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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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konnte aber dennoch nicht erkennen, was es sein mochte. Deshalb ging ich näher an den Mond heran, ohne jedoch auf ihn zu treten. Da sah ich, dass es der Schlüssel vom Flügeltor war. Offenbar konnte ihm die Magie, die in diesem Saal wirkte, nichts anhaben. (Vielleicht war ich aber auch einfach ein Glückspilz!) Ich brauchte nur die Hand auszustrecken, ihn an mich zu nehmen und mir um den Hals zu hängen. Mein Kopf war noch einmal davor bewahrt worden, mir von Egrassa abgerissen zu werden.
    R-r-u-u-u-u-o-o-o-o!
    Und jetzt galt es, einen Weg zu finden, bei dem ich nicht auf die Selena treten musste.
    Ich lief über den Sternenhimmel und suchte eine Treppe, die nach oben führte.
    R-r-r-u-u-u-u-tu-du-u-u-u!
    »Ich höre dich ja«, brummte ich.
    Da entdeckte ich etwas, doch das Wort Treppe wollte mir nicht über die Lippen. Es waren nur ein paar Vorsprünge aus Stein, die zwischen den Sternen in den Himmel gehauen waren. Ich erklomm die erste Stufe, sprang hoch, klammerte mich an die zweite und zog mich hinauf. Das wiederholte ich, um zur nächsten Stufe zu kommen. Irgendwann flackerte es, und die Magie des Sternenhimmels verflüchtigte sich. Ich befand mich wieder in einem Saal mit Wänden und einem Boden.
    Bei dieser Kletterpartie geriet ich tüchtig außer Atem. Die Vorsprünge waren so schmal, dass ich kaum beide Beine nebeneinanderzusetzen vermochte. Ich vermied jeden Blick nach unten. Inzwischen war ich so hoch gekommen, dass ich Lathressas Schicksal teilen würde, sollte ich fallen. Dann aber tauchten Metallbügel auf, die in die Wand eingelassen waren, Sagoth sei gepriesen. Nun kam ich leichter voran, und schon bald erreichte ich eine breite Steinfläche.
    Hier wehte ein heftiger Wind.
    U-u-u-u-u-u-u-u-o-o-o-o-o-o!
    Der Ruf des Horns klang nun tiefer und klarer. Das verfluchte Pfeifen war nah. Ganz nah. Nachdem die Welt abermals geflackert hatte, umgab mich wieder der Sternenhimmel. Unter mir strahlte die Selena mit ihrem violetten Licht. Sie war in all den Sternen kaum noch auszumachen.
    Gut. Und weiter? Bügel gab es keine mehr, aber immerhin ließ sich die glatte Wand schwach erkennen. Eine Leiter, die weiter in den Sternenhimmel hinaufführte, hing drei Yard vor mir im leeren Raum. Zum wiederholten Mal bedauerte ich den Verlust des Elfenseils. Mit ihm hätte ich diese Leiter mühelos erreicht. So blieb mir nur ein einziger Versuch.
    Noch einmal äugte ich nachdenklich zur Leiter hinüber. Drei Yard, das konnte ich schaffen. Außerdem gab es keine andere Möglichkeit. Nun denn, Sagoth steh mir bei!
    Ich bekam die unterste Sprosse gerade noch zu fassen. Sie war glatt, doch die Götter wollten offenbar nicht, dass ich abrutschte und meinen Flug hinein in die Selena antrat. Ich streckte die linke Hand nach der zweiten Sprosse aus, umklammerte sie, zog mich hoch, stemmte erst ein Bein, dann das andere auf die untere Sprosse – und konnte schließlich hinaufklettern.
    U-u-u-u-u-u-u-o-o-o-o-o-o-o!
    Der Wind pfiff, und das Horn vertrieb mit seinem Gesang die Stille im Saal. Die Leiter hatte mich in einen hell erleuchteten Gang gebracht.
    U-u-u-u-u-u-u-u-o-o-o-o-o-o-o-r-a-a-a!
    Der Schrei des Horns ließ den Boden erbeben. Unter mir spannte sich der Sternenhimmel. Zwischen den Sternen zog sich eine Perlenbrücke zu Groks Grab. Über sie ging ich.
    Für die Grabstätte war Amethyst verwendet worden. Vier elegante Säulen trugen ein Kuppeldach von zartblauer Farbe. Auf der Grabplatte waren die Worte eingemeißelt: Dem großen Soldaten Grok von seinem dankbaren Land .
    »Da wären wir«, stieß ich erleichtert aus, auch wenn ich selbst noch nicht glauben konnte, mein Ziel erreicht zu haben.
    Ich stand am Grab des berühmten Feldherrn und Bruders des Unaussprechlichen. Kein heiliges Schaudern erfasste mich. Da ruhte er also, diese Legende, der große Feldherr, der das Land im Krieg des Frühlings vor den Orks gerettet hatte. Ja und? Ich war ja auch gerade dabei, das Land zu retten, und nach allem, was ich erfahren hatte, war Grok kein Held, wie er im Buche steht. Seinen Fehlern hatten wir schließlich den Unaussprechlichen zu verdanken.
    Mitten auf dem Grab schimmerte das Horn des Regenbogens. Es sah immer noch so aus wie damals, als ich es zum ersten Mal in meinem Traumgesicht gesehen hatte. Ein großes, geschwungenes Horn aus Bronze, mit Einlagen aus Perlmutt und den bläulichen Knochen der Oger. Ein schönes, fein gefertigtes Stück. Ein echtes Kriegshorn, dessen sich nicht einmal der König zu schämen

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