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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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konnte. Das Schicksal deiner Gefährten tut mir leid.«
    Mickey verneigte sich kurz, befangen vor seiner Königin. »Danke.«
    »Du hast in einer Nacht vier Brüder verloren. Ich weiß, ich kann sie nicht ersetzen. Aber du brauchst einen Ersatz, und so teile ich dir zwei junge Rattenmenschen aus Snowmans Rudel zu. Er und die Hälfte seines Rudels sind beim Gegenangriff auf das Hafenportal umgekommen. Ich werde die Überlebenden dir nachher vorstellen für den Fall, dass du sie noch nicht kennst.«
    »Jawohl.«
    »Eigentlich habe ich dich aber wegen etwas anderem rufen lassen. Ich möchte mit dir über die Schleuseroperation sprechen.«
    Mickey zog überrascht die Augenbrauen nach oben. Woher hatte sie das so schnell erfahren?
Er
war ihr Spion bei Ashkaruna, und er hatte gerade erst vor einer halben Stunde von den Plänen des Schattenlords gehört …
    »Ich möchte, dass du mit den Rudelführern der Schleuser sprichst«, fuhr die Queen fort, »und ihnen mitteilst, dass sie ihre Aktivitäten reduzieren müssen. Ich schlage vor, auf die Hälfte.«
    Mickey blieb verdutzt stehen. »Reduzieren?«, vergewisserte er sich.
    »Reduzieren. Durch unsere Verluste in den letzten Tagen haben wir nicht mehr genügend Brüder, die die geschleusten Menschen überprüfen können. Die Gefahr ist zu groß, dabei eine unentdeckte Königin zu übersehen.«
    Es kostete Überwindung, ihr zu widersprechen. »Aber Sie sind noch jung und gesund«, brachte er schließlich hervor. Er verfiel dabei in die norwegische Ehrbezeichnung, die im Alltag kein Mensch benutzte. 1 »Sie haben noch Jahrzehnte Zeit, einen Nachfolger zu finden!«
    »Weißt du, dass ich gesund bin?« Die Queen ging weiter auf ihrer Kreisbahn.
    Mickey folgte ihr hastig. »Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie krank sind?«
    »Ich sage nur, dass ich eine Nachfolgerin brauche, um das Fortbestehen des Clans zu sichern. Es wäre eine Tragödie, wenn ich ohne Nachfolgerin sterben würde.«
    Mickey nickte. Das wäre es tatsächlich. Und selbst wenn sie nicht krank war, was er nach ihrer Erklärung gerade irgendwie nicht mehr glauben wollte, war der Clan anderweitig gefährdet. »Ashkaruna hat heute Ihr Leben bedroht«, berichtete er ihr.
    »Ein weiterer Grund, warum wir unbedingt eine Nachfolgerin finden sollten«, erklärte die Queen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Die Drohung kam im Zusammenhang mit der Forderung, die Menge an Menschen, die wir ihm liefern, zu erhöhen.«
    Jetzt
zuckte sie mit der Wimper. »Das ist nicht möglich.«
    »Offenbar muss es möglich sein. Tanash, dieser Schattenlord aus Hamburg, hat ihm die Lieferungen aus Afrika abgeluchst, und wir sollen für Ersatz sorgen.«
    Nachdenklich spielte die Queen mit einer Strähne, die ihr aus dem Haargummi gerutscht war. Schließlich erklärte sie mit Entschlossenheit: »Die Gefängnisse.«
    »Die Gefängnisse?«
    »In Bergens Gefängnissen sitzen fünftausend Menschen. Das reicht, um Ashkaruna für ein paar Wochen unsere vermehrten Bemühungenzu beweisen. Das gibt uns Zeit, nach einer neuen Quelle zu suchen.«
    Mickey nickte nachdenklich. Die Gefangenen … natürlich! Früher hatten Hexer die Gefängnisse nach Leuten durchstöbert, die dazu geeignet waren, in die Innenwelt gebracht zu werden. Angeblich hatten sie dort sogar einmal einen unentdeckten Hexer gefunden. Seitdem hatte der Clan selbst Agenten, die dort arbeiteten und die Häftlinge nach magischen Auren absuchten. Somit waren diese fünftausend komplett überprüft und bestens dazu geeignet, auf Ashkarunas Opferaltare geschleppt zu werden.
    »Und wie schaffen wir es, diese fünftausend verschwinden zu lassen?«, fragte er.
    Die Queen strahlte ihn an. »Ich glaube, du wirst einen Weg finden.«
    »Jawohl«, antwortete Mickey mit einem säuerlichen Lächeln. Er hatte es kommen sehen …

VERONIKA
     
    Schorfheide in Brandenburg, Deutschland
    Mittwoch, 14. April 1999
    Die Außenwelt
     
     
    Veronikas neues Gefängnis war ein romanisches Landhaus. Große, hohe Säle dominierten das Gebäude, verbunden über doppelflügelige Türen unter rundgeschwungenen Bögen. Die breiten Treppen waren geschmückt mit staubigen alten Wandteppichen und kleinen Schmuckstatuen, auf denen Reiter und Schwertkämpfer prangten. Hohe Fenster ließen viel Licht in die Anlage fallen und ermöglichten einen guten Blick nach draußen, wo unter einem weißblauen Himmel auf weitläufigen Feldern grüner Winterweizen wucherte.
    Oh, es war kein Gefängnis im herkömmlichen Sinne. Die Türen

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