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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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weiteren Männern in einem Zelt und versuchte zu schlafen, während draußen der Regen an die Zeltplane prasselte und der Wind an den Schnüren zerrte.
    Erschöpft genug war er, die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Kurz nach seiner Bestrafung waren die Fähren angekommen, auf die Cintorix die ganze Zeit gewartet hatte. Es waren kleine, flachbäuchige Gefährte, die die Schatten offenbar verwendet hatten, um ihre Fomorer auf den Fjorden schnell bewegen zu können, bis irgendein keltischer Späher darüber gestolpert war und sie für Cintorix in Besitz genommen hatte.
    Nun hatten die Schiffe geholfen, das Heer über den Osterfjord zu setzen, wodurch die Kelten einer eventuell anrückenden Armee des Schwarzen Baumes erst einmal aus dem Weg gegangen waren. Seitdem marschierten sie nach Osten den Fjord entlang.
    Aber sie waren noch längst nicht in Sicherheit. Irgendwann würden sie das Ende des Osterfjords erreichen, wo die Gefahr, Lord Rushai in die Hände zu laufen, wieder steigen würde. Es hieß, dass sie dann nach Norden abdrehen würden, zum Sognefjord, wo weitere Fähren auf sie warteten, um sie endgültig in Sicherheit zu bringen. Doch bis dahin war es noch ein weiter Wegvoller Strapazen und Anstrengung. Eine lange Zeit, in der ein Mann ohne Herrn von seinen ehemaligen Gefährten schikaniert werden konnte. Und Baturix war ein Mann ohne Herrn, seitdem ihn Cintorix verstoßen hatte.
    Er presste die Lippen aufeinander. Er war tief gefallen seit jener Nacht, in der er den Bretonen beschützt hatte. Mit Magnus hatte er sich noch nie gut verstanden, doch jener Abend hatte auch Majestus gegen ihn aufgebracht. Es war kein guter Moment gewesen, sich neue Feinde zu machen – am Tag danach hatte ihn Cintorix für den »Diebstahl« bestraft.
    Egal, wie bitter es auch war, Baturix konnte die Entscheidung des Fürsten gut verstehen. Etwas war vorgefallen zwischen Cintorix und Derrien an diesem Abend, etwas, das den Fürsten verunsichert hatte. Und deshalb hatte Baturix bestraft werden müssen, um den Anschein zu wahren, Baturix hätte auf eigene Faust gehandelt. Und so verlockend es auch gewesen wäre, in die Welt hinauszuschreien, dass ihm Cintorix den Diebstahl befohlen hatte, er hatte es nicht tun können. Er verdankte dem Fürsten so viel. Außerdem hatte er gehofft, dass sich Cintorix dafür revanchieren würde, dass ihn Baturix gedeckt hatte.
    Doch es war anders gekommen, so anders, wie er es nie für möglich gehalten hatte. Cintorix hatte ihn nicht nur auspeitschen lassen, sondern auch aus der Garde verstoßen. Er war nun nicht mehr Bannerträger, nicht einmal mehr Gardist, und dies war Schock genug nach zwanzig Jahren treuem Dienst.
    Aber das war nur der Anfang gewesen. Cintorix versuchte, sich so weit wie möglich von ihm zu distanzieren, möglicherweise, um sein Wort wertlos zu machen, wenn Baturix doch noch einmal mit der Wahrheit herausrücken würde. Und so hatte Cintorix eingefordert, was ihm gehörte. Er hatte Tonitrus zurückgeholt, das Schlachtross, das seit sieben Jahren in Baturix’ Stall stand und das er bei der Schlacht von Espeland geritten hatte, er hatte Baturix’ Schwert gefordert und sein Kettenhemd. Sobald sie zurück in Allobroga 1 waren, würde er ihm vermutlich auch die Leibeigenen wegnehmen, die er in Baturix’ Haushalt gegeben hatte und die Baturix und seine Familie mühsam in den Stamm integriert hatten.
    Und so grübelte Baturix, Abend für Abend, wenn die Vorhut bereits für die Nacht versorgt war und der Rest des Heeres langsam eintrudelte, was Cintorix ihm sonst noch alles wegnehmen konnte. Seine restlichen Tiere? Vitellius, das Reitpferd, hatte er zum Glück selbst gekauft, nachdem sein bisheriges Pferd ein Bein gebrochen hatte und geschlachtet werden musste. Sein Vieh? Cintorix hatte ihn mit Vieh ausgestattet, als er ihn zu seinem Bannerträger gemacht hatte, aber es war inzwischen kaum noch dasselbe Vieh. Konnte er ihm das Vieh nehmen? Oder besser, würde er? Der Fürst war seit der Ernennung zum Feldherr und dem Tod des Sabinus praktisch Häuptling der Helvetier, er konnte im Prinzip alles machen. Was gab es sonst? Die Halle? Möglich. Seine Kinder? Nicht ausgeschlossen. Cintorix hatte Baturix, einem Außenweltler mit germanischer Aura, eine keltische Frau gegeben, damit er entwurzelt und als Freier in den Stamm integriert werden konnte, insofern war es wahrscheinlich nur recht und billig, wenn seine Kinder ebenfalls zur Entwurzelung hergenommen wurden. Es gab

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