Schattentänzer
verlange keine Bezahlung dafür.«
Ich zog eine Braue hoch. Ein Phlini verzichtet auf seinen Lohn …?
»Wir leben in düsteren Zeiten«, sagte Iirroo, als er meine erstaunte Miene bemerkte. »Wenn wir den Elfen jetzt nicht zur Seite stehen, wenn die Orks siegen, dann wird es bald niemanden mehr geben, dem wir unsere Neuigkeiten verkaufen können. Sicher, wir mögen gierig sein – aber wir sind nicht dumm.« Dann wandte er sich wieder an den Elfen. »Wie lautet die Nachricht, Trash Egrassa?«
»Mein jüngerer Bruder soll sich auf den Rat verlassen und die Rückkehr unseres älteren Bruders Epilorssa abwarten. Ich werde zurückkommen, sobald ich kann. Und er muss sich sofort etwas für die Schwarze Flamme einfallen lassen. Sie kann nicht unser K’lissang sein.«
»Du weißt, was getan werden muss, Elf, aber du hast Angst vor diesem Schritt«, bemerkte da Flaumige Wolke, Während sie aus dem Dunkel heraustrat. »Dergleichen hat es schon einmal gegeben.«
»Es ist an Epilorssa, diese Entscheidung zu treffen«, entgegnete Egrassa. »Er ist das Oberhaupt des Hauses …«
»Bist du sicher, dass dein älterer Bruder aus dem Norden zurückkommt? Bist du sicher, dass er die Blätterkrone zu tragen gedenkt? Du weißt, was er von Macht hält. Silbertönender Bach hat dich nicht ohne Grund König genannt. Begib dich also besser so schnell wie möglich zu deinem Haus, Elf! Wir bringen deine Freunde in die Lande der Menschen. Du weißt, eine Hochzeit zwischen dem König aus dem Haus des Schwarzen Mondes und der Königin aus dem Haus der Schwarzen Flamme würde alle Schwierigkeiten aus der Welt räumen. Dann wäre die Schwarze Flamme nicht länger euer K’lissang.«
»Wenn das Haus der Schwarzen Flamme beschlossen hat, uns für acht Jahre zu dienen, ist das eine Sache. Eine Ehe mit Melessa verbände unsere beiden Häuser dagegen für immer. Das wird der Rat niemals zulassen. Zusammen wären die beiden Häuser sehr stark. Irgendwann würden Forderungen nach einem Großkönig laut werden. Ein vereintes Königreich wäre jedoch nur eine neuerliche Brutstätte für Zwist und Streit.«
»Das sind Fragen der Politik«, erwiderte die Dryade. Dann richtete sie ihr Wort an Iirroo. »Breche nun auf, Phlini, und beeile dich!«
»Nein!«, rief da Aal. »Du hast von den Elfen gesprochen, Phlini. Was aber ist mit den Menschen?«
»Leider weiß ich von ihnen kaum etwas. Das Grenzkönigreich hat all seine Kräfte für die Schlacht aufgeboten. Die zweite Orkarmee hält auf Ranneng zu, die dritte hatte einzelne Truppen nach Maiding geschickt, doch noch hält sich die Stadt. Um Moizig haben die Ersten einen Bogen gemacht. Wenn ihr euch sputet, könnt ihr also noch ungehindert durch dieses Gebiet ziehen. Allerdings sind das Neuigkeiten von gestern, vielleicht hat sich inzwischen etwas ereignet, von dem ich nichts weiß. Tut mir leid. Und nun lebt wohl!«
Der Libzick summte, zog zum Abschied einen Kreis und verschwand im Dunkel des Waldes. Sofort erhitzten sich Aal, Mumr und Egrassa darüber, was die Orks in Vagliostrien anrichten konnten. Es war ein kluger Zug gewesen, das Grenzkönigreich und die Elfen abzulenken und derweil die dritte Streitmacht nach Vagliostrien zu führen. Wer sollte uns nun noch helfen? Gewiss, im Norden mochte sich das Königreich aus eigener Kraft halten können, aber der Süden war schwach, ihn konnten die Orks in einem Streich nehmen.
Niemand hatte damit gerechnet, dass die Ersten einen zweiten Krieg des Frühlings anzetteln würden. Gebe Sagoth, dass Ranneng standhielt. Fiele die einstige Hauptstadt und könnten die Grenzkönigreicher und die Elfen die Orks nicht aufhalten, dann würden uns die Ersten bis zum Kalten Meer jagen. Eine Aussicht, die wahrlich Hoffnung spendete. Damit wäre unser Ende besiegelt – ohne dass der Unaussprechliche und das Horn dabei irgendeine Rolle gespielt hätten!
Am nächsten Morgen konnte Hallas bereits aufstehen. Über die Anwesenheit der Dryaden und Elche verlor er kein Wort. Der Gnom blickte mürrisch drein und brachte kaum einen Ton heraus. Als er von Kli-Kli hörte, der Krieg habe begonnen, nickte er bloß. Nur als ihm Lämpler seine Streithacke reichte, presste er ein »Danke« heraus und schulterte die Waffe. Kli-Kli übergab ihm mit einiger Verlegenheit Delers Hut. Der Gnom drehte das Geschenk in den Händen, hüstelte und setzte ihn schließlich auf.
»Wie lange muss ich diesen Verband noch tragen? Ich bin doch wieder völlig hergestellt.«
»Noch eine Weile«,
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