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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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schnellen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob sein etwas lauterer Ausbruch Aufmerksamkeit erregt hatte. Offenbar nicht.
    »Ich habe ihm gesagt, dass der Elfte zu früh ist. Er hätte noch zwei oder drei Tage mit dem Gegenangriff warten sollen. Wieso?«
    »Weil Ashkaruna so getan hat, als ob du ihn gedrängt hättest, so früh anzugreifen!«
    Mickey erstarrte für einen Augenblick, entspannte sich jedoch gleich wieder. Es half niemandem, sich jetzt aufzuregen.
So, wir spielen also wieder das heitere Spiel »Schieb die Schuld auf die Ratten«!
Er zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen, womit er sagen wollte:
Du kennst ihn ja
.
    »Und jetzt will er mit dir sprechen«, erklärte Cannon weiter. »Keine Ahnung, worum es geht, aber mir wollte er es nicht sagen. Und dann wirst du von der Queen erwartet.«
    »Okay. Dann musst du hier weiter die Stellung halten.«
    Cannon nickte, und Mickey ließ ihn stehen, um zum Tisch der Schatten zu gehen.
    »Mickey … Mouse!«
, korkste der Rabe, als er ihn bemerkte.
    Mickey warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Die Schatten sahen kurz auf, verloren ihr Interesse jedoch sofort wieder. Nur Ashkarunas Blick blieb weiter auf ihn gerichtet.
    »Ich habe ein paar wichtige Dinge mit dir zu besprechen.«
    Mickey nickte und deutete zu den Nischen, wo er sich gerade schon mit Cannon unterhalten hatte. Ashkaruna erhob sich und folgte ihm.
    In seiner Menschengestalt wirkte der Schattenlord wie ein alter, gebrechlicher Mann. Weißes Haar fiel ihm in das eingefallene Gesicht, sein Dreitagebart ließ große, kahle Inseln auf seinen Wangen frei. Er war dürr und schwach, und Mickey wunderte sich einmal mehr darüber, wie alt Ashkaruna war. Er wusste von keinem anderen, dem man das Alter so ansah. Ob es wohl daran lag, dass Ashkaruna einer fremdländischen Schattenbrut entstammte?
    Mickey zog ihm den Stuhl zurecht und wartete, bis sich der Schattenlord gesetzt hatte, bevor er selbst ihm gegenüber Platz nahm, mit Blick in den Raum. Mickeys Rattenherz brauchte eine Wand im Rücken, um sich auch nur einigermaßen entspannen zu können.
    »Ich brauche mehr Leute«, erklärte der Schattenlord ohne Umschweife. »Der Clan muss sich darum kümmern.« Als Mickey nicht darauf reagierte, fuhr er fort: »Ist dir der Name Lord Tanash ein Begriff?«
    »Hamburg?«, glaubte sich Mickey an ein Gespräch zwischen Ashkaruna und Rushai zu erinnern.
    »Genau. Hamburg. Tanash hat es geschafft, uns Akabels Lieferungen aus Somalia abzujagen. Wir bekommen keine Illegalen mehr von dort. Aber ohne diese Leute können wir Ur’tolosh nicht binden.«
    Bei der Erwähnung dieses Namens lief es Mickey eiskalt den Rücken hinab. Ur’tolosh war der Name des Dämons. Die Beschwörung hatte, wie er mittlerweile herausgefunden hatte, bereits vor einem halben Jahr stattgefunden, aber offenbar war es Ashkaruna nie gelungen, die Kontrolle über ihn zu gewinnen. Stattdessen trieb die Kreatur im Nordmeer ihr Unwesen und zerstörte ziellos alles, was ihr dort in die Quere kam. Der ursprüngliche Plan hatte deshalb vorgesehen, nach dem gewonnenen Krieg in der Innenwelt die gefangenen Stammesmenschen als Opfer für das Bindungsritual zu verwenden.
    Doch Ashkaruna hatte die Schlacht verloren. Und nun sollte der Clan seinen Fehler wieder gutmachen …
    »Wir können nicht annähernd so viele Leute herschaffen wie durch die Lieferungen aus Afrika«, erklärte Mickey. »Der Schleuserring von Russland lässt sich nicht mehr ausbauen. Außerdem hat der Clan im Grenzgebiet nach Schweden ein paar Ratten verloren. Die dortigen Hexer sind uns auf den Fersen. Es kann also sein, dass wir die Lieferungen von dort einschränken oder ganz stoppen müssen.«
    Ashkaruna sagte eine ganze Weile lang überhaupt nichts. Mickey lehnte sich zurück und beobachtete das Gespräch zwischen dem Rattenmenschen am Fenster und Armstrong. Sie sprachen zu leise, um zu verstehen, was sie sagten, aber Mickey war ein guter Lippenleser.
    »Und ihr habt zwei Stunden dafür gebraucht, sie
nicht
zu kriegen?«, fragte der Mann des anderen Rudels gerade. Seine Miene war spöttisch.
    »Halt’s Maul.« Armstrong war wie immer die Freundlichkeit in Person.
    »Ich dachte, euer Rudel ist das Killer-Rudel!«
    »Deswegen sind sie ja auch weggelaufen.«
    Der andere zog eine Grimasse. »Habt ihr auch einen von ihnen gekillt, als ihr im
Heart’s
so gefickt worden seid?«
    »Halt’s Maul.«
    Schließlich räusperte Ashkaruna sich und erklärte: »Ich brauche mehr Leute,

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