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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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sie müssen sich auf die konzentrieren, die sich verdächtig benehmen. Wir haben keine Waffen, wir haben keine mystischen Gegenstände bei uns, solange sie uns nicht scannen oder wir irgendwie Blödsinn machen, sind wir einfach nur vier Gäste.«
    »Was ist mit ihm?«, deutete Colt auf Spider und bewies damit, dass er kein
ganz
hoffnungsloser Fall war.
    »Deswegen sitzt er mit dem Rücken zu ihnen, hat den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen und die Mütze auf dem Kopf. Sie können nicht viel davon sehen, dass er ein Albino ist.«
    »Und woher weiß er dann, dass der Mafia-Typ so viele Waffen dabei hat?«
    Spider zuckte mit den Schultern. »Sind mir schon aufgefallen, bevor wir uns hingesetzt haben. Ziemlich offensichtlich.«
    »Pfah!«, machte Armstrong.
    Colt schüttelte erneut den Kopf.
    Die Musik veränderte sich. Auf die Opernfrau folgte ein heftig drängendes, düsteres E-Gitarrenstück –
Paranoid
, ein alter Klassiker, der auch in Bergens Unterwelt gerne und oft gespielt wurde. Der DJ aktivierte das Stroboskop, dessen weiße Lichtblitze die Bewegungen der Tänzer abgehackt und maschinenhaft wirken ließ.
    »Army«, meinte Mickey nach ein paar Takten. »Siehst du dieBedienung dort drüben? Die, die gerade die beiden Drinks von der Bar holt?«
    Armstrong drehte sich kurz um. »Die kleine Blonde mit dem Pflaumenarsch?«
    »Genau die. Sei betrunken, mach sie an, hau ihr eins in die Fresse.«
    Armstrong stand grinsend auf, als Colts Hand nach vorne schnellte und ihn am Handgelenk packte. »Waswaswas?«, fragte der Junge hastig. »Warum das denn?«
    »Irgendwie müssen wir die Typen von der Tür ja loswerden«, antwortete Mickey.
    »Aber … aber warum denn das Mädchen? Ich dachte, wir lassen die Finger von Frauen, die wir noch nicht überprüft haben!«
    »Wir
töten
sie nicht«, erklärte Mickey geduldig. »Aber genau aus diesem Grund löst ein Mädchen bei Rattenmenschen am ehesten den Schutzreflex aus. Am besten ist eines, das die hiesigen Jungs kennen. Und da sie hier arbeitet, kennen sie sie
bestimmt
. Los jetzt.«
    Colt ließ Armstrongs Hand los und sank völlig verdattert zurück auf seinen Stuhl. Beinahe fassungslos beobachtete er, wie der große Rattenmensch zur Bar schritt, sich ein frisches Bier holte, ein paar Minuten gelangweilt dort abhing, bis er schließlich in den Weg der Bedienung torkelte und mit ihr zusammenrumpelte. Er entschuldigte sich lautstark bei ihr, während er ihr Handgelenk gepackt hielt, und rückte dabei näher und näher. Das Mädchen wich vor ihm zurück, zuerst irritiert, doch schnell kamen die ersten Anzeichen von Angst hinzu.
    »Manchmal würde es helfen, wenn ihr einem
vorher
erklären würdet, was ihr vorhabt!«, schmollte Colt.
    »Manchmal würde es helfen, wenn man vorher schon
wüsste
, was man vorhat«, gab Mickey zurück.
    Armstrong zog jetzt das Mädchen näher zu sich. Die drei Rattenwächter waren bereits aufmerksam geworden und hatten sich angespannt, doch noch griffen sie nicht ein. Kein Wunder, schließlichwaren bereits zwei weitere Security-Leute aus der anderen Richtung unterwegs. Mickey konnte bloß hoffen, dass sein Rudelbruder die neue Gefahr bereits bemerkt hatte.
    Der erste Security-Junge erreichte Armstrong und packte ihn an der Schulter. Armstrong wirbelte herum und drosch seinen Handrücken gegen den Schädel des Sicherheitsmannes, der von dem Schlag von den Füßen gefegt wurde. Das Mädchen versuchte, die Gelegenheit zu nutzen und sich loszureißen, aber dafür hielt Armstrong sie noch immer zu fest. Sie schlug nach ihm, er riss sie zu sich und stieß ihr die Faust in die Magengrube. Sie sackte zusammen wie ein implodierender Luftballon.
    Das war genug für die drei Rattenwächter an der Tür. Mit wutverzerrten Gesichtern rannten sie los, die Hände bereits an ihren Schlagstöcken. Mickey hoffte, dass der Italiener keine seiner Waffen gegen Armstrong einsetzen würde, doch er verdrängte den Gedanken. Er hatte seine eigene Mission zu erfüllen.
    Colt war der erste an der Tür. Hastig drückte er die Klinke nach unten und zerrte daran. »Verschlossen«, fluchte er überrascht. »Das gibt’s doch gar nicht, die bewachen den ganzen Abend eine verschlossene Tür!«
    »Geh weg, Kleiner«, befahl Spider und schob ihn unsanft hinter den Spielautomaten. Mickey hörte kurz das Klirren seiner Dietriche.
    Er selbst kramte seinen Geldbeutel heraus und warf ein paar Münzen in den Spielautomaten. Seitdem
Paranoid
vorüber war, war es wieder dunkel im Saal.

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