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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Vielleicht würden die Lichter des Automaten überblenden, was Spider in der Dunkelheit des Türrahmens trieb.
    Es dauerte. Mickey spielte drei Runden, während er krampfhaft den Drang unterdrückte, sich nach der Tür oder der Schlägerei umzudrehen. Er hatte den Verdacht, dass Sugar das Schloss schon längst geknackt hätte, aber Sugar war tot …
    »Los, Boss!«, zischte Spider endlich.
    Mickey warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah Armstrongumringt von mehreren Sicherheitsmännern. Eigentlich sollte ihn das erschrecken, doch was er über die empathische Verbindung zu ihm spürte, fühlte sich verdächtig an wie Vergnügen.
    Verdammt, dem Kerl macht das auch noch Spaß!
    Kopfschüttelnd schlüpfte er durch die Tür. »Schließ sie ab!«, befahl er Spider. »Colt, geh voraus.«
    Der Albino sah ihn mit verärgerten roten Augen an. »Du weißt, dass die Kraft zum Schlösser
Öffnen
da ist und nicht zum Verschließen!«
    »Verschließ die verdammte Tür!«, zischte Mickey. Ihm war durchaus bewusst, dass Spider sehr viel Energie benötigte, um die Kraft des Schlösserknackens umzudrehen, doch es war ihm egal. »Wir können es uns nicht leisten, von diesen Kerlen erwischt zu werden! Sie haben eine verschlossene Tür zurückgelassen, also werden sie auch wieder eine verschlossene Tür vorfinden!«
    Er sah sich um. Sie befanden sich in einem dunklen Korridor. Das einzige Licht war eine grüne Notausgangsleuchte über der Tür, die gerade ausreichte, um Spider sehen zu lassen, was er tat. Alles andere verschwand in der Finsternis. Mickey ließ Magie durch seinen Körper fließen und verwandelte sich in seine Tiergestalt.
    Wie immer war er für einen Moment desorientiert, plötzlich mehrere Körper zu haben. Drei Herzen, die doppelt so schnell schlugen wie sein großes Herz zuvor, drei Paar Augen, die drei verschiedene Perspektiven einfingen, drei Paar Ohren, drei Nasen. Dazu kamen die Tasthaare, wichtig, um in der Dunkelheit des Korridors die Nähe zur Wand und seiner Körper untereinander aufrechtzuerhalten und den feinen Luftzug zu spüren, dem er folgte.
    Er huschte los, Colts Spur hinterher. Bis zur nächsten Abzweigung waren es nur ein paar Meter. Die vorderste seiner Körperratten berührte Colt, der sich zitternd gegen die Wand gekauert hatte. Der junge Rattenmensch stieß ein erschrockenes Fiepen aus, bevor er erkannte, dass es nur Mickey war und kein Feind, der sich hinterrücks angeschlichen hatte, um ihn zu töten oder gar zu fressen.
    ~Warum warten?~, fiepte Mickey. Rattisch war eine komplizierte Sprache, aufgebaut aus Fiep-, Knurr- und Pfeiflauten, die nur die gut beherrschten, die sich intensiv damit beschäftigten – Intellektuelle und solche, die einen Großteil ihres Lebens in der Rattengestalt verbrachten. Mickey war weder das eine noch das andere, weswegen er sich auf die fundamentalsten Laute beschränkte. Sugar dagegen war ein Meister darin gewesen. Aber Sugar war tot. Innerlich zog Mickey eine Grimasse. Der Junge hätte es zu was gebracht, wenn er nur ein bisschen länger gelebt hätte.
    ~Spuren~, gab Colt zurück.
    Mickey reckte seine drei Nasen in die Luft und schnüffelte, doch das Einzige, was er neben Colt und sich selbst riechen konnte, war Nikotin.
Verdammte Raucherei!
, verfluchte er sich innerlich. ~Was Spuren?~, fragte er.
    ~Viele~, meinte Colt.
    Großartig
. ~Kleider Versteck suchen!~, befahl er und hastete in den neuen Korridor auf der Suche nach einem Platz, wo sie ihre zurückgelassenen Klamotten verstecken konnten. Das ganze Türabsperren würde nicht viel nützen, wenn jemand, der zufällig vorbei kam, über ihre abgelegten Kleiderberge stolperte.
    Es dauerte nicht lange, bis Colt seinen Erfolg vermeldete. Mickey hörte, wie Spider zu ihm ging und sich dort auszog. Wahrscheinlich hatte er auch den Rest ihrer Kleider mitgebracht.
Gut!
Zufrieden schnüffelte Mickey weiter.
    Langsam verblasste der Nikotingeruch, der seinen Geruchssinn so blockiert hatte. Bald roch auch er, dass dieser Korridor geradezu eine Unzahl an verschiedenen Geruchsspuren trug. Er tapste zurück in den Gang, aus dem sie gekommen waren.
Nichts, außer unseren eigenen.
Offenbar wurde der Eingang aus der Diskothek nur sehr selten benutzt – kein Wunder, wenn man bedachte, wie offen zugänglich er war. Dagegen war der Querkorridor geradezu eine Autobahn an Gerüchen. Keine Frage, sie waren auf der richtigen Fährte.
    Er zuckte zusammen, als ihn etwas an der Flanke berührte. DieKörperratte, die es

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