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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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auch ohne Hilfe anzugreifen und die vielfach höheren Verluste hinzunehmen. Derrien schnitt eine Grimasse. Er hätte mehr herausschlagen können.
    Dann fiel ihm ein, welches Datum der erste November war. »Das ist Samhain«, murmelte er überrascht.
    Rushai nickte. »Das ist Samhain.«

MICKEY
     
    Hamburg, Deutschland
    Donnerstag, 21. Oktober 1999
    Die Außenwelt
     
     
    Das
BlackLight
war eine eher typische Unterwelt-Diskothek. Es war dunkel, es war laut, es war so verräuchert, dass sich der DJ den Einsatz von künstlichem Nebel größtenteils sparen konnte. Schwarz gekleidete Menschen wiegten sich zu einer geradezu opernhaft klingenden, von Metal-Musik unterlegten Frauenstimme auf der Tanzfläche. Das wenige Licht, das es gab, war größtenteils violett und sollte den Einsatz von UV-Licht unterstreichen. Echtes Schwarzlicht gab es auch, das weiße BHs unter halb transparenten Blusen leuchten ließ und die Eintrittsstempel auf den Händen sichtbar machte.
    Mickey saß mit seinem Rudel an einem runden Tisch etwas abseits der Tanzfläche. Ganz im Stile der Diskothek hatten sie violett gefärbte Drinks vor sich stehen. Colt, der Nervöseste von ihnen, hatte seinen noch nicht einmal angerührt, während Armstrong schon bei Nummer zwei angelangt war. Spider und Mickey selbst verhielten sich moderat. Ihre Aufmerksamkeit war mit anderen Dingen beschäftigt.
    In der Haupthalle des
BlackLight
gab es gab hundert verschiedene Zu- und Abgänge – zu den Toiletten, den Küchen, zu Abstellkammern und Chill-out-Zonen und natürlich zu den anderen Areas der Unterwelt –, doch Mickey hatte es vor allem eine stählerne Tür angetan, die sich in der Nähe der Bar von den meisten unbeachtet und halb hinter einem blinkenden Spielautomaten versteckt in der Wand befand. Drei Männer standen davor, in den aufgeblasenen Klamotten der hiesigen Rausschmeißer, alledrei von Mickey längst als Rattenmenschen identifiziert. Einer von ihnen hatte seine Haare kurzgeschnitten und nach hinten gegelt und sah aus wie ein italienischer Zuhälter, ein zweiter trug sein Haar lang und glatt und im Nacken zusammengebunden. Sie wirkten nicht älter als zwanzig. Der dritte war ihr Anführer, soweit Mickey das beurteilen konnte, zehn Jahre älter, mit rasierter Glatze und einer Drachentätowierung auf dem Schädel. Alle drei waren muskulös und wie die meisten Rattenmenschen zu klein für typische Rausschmeißer. Ebenfalls typisch war ihre Unruhe: Ihre Augen huschten umher und blickten nie lange in eine Richtung, während sie ihre Hände und Zähne mit Fastfood beschäftigten, das sie vermutlich kostenlos aus der Küche bekamen.
    »Wie lange wollen wir hier noch sitzen?«, fragte Armstrong gespannt. »Wenn sie uns scannen, sind wir am Arsch!«
    »Sie haben keinen Scanner«, erwiderte Mickey.
    »Was macht dich da so sicher?«
    »Drachenkopf ist ein Schamane. Der mit den langen Haaren ist ein Tiermeister. Und der Italiener ist ein Kämpfer.«
    »Was macht dich da so sicher?«
    »Welchen von den dreien meinst du?«
    Armstrong zuckte mit den Schultern, was so viel bedeutete wie alle drei, was Mickey nicht wunderte. Army war ein Kämpfer und war noch nie ein guter Beobachter gewesen. Er hatte sich jedoch auch nie wirklich Mühe gegeben …
    »Der Langhaarige hat überall an den Händen Blutkrusten, wenn du genau hinsiehst. Du weißt, dass wir Verletzungen von Tieren nur langsam heilen, also schätze ich, dass er ein paar Mal zu oft von einer Ratte gebissen wurde. Drachenkopf trägt ein halbes Dutzend Amulette um seinen Hals, die Hälfte davon magisch. Wer macht das schon außer einem Schamanen? Und der Italiener … Sag du es ihm, Spider.«
    »Siehst du die Beulen unter den Achseln in seiner Jacke? Schusswaffen in Schulterholstern. Zwei Stück. Seine Stiefelschäfte verschwinden zwar unter seinen Hosenbeinen, aber man kann erkennen,dass der rechte breiter ist als der linke. Messer. Ein zweites Messer steckt in seinem linken Ärmel. Wer außer einem Kämpfer trägt vier Waffen mit sich herum?« Spider grinste süffisant.
    »Halt’s Maul.«
    »Scheiße«, meinte Colt mit vor Überraschung geweiteten Augen. »Das alles könnt ihr denen ansehen?« Er schüttelte den Kopf. »Was erkennen die dann bei uns?«
    »Dass du die Hosen gestrichen voll hast«, meinte Armstrong trocken.
    »Gar nichts, solange wir nicht ihr Misstrauen erwecken«, antwortete Mickey. »Vor einer Analyse kommt der Verdacht. Sie können nicht jeden einzelnen Besucher hier genauer untersuchen,

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