mit einer Reihe Fackeln beleuchtet. Ihr Gebälk war alt und teilweise heruntergebrochen, so dass die Löcher im Dach mit Lederplanen abgehängt werden mussten. Im hinteren Teil brannte ein Feuer, um das die Klapptische und Stühle aus dem Reisegepäck des Fürsten gruppiert waren. An den Wänden waren die Lager der Gardisten aufgeschlagen, von denen eines Baturix gehörte.
    Das Geschrei stammte aus dem vorderen Teil der Halle. Eine Gruppe Männer – alles Helvetier, Baturix’ eigener Stamm – hatte dort einen Kreis gebildet und jubelte und schrie. Der Name
Magnus
fiel immer wieder. Baturix trat näher und legte seine Hand auf die Schulter eines Mannes. Dieser sah sich genervt um, erkannte ihn jedoch sofort als den Anführer der Garde und ließ ihn murrend vorbei. Baturix schob sich weiter nach vorne, bis er endlich sehen konnte, was vor sich ging.
    Mitten im Ring und mit dem Rücken zu ihm stand Magnus von Allobroga, ein Gardist, der sich im Kampf gegen feindliche Kundschafter eine Wunde am Oberschenkel zugezogen hatte – eine Wunde, die Baturix mitverschuldet hatte. Seitdem war ihr ohnehin nicht besonders freundlicher Umgang noch eine Spur unfreundlicher geworden. Magnus trug nur Stiefel und eine lederne Hose, sein Oberkörper war nackt und glänzte vom Schweiß. Ihm gegenüber stand ein Mann, den Baturix nicht kannte, seine Kleidung verdreckt und durchnässt. Er schwankte bereits vor Erschöpfung, eines seiner Augen war zugeschwollen, die Oberlippe aufgeplatzt. Blut troff aus seinem Bart.
    Noch bevor Baturix die Situation begriffen hatte, ging Magnus auf den Mann los. Dieser versuchte, ihn mit einem taumelnden Schlag zu treffen, doch Magnus war trotz seiner Verwundung viel zu schnell für ihn. Er blockte den Schlag mit dem linken Arm und schlug seinerseits zu, ein einziges Mal, tief in die Magengrube. Der Mann ging zu Boden wie ein Sack Mehl und würgte, während die Versammelten in neuen Jubel ausbrachen.
    »In Cintorix Namen«, rief Baturix mit kaum unterdrücktem Ärger. Seine Stimme verpuffte im Geschrei. Er holte tief Luft und brüllte: »IN CINTORIX NAMEN!«
    Diesmal
hörten sie ihn. Schlagartig herrschte Stille, als sich aller Anwesenden Köpfe zu ihm wandten. Auch Magnus drehte sich zu ihm um. Er grinste breit, doch seine Augen wurden hart, als er ihn sah.
    »Was geht hier vor?« Baturix’ Stimme war schneidend.
    »Nur ein kleiner Kampf«, erwiderte Magnus ruhig. »Nichts Außergewöhnliches, Germane.
Er
hat damit angefangen.«
    Baturix ließ sich nicht von dem »Germane« provozieren. Er war zwar ein Norweger aus der Außenwelt und damit streng genommen germanischer Abstammung, doch er hatte das Ritual der Entwurzelung längst hinter sich und galt somit als Kelte.
» Er
hat angefangen, wie?«, wiederholte Baturix mit einem Hauch Ironie. Er trat in den Kreis und ging um Magnus herum zu dem Mann, dersich inzwischen in eine sitzende Position gebracht hatte. Er stank nach Alkohol und Urin. »Wer bist du?«
    Der Mann wich vor ihm zurück und hob einen blutverschmierten Arm, ganz so, als ob er auch von Baturix Schläge erwartete. Baturix blieb stehen, bemühte sich um einen freundlichen Tonfall: »Wie heißt du?«
    Die Stimme des Mannes war verwaschen, als er antwortete: »Kenan.«
    »Und du hast diesen Mann herausgefordert?«
    Kenan sah ihn verständnislos und angsterfüllt an. Seine Zunge leckte das Blut von seiner Lippe.
    »Welchem Stamm gehörst du an?«
    Es war Magnus, der hinter ihm die Antwort gab: »Er ist ein
Bretone
.« Das Wort kam wie gespuckt.
    Baturix langte sich in Gedanken an die Stirn. Natürlich war es ein Bretone. Darauf hätte er auch selbst kommen können.
    »Was genau ist passiert?«, fragte er in die Runde.
    Die Männer wichen seinem Blick aus, was kein Wunder war. Er war Hauptmann der Garde des Fürsten und somit nur einem Druiden gegenüber rangniedriger. Ihre

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