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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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antwortete Sonnenlichter Strahl, die einem Elch über den Hals streichelte.
    »Und wie lange dauert eine Weile?«
    »Nicht lange.«
    Hallas schnaubte, fing mit der Dryade jedoch keinen Streit an. Selbst als er hörte, er müsse zusammen mit einer Tochter des Waldes auf einem Elch reiten, murrte er nicht.
    Den ganzen kalten Herbsttag verbrachten wir auf dem Rücken der Elche. Die Tiere liefen so schnell, dass der Wald förmlich an uns vorbeiflog und zu einem einzigen braun-goldenen Fleck verschmolz.
    Mittags ließen wir den Goldenen Wald hinter uns. Lämpler dankte Sagra. Danach ritten wir durch gewöhnlichen Herbstwald, dessen Bäume bereits kahl waren. Das erstaunte mich jedoch nicht, schließlich waren die letzten Tage des Oktobers angebrochen. Bald würden uns Fröste zusetzen. Wie konnten die Dryaden bei diesem Wetter nur barfuß umherstreifen?
    Die Nähe der Töchter des Waldes beschützte uns. Die Dryaden machten es außerdem möglich, ein gewaltiges Lagerfeuer zu entzünden, ohne dass wir fürchten mussten, die Orks könnten es entdecken. Das Feuer fauchte und spendete ein wenig Wärme, die vor allem Kli-Kli brauchen konnte, denn ihr drohte eine Erkältung. Über ihre Aufgabe und Glo-Glo sprachen wir nicht mehr. Wenn Kli-Kli auf mich aufpassen sollte, dann sollte sie es halt tun. Inzwischen hatte ich mich ohnehin daran gewöhnt, und sie war mir weit lieber als irgendjemand sonst. Egrassa hing meist seinen eigenen Gedanken nach, er war zwischen der Pflicht gegenüber uns und der gegenüber seinem Haus hin- und hergerissen. Lämpler kümmerte sich um Hallas, der zwar seine alten Kräfte wiedererlangt hatte, doch nach wie vor finsterer als der Herbsthimmel dreinblickte.
    Am zweiten Tag, nachdem wir den Goldenen Wald verlassen hatten, erklärte uns Flaumige Wolke, wir würden kein Nachtlager aufschlagen. Hallas bemerkte giftig, selbst ein Gnom würde es nicht Tag und Nacht auf einem solchen Zotteltier aushalten. Anschließend wollte er von der Dryade wissen, wann ihm endlich der elende Verband abgenommen werde. Sonnenlichter Strahl erwiderte daraufhin, sie werde den Verband sofort abnehmen, aber wenn Hallas danach nicht endlich Ruhe gebe, werde sie Läufer im Mondschein bitten, den Gnom mit den Elchhufen bekannt zu machen. In diesen Handel willigte Hallas sofort ein.
    Nachdem der Verband ab war, betrachtete Hallas sein Gesicht lange in dem Spiegel, den Kli-Kli ihm gegeben hatte. Danach erbat er von Lämpler mit ausdrucksloser Stimme ein Tuch. Lämpler gab ihm ein Stück schwarzen Stoffs, dass sich Hallas vor die leere Augenhöhle band. Mit ihr sah der Gnom wie ein Pirat oder ein Lustiger Liederjan aus.
    Irgendwann schlief ich ein und wachte erst wieder auf, als der Elch stehen blieb. Es war früher Morgen, die dunklen Silhouetten der Bäume veschmolzen fast noch mit dem schwarzen Himmel. Es roch feucht und kalt. Mich fröstelte. Nachdem ich von dem Elch abgesessen war, half ich auch Kli-Kli herunter.
    »Wir haben die Isselina erreicht«, erklärte sie.
    Bei jedem Wort quoll eine kleine Dampfwolke aus ihrem Mund.
    Den Schwarzen Fluss konnte ich nicht sehen, das Wasser war genauso dunkel wie der Wald um uns herum.
    »Und nun?«, brummte Hallas und zog seinen Umhang fest um sich.
    »Danke, Läufer im Mondschein«, wandte sich Flaumige Wolke an den Elch.
    Das Tier schnaubte und hüllte die Dryade dabei in Dampf ein, wandte sich um und sprang in den Wald. Die anderen Elche folgten ihm. Eine Sekunde später zitterten nicht einmal mehr die Sträucher. Fast konnte man meinen, es wären niemals Tiere aus Fleisch und Blut durch sie hindurchgesetzt, sondern körperlose Geister.
    »Nun?«, wandte sich Sonnenlichter Strahl an den Gnom. »Nun setzen wir unseren Weg über den Fluss fort.«
    »Jetzt?!«
    »Ja.«
    »Ist es nicht zu dunkel und zu kalt für ein Bad, verehrte Lady?«
    Ich schwöre es bei allen Göttern: Tief in ihrem Innern bedauerte Sonnenlichter Strahl, den Gnom gerettet zu haben.
    »Gedulde dich, dann wirst du alles verstehen«, antwortete Flaumige Wolke an Stelle von Sonnenlichter Strahl, die Hallas keines Wortes mehr würdigte.
    Also warteten wir. Irgendwann bemerkte ich in den Zweigen eines Baumes zwei kleine blaue Punkte. »Sieh mal, Kli-Kli, ein Waldgeist.«
    »Den habe ich schon längst entdeckt. Er passt auf diesen Teil des Waldes auf.«
    »Mir ist sonst gar keiner aufgefallen«, sagte Aal.
    »Die anderen Waldgeister halten Winterschlaf und wachen erst im Frühling wieder auf. Sie haben diesen Wicht hier

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