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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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recht. Ich sollte mit euch darüber sprechen.«
    »Also?«, genoss Armstrong den Triumph.
    »Ihr wisst, dass Ashkaruna die Queen bedroht. Was ihr nicht wisst, ist, dass er sie von seinen Geistern beschatten lässt. Wir können sie nicht in Sicherheit bringen, ohne die Geister zu vernichten. Aber sobald wir das tun, ist es eine Kriegserklärung an die Schatten.«
    »An Ashkaruna«, erwiderte Spider. »Nicht unbedingt an die Schatten im Allgemeinen. Wir können den Verrat an
ihm
damit erklären, dass er sie bedroht hat. Ein anderer Schatten würde das vielleicht akzeptieren.«
    »Du sprichst von Rushai?«
    Spider nickte.
    »Aber Ashkaruna beherrscht Ur’tolosh.«
    »Was passiert, wenn wir ihn töten?«, meldete sich Armstrong wieder zu Wort.
    »Was?«
Mickey konnte kaum glauben, was sein Rudelbruder da vorgeschlagen hatte.
    »Wir können Ashkaruna töten. Oder seinen Tod veranlassen. Ich bin mir sicher, die Hexer wären ziemlich scharf darauf, zu erfahren, wann er wo zu finden ist und wie man ihn am besten drankriegen kann.«
    »Das ist Hochverrat!«, zischte Mickey.
    »Und was ist es, unsere Queen zu bedrohen?«, fragte Spider scharf nach.
    Mickey wollte aufbrausen, aber ihm fiel kein schnelles Argument dagegen ein. Stattdessen kratzte er sich hinter dem Ohr und dachte darüber nach. Aber er wusste nicht weiter. »Ich werde mit der Queen darüber –«
    »Schschsch!«, machte Spider plötzlich. »Sieh mal dort drüben!« Er deutete auf die andere Seite der Straße.
    »Meinst du die wandelnde Leiche?«, fragte Armstrong nach.
    »Genau die! Ist das nicht die Kleine aus der Arena?«
    Mickey brauchte eine Weile, um zu begreifen, wen die beiden meinten. Er sah sie schließlich, ein spindeldürres Mädchen, nicht viel kleiner als er selbst, das im Schatten der Bahnhofshalle in Richtung des Haupteinganges ging. Ihre Kleider waren schrecklich zerlumpt – nicht unähnlich den Sachen, die sie selbst trugen –, ihr Kopf war kahlrasiert und jungenhaft. Aus Reflex aktivierte er sein Magiegespür und überprüfte sie. Er rechnete nicht damit, etwas Besonderes festzustellen, schließlich hatte er sie auch damals schon erfolglos gescannt, doch was er sah, ließ ihn scharf die Luft einziehen. Ihre Aura
glühte
geradezu. Es war die Aura eines Hexers, zwar gebändigt wie bei allen initiierten Hexern, damit sie nicht über weite Entfernungen erspürbar war, aber keineswegs versteckt.
    »Wenn sie das ist«, meinte Armstrong, »dann werden die Ratten im Bahnhof sie ganz schön ficken.«
    Mickey sprang auf. »Army, zum Eingang. Spider, du bleibst hinter ihr!«
    »Was hast du vor?«, zischte der Albino.
    »Kontakte knüpfen!«, erwiderte Mickey.
Und wenn nicht das, dann kann ich zumindest wiedergutmachen, was ich damals verpatzt habe.
»Armstrong, wenn sie bis zum Eingang kommt, schnappst du sie dir. Im besten Fall so, dass die drinnen nichts davon mitkriegen!«
    »Wird gemacht, Boss!«
    Adrenalin flutete Mickeys Körper, während er darauf wartete, dass sich die beiden in Position brachten. Er warf einen Blick auf Colt, der tatsächlich auf der Treppe eingeschlafen war, und beschloss, dass dem Jungen für den Moment keine Gefahr drohte. Er beobachtete, wie sich Spider am südlichen Ende der Bahnhofshalle an die Ampel stellte und auf Grün wartete, während Armstrong unter wildem Hupen des Verkehrs quer über die Straße zum Bahnhofseingang eilte. Erst als sein Rudelbruder dort angekommen war, lief Mickey los. Er war rücksichtsvoller und arbeitete sich Spur für Spur über die Straße. Er brauchte damit deutlich länger als Armstrong, aber zumindest zog er nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich. Er hoffte, dass im Bahnhof niemand Armstrong bemerkt hatte …
    Auf der anderen Seite hielt er überrascht inne – das Mädchen hatte ihn bemerkt und war stehengeblieben. Sie sah sich nervös um, was auch Mickey noch einmal veranlasste, nach seinen Gefährten zu sehen. Spider überquerte gerade mit einem Pulk von Passanten die Straße und schnitt ihr so den Fluchtweg nach hinten ab. Armstrong schlenderte von vorne langsam in ihre Richtung.
    Doch das Mädchen wollte offenbar gar nicht fliehen. Mit in die Jackentaschen gesteckten Händen wartete sie. Mickey nickte ihr zu und ging langsam zu ihr. Aus der Nähe erkannte er, dass es tatsächlich das Mädchen aus der Arena war, die er im Scheißhaus verprügelt und dann laufengelassen hatte. Sie hatte damals schon schlecht ausgesehen, doch die Zeit schien ihr inzwischen noch weitaus übler

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