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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zurück, dabei Blütenblatt um Blütenblatt von den Narzissen zupfend.
    Ich werde warten. Aber nicht lange.
    Er spürte die Worte eher, als dass er sie hörte. Mit dem Schwert in der Hand überließ er sich der Vorfreude auf den Kampf. Die Orks beendeten ihre Beratung, einer von ihnen rief die Bogenschützen zurück.
    »Wir bieten dir zum letzten Mal an, dich zu ergeben, du Ratte!«
    Ratte? Ja, er war in der Tat eine Ratte, und es galt ihm als Ehre, das Tier in seinem Wappen zu führen. Treibt eine Ratte nie in die Ecke , das war der Leitspruch seiner Familie. Eine Ratte hatte nichts zu verlieren, sie konnte ihr Leben teuer verkaufen.
    »Kommt nur, Orks! Ich werde euch zeigen, wozu eine Ratte imstande ist!«
    Diese Worte entschieden die Sache. Die Feinde zogen auf die Brücke. An der Spitze lief ein hochgewachsener Ork, der mit einem Yatagan und einem Rundschild bewaffnet war, aber nicht einmal ein Kettenhemd, sondern lediglich eine Jacke aus dickem, grobem Leder und einen leichten Halbhelm trug. Alistan Markhouse trat ihm entgegen, denn es war am besten, den Feind in der Mitte der Brücke zu empfangen – dann blieb ihm noch etwas Raum, um nach hinten auszuweichen.
    Die Zeit seiner Kindheit fiel ihm ein. Mit fünf Jahren hatte er zum ersten Mal ein Schwert in der Hand gehalten. Wie ungeschickt er sich damals angestellt hatte! Er vermochte sich dem Rhythmus der Klinge einfach nicht anzupassen, schaffte es nicht, den Tanz mit ihr zu eröffnen. Dieses Unvermögen überwand er erst, als sein Lehrer eine Flöte in den Waffenhof mitbrachte.
    Die Flöte sang, die Musik flutete über den Waffenhof. Das half dem Jungen, eins mit seiner Waffe zu werden. Das Lied der Flöte verriet ihm, wann er stechen, wann er das Standbein wechseln und wann er sich gegen eine Attacke verteidigen musste. Der alte Meister war mit dem Sohn seines Herrschers zufrieden.
    Und selbst heute, da Jahre vergangen waren und längst Blumen am Grab seines ersten Lehrers wuchsen, wohnte das Lied der Flöte noch im Herzen des Grafen. Sobald er nach seinem Schwert griff, erklang es in seinen Ohren. Diesem Lied hatte er es wohl auch zu verdanken, dass er zu einem der besten Schwertkämpfer Vagliostriens geworden war.
    Nun stimmte die Flöte ihr letztes Lied für ihn an. Eine heitere, kecke Melodie trug Alistan Markhouse in den Kampf.
    Sing, Flöte, sing!
    Er wartete gar nicht, bis der Ork angriff, sondern stürmte sofort auf seinen Gegner los, denn dessen linkes Bein stellte eine allzu verlockende Beute dar. Das Schwert beschrieb einen Bogen und zertrennte Fleisch wie Knochen. Der Ork schrie auf und ging zu Boden. Sogleich hieb Mylord Alistan mit schnellen und kräftigen Schlägen auf den Helm des Feindes ein.
    Sing, Flöte, sing!
    Der zweite Ork ließ sich vom Tod seines Gefährten nicht abschrecken und schoss auf Markhouse zu. Der wagte einen Ausfall, den der Ork mit dem Schild abwehrte, um dann unverzüglich zum Gegenschlag auszuholen. Der Yatagan durchschnitt mit einem bedrohlichen Zischen die Luft, doch die Klinge des Grafen fing den Schlag ab. Er stieß den Yatagan von sich weg, schlug erst auf das Gesicht seines Gegners ein und fiel dann über den Schild her.
    Sing, Flöte, sing!
    Der Ork schwankte, stolperte über die Leiche seines Gefährten und musste sowohl von seinem Yatagan als auch von seinem rechten Arm Abschied nehmen.
    Sing, Flöte, sing!
    Noch bevor ihn Markhouse jedoch töten konnte, setzte ein dritter Ork über den verwundeten Angreifer hinweg und eröffnete eine wütende Attacke auf den Grafen. Ein paar Orks brachten unterdessen den Krieger, der seinen Arm eingebüßt hatte, von der Brücke herunter. Der Gegner des Grafen führte sowohl einen Yatagan als auch einen Langdolch. Doch auch ohne Schild gab er sich keine Blöße. Der Yatagan und der Dolch verbanden sich zu einem silbernen Flechtwerk, das der Graf nicht zu durchbrechen vermochte. Wann immer das Schwert auf den feindlichen Stahl traf, heulte es wütend auf. Die Flöte, die der Ork nicht hörte, antwortete dem Schwert.
    Sing, Flöte, sing!
    Der Yatagan pfiff herab, traf jedoch auf Markhouse’ Klinge. Alistan schaffte es, die feindliche Waffe nach rechts zu drücken und dem Ork den Schwertknauf mit aller Wucht vors Kinn zu rammen.
    Sing, Flöte, sing!
    Der Schlag mit dem schweren Knauf zersplitterte den Knochen, der Ork fiel zu Boden. Alistan Markhouse hatte indes nicht die Absicht, seinen Gegner mit dem Leben davonkommen zu lassen. Dies war nicht die Zeit für ritterliche Gesten,

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