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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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nachdenklich in den Nebel. »Ich bin nun vierundsechzig Jahre alt, Herr. Der Husten erinnert mich daran. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr nicht davon sprechen würdet.«
    »Du magst alt sein, aber du bist ein zäher Bursche. Du bist nicht der Einzige, den der Nebel hier krank macht, einige der Jüngeren husten ebenfalls.«
    »Dies ist ein verfluchter Ort.« Scipio fuhr mit seiner Arbeit fort.
    Derrien nickte. Es
war
ein verfluchter Ort. Schweigend aß er sein Frühstück zu Ende und stand dann auf. »Sobald ich das Feldlager der Waldläufer erreicht habe«, erklärte er, »lasse ich dich hier ablösen.«
    Scipio nickte.
    »Ihr werdet nicht bis zu ihrem Feldlager müssen, Herr«, erklang eine Stimme hinter ihm. Derrien musste sich nicht umdrehen, um sie zu erkennen.
    »Baturix. Setz dich zu uns.«
    Der Hauptmann von Cintorix’ Garde war ein wenig größer als er selbst. Sein Haar, das er heute im Nacken zusammengebunden hatte, wirkte durch die Nässe dunkler, als es tatsächlich war. Sein Vollbart war relativ kurzgeschnitten und gepflegt, er hatte braune, nachdenkliche Augen, von denen eines heute fast zugeschwollen war. An der rechten Hand des Gardisten fehlten Ring- und Kleinfinger, Erinnerung an den Kampf gegen einen Schatten. Seine Kleidung bestand aus einer ledernen Hose und einem Wams aus Wolle, unter dem seine Kettenrüstung kaum auszumachen war. Darüber hatte er einen Umhang gezogen, der ihn wohl vor Regen schützen sollte – eine sinnlose Übung, war seine komplette Kleidung doch immer noch triefend nass. Auch er hatte einen Napf Frühstück dabei.
    »Warum werde ich nicht zum Lager müssen?«, hakte Derrien nach.
    »Ryan hat die Waldläufer vor zwei Tagen zurück zum Heerlager gebracht. Seitdem setzt sie Cintorix zur Außensicherung des Lagers ein.«
    »Und warum hat Ryan meine Männer aus der Stadt zurückgezogen?« Derriens Stimme verbarg nicht den Ärger, den er darüber empfand, dass sich Ryan seinen ausdrücklichen Befehlen widersetzt hatte. Der Auftrag des irischen Druiden war gewesen, Bergen nach den Geheimnissen der Schatten zu durchkämmen.
    Im Frühjahr vermehren sie sich
. Das war der einzige Hinweis, den sie über die Herkunft oder Fortpflanzung der Schatten besaßen. Derrien würde Gift darauf nehmen, dass es hier in der Innenwelt geschah. Und wo sonst sollte es geschehen, wenn nicht in Bergen, der Stadt, die seit Jahrzehnten von den Schatten beherrscht war? Deshalb hatte sein Plan auch vorgesehen, nach der Schlacht so schnell wie möglich zu Ryan zu gelangen, um ihn bei der Suche zu unterstützen. Erobere ihre Pforten, vernichte die von der Schlacht fliehenden Schatten, und dann durch die Pforten und zu Ryan, so hatte er sich das vorgestellt. Doch der Gegenangriff der Ratten warzu schnell gekommen. Trotz herber Verluste war es den Biestern gelungen, sie von den Pforten zu drängen und Derrien somit in der Außenwelt zu halten. Ansonsten hätten sie nie am Angriff auf den
Heart’s Dancing Club
teilgenommen. Derrien grinste grimmig. Wenn es nach seinem Plan gegangen wäre, wäre ihm niemals das Buch in die Hände gefallen. Er widerstand der Versuchung, die Tasche zu tätscheln, in der er das Artefakt unter seinem Umhang trug.
    »Ryan berichtet von einer großen Menge an Schatten, die durch die Stadtpforten gekommen sind, Herr«, erklärte Baturix. »Des halb hat er sich zurückgezogen. Er hat ein paar seiner Kundschafter verloren, heißt es, aber ansonsten hat die Truppe einen intakten Eindruck gemacht. Ryan behauptet, der Schwarze Baum hätte sie angeführt.«
    Derrien brummte missmutig. Was Baturix da sagte, ergab einen Sinn. Eigentlich war der Schwarze Baum weit im Süden, an der Spitze des zweiten Nain 1 –Heeres, das sich durch das Ratsgebiet von Dachaigh na Làmtuigh plünderte. Doch vielleicht war er zurückgekehrt, weil die Schatten Angst davor hatten, dass die Waldläufer ihr großes Geheimnis erfahren würden? Jedenfalls glaubte er kaum, dass Lord Rushai sein Fomorerheer
gern
zurückgelassen hatte.
    »Wie viele sind tot?«, fragte Scipio.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht mit Ryan persönlich gesprochen.«
    Nachdem sie für den Rest des Frühstücks geschwiegen hatten, erklärte Derrien schließlich: »Sieh zu, dass du deine Männer in die Sättel bekommst, Baturix. Es wird Zeit loszureiten.«
    Der Helvetier nickte, ließ sich Derriens Napf geben und verschwand im Höhleneingang.
    Erst als Baturix weg war, meinte Derrien: »Ich habe gehört, dass ihr beide es gewesen seid, die

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