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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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den Spiegel zu blicken. Ich folgte ihrem Beispiel.
    Eine Waldlichtung, umgeben von hohen Tannen. Das Gras war schwarz von Elfenkörpern. Nur zwei hatten überlebt. Sie betrachteten den toten Körper eines H’san’kors. Wer die beiden waren, konnte ich nicht erkennen, aber es waren ein Mann und eine Frau.
    Rasch machte ich einen Schritt auf sie zu. Als sie hörten, wie das Gras raschelte, fuhren sie herum. Der Mann spannte den Bogen. Ein Auge des Elfen verfolgte jede meiner Bewegungen. Das andere Auge fehlte ihm – nachdem es mit einem Orkpfeil Bekanntschaft geschlossen hatte.
    Ell.
    »Was willst du, Mensch?«, krächzte Miralissa.
    »Ich …«
    »Geh weg, das ist unser Wald!« Das einzige Auge ihres K’lissangs funkelte.
    »Warum bist du überhaupt hergekommen?« Miralissa wischte sich das Blut von der Wange, das aus ihrem Ohr strömte.
    »Um das Horn des Regenbogens zu holen.«
    »Da kommst du zu spät.« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Das Horn ist jetzt bei den Ersten, und selbst wir können es nicht zurückholen. Die Elfen haben die Schlacht verloren, Grüntann ist zerstört. Für dich ist hier kein Platz.«
    »Gut«, sagte ich und trat zurück.
    Das waren nicht die Elfen, die ich kannte. Sie waren anders. Fremd.
    Ell ließ mich nicht aus dem einzigen Auge und sagte etwas auf Orkisch zu Miralissa. Es hört sich wie eine Frage an.
    »Dulle«, antwortete sie und nickte.
    Dulle . Dieses Wort hatte ich schon einmal gehört. Sofort sprang ich zurück.
    Ich fiel auf den Boden und blickte verängstigt in den Spiegel. Dulle hieß auf Orkisch Schieß ! Hätte ich mich nicht daran erinnert, läge ich jetzt mit einem Pfeil in der Stirn da. Ich ging weiter, eilte Lathressa nach. Bald kam ich ihr näher, dann blieb ich wieder zurück. Irgendwann war Lathressa fort, und ich fand mich allein inmitten der Spiegel wieder.
    »He, Garrett!«, rief mich da eine bekannte Stimme.
    Verblüfft blieb ich stehen, betrachtete das Spiegelbild, ging einen Schritt darauf zu …
    Ich sah ihn an, er mich. Wir hatten alle Zeit aller Welten.
    »Na, wie gefalle ich dir?«, wollte er wissen.
    »Ehrlich gesagt, nicht besonders.«
    »Das wundert mich nicht.« Er grinste, und dieses Grinsen geriet ihm irgendwie sehr niederträchtig. Sollte ich wirklich so aussehen?
    Ich musterte dieses getreue Abbild von Garrett dem Meisterdieb. Ein kreidebleiches Gesicht, Ringe unter den Augen, ein schwarzer Bart. Kein schöner Anblick.
    »Wer bist du?« Eine angemessene Frage.
    »Ich? Ich bin ich.«
    »Und was willst du von mir? Raus mit der Sprache! Ich habe keine Zeit, mit meinem Spiegelbild zu plaudern!«
    »Findest du nicht auch, dass das eine ziemlich knifflige Frage ist, Garrett? Wer von uns ist hier von wem das Spiegelbild?«
    »Was soll die Wortklauberei?«
    »Hast du was gegen Wortklaubereien?«
    »Ja.«
    »Da hätten wir schon mal den ersten Unterschied zwischen uns beiden.«
    »Was willst du von mir?«
    »Sag du mir erst mal, wozu du das alles brauchst!«, wollte mein Spiegelbild wissen.
    »Was?«
    »Du weißt nicht, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Warum strengst du dich so an, die Welt oder irgendwelche Menschen zu retten? Wozu legst du dir Freunde zu? Was nützt dir das? Früher hättest du dich nie auf dergleichen eingelassen. Da warst du mir ähnlicher.«
    »Freut mich, dass uns nichts mehr verbindet.«
    »Garrett! Du hast dich von anderen abhängig gemacht! Erinnere dich doch an die goldenen Zeiten, als du nur dir selbst gehört hast, als es nur dich und die Nacht gab! Wie gut es uns da ging! Damals hat dich auch dein Gewissen nie gequält! Da hättest du kurzen Prozess mit Bleichling gemacht! Wie leicht du damals getötet hast! Wie gern!«
    »Das habe ich nicht! Ich habe immer nur getötet, um meine Haut zu retten! Spaß hat mir das nie gemacht! Außerdem habe ich nicht die Absicht, mit dir in Erinnerungen an vergangene Zeiten zu schwelgen. Das Gespräch ist beendet.«
    Ich trat einen Schritt vom Spiegel zurück.
    »Ohne mich kommst du von hier nicht weg, Garrett!«, höhnte mein Spiegelbild.
    »Wer bist du?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt! Was für ein mieses Gedächtnis!«
    »Du hast mich doch nicht nur zum Plaudern gerufen. Du bist doch stets auf deinen Vorteil bedacht! Also, was willst du?«
    »Allmählich verstehen wir uns. Ich habe da von einem hübschen kleinen Geschäftchen gehört. Aus alter Freundschaft würde ich dir einen netten Anteil anbieten.«
    »Kleine Geschäfte bedeuten auch einen kleinen Gewinn«, schlug ich

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