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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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deren Boden noch immer das Wasser von der Flutwelle stand. Zerbrochenes Geschirr und zerschmetterte Möbel lagen kreuz und quer im Raum verteilt, so dass sich Wolfgang richtig Mühe geben musste, um lautlos zur Tür zu kommen. Er folgte der ersten Abzweigung in ein Wohnzimmer, das kaum besser aussah, und schlich sich hinkend zu einem weiteren Fenster.
    Er war völlig unvorbereitet, als ihn etwas von hinten packte und den Mund zuhielt. Anspannung und Schreck waren so groß, dass er zusammenzuckte und geschrien hätte, doch außer einem kurzen »Mmmmmm« drang nichts über seine Lippen.
    »Keinen Laut!«, flüsterte eine Stimme direkt neben seinem Ohr.
     
    Als die Magie von Gunnars Rune nachließ, wusste Veronika, dass es aus war. Der Berserker hatte sich wacker bis zu den Leitern nach vorne gekämpft, trotz der vier Pfeile in seinem Körper, doch nun war es, als ob jemand einen Schalter in seinem Körper umgelegt hätte. Plötzlich taumelte und stolperte er, zwei seiner Männer versuchten, ihn zu decken, aber in diesem Moment öffnete sich die verbarrikadierte Tür des Ostturms, und die Trolle darin machten einen Ausfall. Im gleichen Moment sah Veronika, dass weiter inder Mitte des Südwalls ebenfalls Trolle auf dem Wehrgang auftauchten, so dass Gunnars Trupp plötzlich abgeschnitten war. Sie sah einen der Männer bei Gunnar fallen, als ihn ein Pfeil aus dem Turm erwischte, der zweite wurde zurückgedrängt. Drei oder vier Trolle stachen auf Gunnar ein. Ihre Klingen glänzten blutig im Licht der Fackeln.
    »RÜCKZUG!«, schrie Veronika. »IN DIE TÜRME!«
    Ihr Kampfsinn ließ sie einem Pfeil ausweichen, der aus dem Ostturm nach ihr geschossen wurde, dann eilte sie davon. Ihr eigener Angriff den Ostwall entlang war schon viel früher gescheitert, als ihr ein Schatten mit geradezu übernatürlicher Schnelligkeit gegenübergetreten war. Er hatte ihr weitere Verwundungen zugefügt und sie viel zu lange aufgehalten. Als ihn ein Schwarzer Pfeil vom Torturm erwischte, war es bereits zu spät gewesen.
    Sie war die Letzte, die durch die Osttür in den Wachraum des Glockenturms hetzte. »Verbarrikadieren!«, befahl sie keuchend. Dunkelheit umfing sie, und großes Schweigen. Sie hörte schweres Atmen, Husten und Keuchen, irgendjemand wimmerte leise unter Schmerzen, während durch die Westtür noch immer Überlebende in den Raum quollen. Einer der Männer fragte, ob er eine Fackel entzünden durfte, doch Veronika lehnte ab. Die Schützen waren jetzt ihre letzte Verteidigung, sie durch beleuchtete Schießscharten noch verwundbarer zu machen wäre ein großer Fehler.
    Auf dem Weg zur Leiter stieß sie gegen zwei ihrer Männer. Mühsam kletterte sie nach oben, dabei mit dem linken Bein voransteigend und das rechte hinterherziehend. Sie spürte Blut in ihrem Hosenbein hinablaufen und wusste, dass mindestens ein paar der Nähte wieder aufgerissen waren. Aber es half nichts. Jetzt ein Licht zu riskieren, um die Versorgung der Verwundeten zu ermöglichen, war zu gefährlich.
    Der Glockenraum, der nach Norden mehrere große Fenster für den Schall
Andrastes
besaß, war etwas heller. Dunkle Umrisse standen an den Schießscharten, die auf die Mauern und den Innenhof blickten, und schossen Pfeil um Pfeil in die Nacht. »Verstär kung ?«,fragte sie in die Runde. Sie rechnete nicht mit einer positiven Antwort.
    »Nichts«, antwortete Folkers Stimme resignierend.
    Veronika nickte und setzte die anstrengende Kletterpartie zum Dach fort, das inzwischen ebenfalls voller Schützen war. »Wie sieht es aus?«, fragte sie, nachdem die Schmerzen in ihrem Bein soweit nachgelassen hatten, dass sie wieder sprechen konnte.
    »Sie kommen.« Der Sprecher spuckte aus. »Wie die Fliegen zur Scheiße.«
    Sehr plastisch dargestellt
, befand sie, war jedoch zu müde, ihren Sarkasmus auszusprechen. Stattdessen hinkte sie zu den Zinnen und sah hinab in den Hof.
    Die Festungsschmiede brannte inzwischen lichterloh. Ihr Schein beleuchtete sowohl Burghof als auch den Südwall, an dessen Fuß sie errichtet war, und war ihr größter Verbündeter. Die Trolle auf dem Wall waren wie Zielscheiben und starben wie … wie Fliegen unter dem Beschuss aus den Türmen. Am Ostturm waren erneut Leitern in den Hof gelegt, wo jetzt Männer hinabkletterten, doch inzwischen war es Veronika egal. Die Wälle gehörten ihnen sowieso, da brachte ihnen der Hof keinen neuen Vorteil.
    »Eine Ramme!«, stieß einer aus. »Dort drüben, am Westturm!«
    Veronika sah sie, eine Gruppe aus sechs

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