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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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ließ sich noch immer kaum bewegen. Außerdem hatte er Hunger wie ein Wolf …
    Der Schattenlord ließ lange auf sich warten. Mickey schaffte es, in der Zwischenzeit den kompletten Burger zu verdrücken und Armstrong mit einem Handsignal damit zu beauftragen, für Nachschub zu sorgen, bevor er endlich Ashkarunas Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören bekam.
    »Du solltest einen guten Grund für diesen Anruf haben«, knurrte der Schattenlord in die Leitung.
    Ach, mich freut es auch, dich zu hören. Danke der Nachfrage, es geht
mir blendend. Die Nacht war zwar scheiße, drei meiner Männer sind verwundet, inklusive mir selbst, ich habe eine meiner Körperratten verloren, aber ansonsten ist alles in Ordnung.
Seine Faust ballte sich.
Das setze ich dir mit auf die Rechnung, Arschloch!
»Sie planen eine Beschwörung «, sagte er stattdessen.
    »Was für eine Beschwörung?«
    »Ich bin kein Schamane und kein Schattenzauberer«, erwiderte Mickey barsch. »Aber sie haben ein Gefängnis mit mindestens zwanzigtausend Gefangenen und einen Beschwörungskreis von der Größe eines Fußballstadions.«
Mach dir deinen eigenen Reim draus.
    Ashkaruna sagte eine ganze Weile nichts. Schließlich meinte er nachdenklich: »Er wird in der Samhain-Nacht beschwören.«
    »Das ist wann?«
    »Die Nacht zum ersten November. Wir müssen ihn daran hindern.«
    »Unmöglich. In der Stadt wimmelt es nur so von Schatten und Rattenmenschen. Wir haben die halbe Nacht damit verbracht, Verfolger abzuschütteln. Ich bin froh, wenn wir mit heiler Haut aus Hamburg herauskommen.« Das war, was sie die
andere
Hälfte der Nacht über erfolglos versucht hatten.
    »Hmmm«, brummte Ashkaruna. Dann klickte es in der Leitung, und das Besetzt-Zeichen erklang.
    Mickey starrte fassungslos den Hörer an, dann schlug er ihn wütend auf die Gabel. »Wichser!«, fluchte er, bevor er zurück zu seinen Männern ging.
    Hamburgs Hauptbahnhof erinnerte Mickey von außen irgendwie an eine Kathedrale, mit der langgezogenen Form der Bahnhofshalle, dem Querschiff mit den Geschäften sowie den Türmen. Nicht einmal die Kirchturmsuhr fehlte, und es würde ihn kaum überraschen, wenn jede Stunde eine Glocke schlagen würde. Ganze Geschwader von Tauben und Krähen beherrschten den Luftraum über dem Gebäude und dem Vorplatz. Darunter kamen und gingen die Reisenden wie fanatische Gläubige der Zugfahrreligion zu Hunderteninnerhalb jeder Stunde. Das sonnige Herbstwetter hatte auch sonst allerlei Leute auf die Straße gelockt, so dass der Vorplatz nur so von Menschen wimmelte. Wie es der hiesige Clan in diesem Chaos schaffte, den Überblick zu behalten, war Mickey ein Rätsel – aber er schaffte es. Zweimal hatte das Rudel in den frühen Morgenstunden zu Beginn des Pendlerverkehrs versucht, sich in einen der Züge zu schleichen, und zweimal war es nur mit Müh und Not einer Verfolgung entronnen.
    Für den Moment hatten sie die Flucht aus Hamburg aufgegeben. Seine Brüder saßen in von ein paar Pennern gestohlenen Klamotten auf der Treppe eines Hotels und sonnten sich. Armstrong futterte, wenn der Stapel an leeren Verpackungen neben ihm aussagekräftig war, schon seinen fünften Burger. Seine Miene ließ keinen Schluss zu, ob die Messerwunde an seinem Arm, die er sich von dem Italiener-Rattenmenschen am Vorabend zugezogen hatte, noch schmerzte. Colt lag daneben auf die Treppe gelehnt und kaute mit schmerzverzerrtem Gesicht an seinem Frühstück. Der Verband um seinen Hals war erneut durchgeblutet und weit sichtbar für alle. Spider, als Einziger unverletzt, stand daneben, die blasse Haut mit Ruß von einem Autoauspuff schmutzigschwarz verfärbt, die Haare unter einer Mütze verborgen, und hielt mit nervös hin- und herhuschenden Augen Wache.
    »Was sagt er?«, wollte Armstrong wissen. Er machte sich nicht die Mühe, dabei zu ihm aufzublicken oder gar herunterzuschlucken, bevor er sprach. »Bekommen wir einen Orden?«
    »Colt, mach den verdammten Kragen hoch!«, schnauzte Mickey den jungen Rattenmenschen an. »Dein Blut leuchtet über den gesamten Platz!«
    »Sorry, Boss«, murmelte Colt und krempelte den Kragen des versifften Trenchcoats hinauf. Der frühere Besitzer des Mantels hatte offenbar einmal in die Kragenfalte gekotzt und sich nie die Mühe gemacht, die Spuren zu beseitigen. Colt war es offenbar peinlich sich so zu zeigen.
    Mickey seufzte. Bis der Junge ein richtiger Rattenmensch war,würde noch einige Zeit vergehen. Verlegen wegen eines Kleidungsstücks? Das war Mickey

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