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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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einzelne viel schneller trippelte als Mickeys beide Beine in Menschgestalt. Das Einzige, woran er sich orientieren konnte, war der Geruch, der langsam stärker wurde.
    Schließlich sahen sie einen hellen Schein am Ende des Tunnels. Als sie näher kamen, stellten sie fest, dass dort Licht durch die Spalten einer groben, schlecht gezimmerten Holztüre fiel. Was auch immer ihr Ziel war, sie schienen ihm mittlerweile sehr nahe gekommen zu sein. Dumpfe Angst drang über die empathische Verbindung zu ihm. Offenbar war er nicht der Einzige, der davor Schiss hatte, was sie dahinter wohl erwartete.
    Ich will hier nicht sterben
, bemerkte er plötzlich. Nicht hier in Deutschland. Er war Norweger, seine Heimat war Bergen, dort hatte er praktisch sein gesamtes Leben verbracht. Er hatte sich längst damit abgefunden, dass ihn der Tod früher oder später bei einer seiner Missionen einholen würde, aber er hatte nie damit gerechnet, dass es so fern der Heimat passieren könnte. Er stellte sich Schatten hinter der Tür vor, die bereits ihre magischen Klingen wetzten und nur darauf warteten, dass sie ihre Köpfe hindurchstreckten. Er stellte sich vor, wie sie die Körper seiner Rudelbrüder verstümmelten und
echten
Ratten zum Fraß vorwarfen. Ein plötzliches Zittern lief durch seinen Körper und ließ ihn innehalten.
    ~Was?~, fiepte Spider. Eine der Albinoratten stupste ihn von hinten an.
    Mickey spürte, dass der Bruder über die empathische Verbindung etwas von seiner Angst mitbekommen hatte, und fühlte, wie sie Spiders eigene Angst noch verstärkte. Er antwortete nicht, sondern verwandelte sich in seine Kampfgestalt, die weitaus weniger anfällig war für Angst und Panik. Erst jetzt traute er es sich zu, die letzten Meter zur Tür zurückzulegen.
    Er lauschte, doch bis auf das Pochen seines Herzen und den Atem in seinen Lungen herrschte Stille.
Halt, nein!
Irgendwo hinter der Türe waren Schritte zu vernehmen, die langsam leiser wurden!
    »Kampfgestalt!«, befahl er flüsternd, während er nach einer Türklinke tastete.
    Spider klopfte ihm auf die Schulter, als Zeichen dafür, dass er bereit war, kurz darauf auch Colt. Vorsichtig drückte Mickey die Klinke hinunter und öffnete die Tür.
    Der Raum dahinter war von grellem Neonlicht erhellt. Mickeys Augen tränten, er musste mehrmals zwinkern, um endlich klar zu sehen. Selbst dann traute er seinen Augen kaum.
    Es war ein Schaltraum oder eine Computerzentrale, irgendetwas extrem Technologisches, und stand damit im völligen Widerspruch zu dem Stollen, durch den sie gerade gekommen waren. Die Wände waren vollgestopft mit Computerkonsolen und Bildschirmen, im Raum selbst befanden sich Schaltpulte und Elektroniktafeln, auf denen Dutzende, nein, Hunderte von kleinen roten und grünen Lämpchen angebracht waren. Der Boden war weiß gefliest, die Wände waren aus Beton. Gegenüber befand sich eine große Fensterscheibe, die die Sicht auf einen querverlaufenden Schacht freigab. Dort verlief ein komplex wirkender Maschinenstrang, der durch ein durchlaufendes, zentrales Rohr verbunden war. Zwei offenstehende Türen führten aus dem Raum, eine nach links, die andere nach rechts.
    Doch wozu auch immer der Raum früher verwendet wordenwar, war heute nicht mehr wichtig. Die Computerbildschirme waren genauso dunkel wie die Leuchtdioden, die Lüfter der Rechner und Apparate standen still. Das meiste war von einer dicken Staubschicht bedeckt, abgesehen von einem Fernseher, neben dem ein paar leere Pommes- und Burgerkartons achtlos zu Boden geworfen waren. Ein grünes Telefon mit Drehscheibe wirkte in der ganzen Technik geradezu antik.
    »Scheiße, wo sind wir hier?«, flüsterte Colt.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte Mickey. »Was auch immer es einmal war, heute verstecken sie hier, was sie uns verheimlicht haben. Wir teilen uns auf. Spider, du nimmst Colt und gehst nach rechts. Wenn du etwas Spannendes findest oder die Suche abbrichst, kehrst du zurück und suchst mich. Wenn es brenzlig wird, haust du ab und markierst die Tür dort.« Damit deutete er auf die Holztür, die sie gerade passiert hatten. »Ich halte es genauso.«
    »Alles klar, Boss.«
    Mickey klopfte ihm kurz auf die Schulter, bevor er wieder seine Rattengestalten annahm. Sofort strömten die Gerüche in seine Nase – die breite Spur vieler verschiedener Menschengerüche, der sie anfangs gefolgt waren, war immer noch vorhanden und führte eindeutig nach links, die Richtung, aus der auch der Fäkaliengeruch

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