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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Sie schüttelte den Kopf. Sie glaubte selbst nicht mehr daran, dass Hilfe kommen würde.
    »Bereit?«, fragte sie.
    Um sie herum nickten die Krieger.
    »Dann öffnet die Tür bei Drei. Eins … Zwei …« Die Gefahrwurde so stark, dass sie die Angst würgen ließ, doch sie zwang sich dazu, »Drei!« zu rufen, bevor sie sich vornüberbeugen und Galle spucken musste.
    Wo gerade eben noch Stille war, herrschte plötzlich Chaos. Männer schrien vor Schreck, Bogensehnen surrten, Schmerzensschreie folgten, Verwundete gingen zu Boden. Veronika sah auf und erkannte, dass fünf von sechs Trollen an der Ramme gefallen waren. Einer der Speermänner sprang nach vorne, um den sechsten zu erledigen, dieser stolperte zurück und fiel auf den Hintern, bevor sich der Speer durch seine Brust bohrte. Ihr Gefahrensinn schwoll zu einer riesigen Spitze. Sie sah die Bogenschützen zu spät, die auf dem Ostwall standen und hinter den Männern mit der Ramme gelauert hatten. Sie hatten jetzt freies Schussfeld und rissen ihre Bögen hoch. Pfeile schossen durch die offenstehende Tür in den Wachraum, trafen den Speerträger, trafen den Bogenschützen neben Veronika. Sie reagierte zu spät auf die Warnung ihres Kampfsinnes. Ein Schlag traf sie und ließ sie zurücktaumeln und stürzen. Sie hob den Kopf, sah einen weiß gefiederten Pfeil aus ihrem Bauch ragen, sah, wie dahinter die beiden Männer an der Tür nach der Ramme griffen, sah, wie beide von den Bogenschützen getötet wurden, sah, wie mehrere Trolle den Wehrgang entlang auf die offenstehende Tür zurannten. Der Krieger an der Tür versuchte, sie zuzuschlagen, doch zu viele Leichen lagen im Weg. Andere reagierten, versuchten, die Toten in den Raum zu ziehen. Dann sprang einer der Angreifer von außen gegen die Tür, der Aufprall riss den Krieger dahinter beinahe um. »HELFT MIR!«, brüllte er panisch. Mehrere ihrer Männer eilten zu ihm und pressten gegen die Tür, doch damit hatten die anderen plötzlich keine Chance mehr, die Toten aus dem Spalt loszuwerden.
    Veronikas Hand wanderte langsam und schwach dorthin, wo der Pfeil ihre Rüstung durchbohrt hatte. Sie spürte kein Blut an ihrer Hand, aber sie fühlte ihren Puls dumpf in ihrem Bauch. Und es war ihr, als ob etwas Warmes, Klebriges über ihre Haut rann. Sie versuchte sich aufzurichten, doch ihr fehlte die Kraft.
    Im nächsten Moment sprang die Tür auf und ließ ihre Krieger zurücktaumeln. Einer der Angreifer stolperte herein. Die Germanen warfen sich gegen die Tür und schafften es, sie wieder bis zum Anschlag auf die Leiche zu schließen, während fünf Mann gleichzeitig auf den eingedrungenen Troll losgingen und auf ihn einstachen. Der Mann hatte nicht einmal Gelegenheit zu schreien. Die Tür wurde erneut aufgestoßen, erneut taumelte jemand herein, dahinter verkeilte ein anderer einen abgebrochenen Speer in der Tür. Wieder versuchten die Germanen, sie zuzustoßen. Der Speer bog sich, hielt aber für den Augenblick. Weitere Trolle kletterten unter dem Speer hindurch und wurden von den wartenden Germanen niedergemacht, bis der Speer plötzlich barst und die Tür erneut gegen die Leichen am Boden schlug.
    Veronika schloss die Augen. Sie war müde, unendlich müde. Sie bekam nur noch aus weiter Ferne mit, wie erneut das dumpfe Pochen der Ramme einsetzte. Sie fröstelte.
Es ist so kalt
, dachte sie benommen. Dann glaubte sie, kurz weggenickt gewesen zu sein, denn das Nächste, was sie vernahm, war ein lautes Bersten, gefolgt von panischem Gebrüll und wildem Kampfeslärm überall um sie herum. »SCHATTEN!«, brüllte jemand verzweifelt. Sie öffnete die Augen, doch ihre Sicht verschwamm. Die Tür war zerstört, dunkle Krieger drangen von dort aus in den Raum. Sie sah, wie die Leiter nach oben verschwand und eine Tür über ihr zugeworfen wurde.
    Sie dachte an Wolfgang. »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
     
    Das Monster war noch immer da. Wolfgang sah es am Ende der Straße in der Luft hängen, den Kopf auf ein Gebäude gerichtet. Seine Nüstern waren wie Flammenwerfer, als es das Haus in Brand steckte. Kurz darauf taumelten mehrere brennende Gestalten aus dem Eingang. Der Dämon stieß herab und schnappte sich eine davon mit dem Krokodilsmaul. Während er kaute, begann das Wasser um ihn herum zu kochen. Kopf und Beine seines Opfers fielen zu beiden Seiten seiner Schnauze herab, während der Dämon den Leib verschlang und sich mit einem einzigen Flügelschlagzurück in die Luft beförderte. Er drehte noch einmal eine Runde

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