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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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vor der Schlacht das feindliche Heer entdeckt haben.«
     
    Scipio nickte.
    »Was hältst du von ihm?«
    Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Er ist kein Waldläufer.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Ansonsten … In seiner Loyalität zu seiner Spinne ist er geradezu blind. Aber er hat Mumm in den Knochen, auch wenn er es selbst nicht weiß. Bevor wir das Heer entdeckt haben, sind wir auf Kundschafter gestoßen. Er hat zwei von ihnen getötet, einen davon aus dem Hinterhalt. Er hat es gehasst, aber er hat getan, was nötig war. Er ist zuverlässig. Vielleicht etwas zu korrekt für meinen Geschmack, aber alles in allem ein guter Mann.«
    Derrien sah nachdenklich in den Nebel. Scipios Lob war eine Seltenheit.
     
    Etwa eine halbe Stunde später waren sie aufbruchbereit. Baturix’ Männer hatten ihre Ausrüstung zusammengepackt, ihre ledernen Rüstungen angelegt und ihre Pferde gesattelt. Derrien hatte Murdoch geweckt, der noch immer die Wunden vom Kampf gegen den Rattenmenschen im Gesicht trug. Sein Fieber hatte nachgelassen, so dass er reiten konnte.
    Am Höhleneingang verabschiedeten sie sich von Scipio. »Sei vorsichtig«, warnte Derrien ihn, »und halte die Augen offen. Es sind Phantome im Nebel. Wahrscheinlich
warten
sie nur darauf, dass Murdoch und ich von hier verschwinden. Sie spüren unsere Magie. Gut möglich, dass sie angreifen, sobald wir von hier fort sind.«
    »Sollen nur kommen«, meinte der Alte. »Meine Männer sind bereit. Wir halten die Stellung.«
    Derrien nickte. »Los, auf!«, rief er dann. »Wir haben einen langen Ritt vor uns.« Damit schwang er sich in den Sattel der schwarzen Stute, die ihm Baturix als Reitpferd mitgebracht hatte.
    Während die anderen aufsaßen, beobachtete er Murdoch. Der schottische Druide sah aus, als ob die Ratte unter dem
Heart’s
mit den Krallen X und O in seinem Gesicht gespielt hätte. Der Verband an seinem Hals war schon wieder durchgeblutet.
    »Geht es?«, fragte er ihn, als sich der Wolf, wie Murdoch genannt wurde, in den Sattel gekämpft hatte.
    »Muss«, lispelte Murdoch mürrisch. Sein Gesicht war so verbissen, dass ihm kein Schmerz anzusehen war. Seine Körperhaltung ließ jedoch keinen Zweifel, dass der Druide noch deutlich angeschlagen war.
    Es lag an der Art der Verletzung, dass Murdoch noch immer daran litt. Es brauchte Magie, um einen Druiden dauerhaft zu verletzen, und wenngleich die Klauen und Zähne eines Rattenmenschen nicht magisch waren, waren die Rattenmenschen
selbst
übernatürliche Kreaturen, weshalb die Wunden zur Heilung Tage statt Stunden benötigten und sich oftmals infizierten.
    Baturix ritt als Erster seinen braunen Wallach den Hang hinab und winkte seinen Männern zu, ihm zu folgen. Derrien ließ drei von ihnen vor, bevor er seine Stute hinter ihnen her lenkte. Das Tier war unruhig und nervös und ließ sich nur widerwillig auf seine Kommandos ein. Es war der Schattennebel, der ihm zu schaffen machte.
    Derrien wandte sich im Sattel um und sah zurück zum Eingang der Höhle. Schon jetzt war dort nichts mehr zu sehen als dunkelgraue Nebelschleier, nicht einmal der Schein der Feuer drang mehr zu ihnen durch. Scipio und seine Männer schienen bereits einer anderen Welt anzugehören.
    »Glaubst du, sie werden angreifen?«, fragte Murdoch, der sein Pferd neben ihn gelenkt hatte.
    »Ja. Das sind wilde Geister dort draußen. Es ist ihre Pforte, ihr Heiligtum. Ihr Hass wird sie angreifen lassen.«
    Murdoch spuckte aus. »Scipio ist ein erfahrener Hund. Sie werden ihn nicht mit heruntergelassener Hose erwischen. Wenn er rechtzeitig seinen Schildwall baut, können sie ihm nichts anhaben.«
    »Wenn sie besondere Kräfte haben, wird der Schildwall nicht viel nützen. Ein Furchtzauber kann einen Schildwall ebenso effektiv auseinandertreiben wie ein Schlafzauber ihn stören kann.«Derrien seufzte. »Aber diese verfluchte Pforte ist zu wichtig, als dass ich sie dem Feind kampflos überlassen will.« Auch wenn es einen guten Mann wie Scipio das Leben kostete …
    Ein fernes Donnergrollen ließ ihn aufblicken. Durch den Dunst waren graue Wolken zu erkennen, die der Wind von Westen her herantrieb. Es schien so, als ob dieser miserable Ritt noch eine Spur miserabler werden würde.
    Nach etwa zwanzig Minuten hatten sie den Berghang verlassen und folgten einem ebenerdigen Pfad den Fjord entlang nach Norden. Schwarze, kahle Buchen mit aufgerissenen Rinden und geborstenen Ästen bildeten einen krankhaft entstellten Waldrand zu ihrer Linken, während rechts

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