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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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lächelte gequält. »Ich würde bevorzugen, wenn du recht hättest. Wo hast du denn deine entzückenden Gefährten gelassen? Du weißt schon, die von unserer ersten Begegnung?« Er meinte Brynndrech und Keelin. Keelin war bei jenem Treffen aufgetreten wie eine Drogenabhängige, angefüllt mit Speicherschmerz und Paranoia. Brynndrech hatte das Treffen platzen lassen, indem er in die Arena gestiegen war und den Schatten herausgefordert hatte, der dort einen Menschen nach dem anderen gekillt hatte.
    »Sie sind in Deutschland«, vermutete Derrien. »Was meinst du damit, wenn ich recht hätte?«
    »Das ist keine Verkleidung, Dmitriy. Ich bin ein Krüppel.«
    »Was zur Hölle ist passiert?«
    »Nun … Um eine lange und komplexe Geschichte kurz zu fassen, ich bin in eine Falle geraten. Sie war wahrscheinlich vom Schwarzen Baum geplant, aber es war Rabenfeder, der sie ausgeführt hat. Er machte mich zum Krüppel.«
    Derriens Augen zogen sich zusammen. »Aber er hat dich gehenlassen?« Er widerstand der paranoiden Versuchung, über die Schulter zu blicken. Ingmar passte auf. Zumindest hoffte Derrien das.
    »Schließlich, ja.« Martin brauchte nicht weiterzusprechen, Derrien konnte sich nur zu gut vorstellen, was das zu bedeuten hatte.
Folter
. Es bedeutete außerdem, dass es dem Rabenlord in der Zwischenzeit gelungen war, den Dämon zu binden, sonst hätte er Martin mit Sicherheit auf den Opferaltar geschleift.
    »Warum?«, fragte Derrien weiter.
    Martin zuckte mit den Schultern. »Jeder Mensch hat seinen Preis, Derrien. Mein Preis war mein Leben.«
    »Dann arbeitest du nun für ihn?«
    Für einen Moment huschte ein hässlicher Ausdruck über die Miene des verkrüppelten Renegaten. Dann sah er zur Seite und nickte langsam.
    Derrien atmete tief durch. Es fiel ihm schwer, ruhig zu bleiben. »Also ist das eine Falle?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Dieses Mal nicht, obwohl Rushai lange darüber nachgedacht hat. Aber er war zu neugierig darauf, was du ihm zu sagen hast. Nächstes Mal dagegen …«
    Derrien nickte. Martin hatte ihn vor sich selbst gewarnt. Wie tief musste man sinken, wie verbittert musste man sein, um eine solche Warnung auszusprechen? Wie tief würde er
selbst
sinken, wenn er sich in seinen Plänen verzettelte? »Wo ist er?«, fragte er, seine Bedenken zur Seite schiebend.
    »In der Bar gegenüber von Gate 5. Zwei sehr unfreundliche Rattenmenschen sitzen auf den Wartebänken des Gates, nur zur Sicherheit. Rushai ignoriert sie die meiste Zeit.«
    »Dann kann ich das auch. Ich muss weiter, Martin. Man sieht sich.«
    Der Renegat nickte mit bitterem Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich war ihm einmal mehr bewusst geworden, dass er nur noch ein kleiner Handlanger war. »Natürlich. Man sieht sich, Dmitriy.«
    Damit wandte sich Derrien ab und ging den Hauptkorridor zwischen Shops und Gates entlang in Richtung der Nummer 5.Ingmar folgte ihm, energisch auf ihn einredend: »Verdammt, was soll das denn alles? Wieso ignorieren wir plötzlich Rattenmenschen? Ich habe gedacht, das sind unsere Feinde!«
    »Das sind sie auch«, erwiderte Derrien. »Nur nicht heute.«
    Ingmar blieb stehen. »Dmitriy!«
    Derrien schnaubte. »Was?«, zischte er und drehte sich um.
    »Was geht hier vor? Wo führt das hier alles hin? Ich habe
Schiss
, Boss, echte Angst! Leiff ist tot, Magnus und Sergio, und jetzt auch noch Skjøld, ich will nicht der Nächste sein, der draufgeht! Aber das alles klingt so, als ob es die Gefahr nur noch größer machen wird und nicht kleiner!«
    Zähneknirschend kämpfte Derrien seine Wut zurück. »Ich tue, was getan werden muss! Das ist so, wie es schon immer war und immer sein wird. Es war schon immer gefährlich. Wir hatten bisher nur Glück. Aber man kann nicht immer Glück haben im Leben!«
    Damit ließ er ihn stehen und stapfte weiter. Ein paar Augenblicke war er sich unsicher, doch dann hörte er Ingmars hastige Schritte hinter sich. Er sagte nichts. Seine Wut war zwar wieder verraucht, doch dafür waren seine Gedanken mit dem Treffen beschäftigt, das nun direkt bevorstand. Er hatte Gate 5 erreicht. Die beiden Rattenmenschen – beides offenbar Motorradrocker, die sich für die Gelegenheit in zivilere Kleidung aus Jeans und Pullovern geworfen hatten – waren die Einzigen auf den Wartebänken und stachen selbst ohne Magiegespür heraus wie Leuchtreklame.
    »Setz dich zu denen«, befahl Derrien. Als Ingmar nach Luft schnappte, um etwas zu erwidern, kam er ihm zuvor: »Ja, es sind tatsächlich Rattenmenschen,

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