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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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geschehen … ich sah es … ich erlebte es nicht … es war ein Traum …
    Der Tag versprach klar zu werden, auch wenn es gestern Abend erneut geschneit hatte und der Himmel voller Wolken hing. Der Frost, der den ganzen Norden seit einer Woche umklammert hielt, schien sich für kurze Zeit zurückgezogen zu haben. Die Soldaten brauchten nicht mehr zu fürchten, dass ihnen die Waffe an der Hand anfror.
    Seit dem frühen Morgen wartete Stalkons Armee auf den Unaussprechlichen. Berittene Späher hatten berichtet, die Vorhut des Gegners sei nur noch knapp zwei Stunden entfernt. Der Unaussprechliche rücke mit gut sechzigtausend Soldaten gegen die knapp achtundzwanzigtausend Mann Vagliostriens vor. Der Leutnant der Königsgarde, Ysmee Markhouse, sog die frische Morgenluft ein. Es würde ein schwerer Tag werden. Wie durch ein Wunder hatte der König noch achtzehntausend Soldaten aufgestellt, dreitausend Söldner ausgehoben und siebentausend Reservisten zusammengezogen. Von der Grenze zu Issylien eilten weitere fünfzehntausend Mann nach Awendum, doch jedem Dummkopf war klar, dass sie erst eintreffen würden, wenn die Schlacht bereits vorüber war.
    »Das wird nicht leicht, oder, Leutnant?«
    »Nein, Wartek.«
    »Das Gelände ist miserabel.«
    »Ein besseres wirst du aber nicht finden. Und du willst unsere Gäste ja wohl nicht in Awendum empfangen? Wie ist die Stimmung unter den Männern?«
    »Sie wetten darauf, wer den ersten Feind tötet.«
    »Nur dass wir als Königsgarde gar nicht in den Kampf ziehen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Wir haben den König zu schützen.«
    »Und was sollen dann die Bibermützen?«, hielt Wartek dagegen. »Ich habe gehört, wir alle sollen auf den linken Hang. Als Reserve.«
    »Das hab ich auch gehört.« Ysmee zuckte mit den Achseln.
    »Ihr solltet die Rüstung anlegen, Mylord«, sagte Wartek.
    »Dazu bleibt noch Zeit genug.«
    »Da wäre ich mir nicht sicher. Die Vorhut des Feindes wurde bereits gesichtet. Hinter diesem Wald dort drüben.«
    »Mylord!« Ein Soldat kam mit einem Schreiben herbeigelaufen. »Vom Kommandeur der Mitte.«
    Ysmees Blick huschte über die Zeilen. Mit einem Nicken bedeutete er dem Soldaten, dass er sich zurückziehen dürfe.
    »Wartek! Die Männer sollen tatsächlich auf den linken Hang.«
    »Was ist mit dem König?«, fragte Wartek.
    »Bring die Männer auf die linke Seite, Gardist!« Ysmees Stimme klang hart wie Stahl.
    »Ja, Leutnant!« Wartek nahm seinen schneebedeckten Helm von der Erde auf und eilte davon, um den Befehl auszuführen.
    Bevor er zum König ging, um sich die letzten Anordnungen abzuholen, ließ Ysmee noch einmal den Blick über das Feld schweifen, das vor ihm lag. Jemand hatte ihm den Namen Feenfeld gegeben, warum, das wusste Ysmee nicht. Aber was spielte der Name auch schon für eine Rolle? Der Kampf würde nicht leichter werden, wenn es Feld der Marienkäfer oder Feld des Großen Propheten hieße.
    Der Kriegsrat hatte es nicht zufällig zum Schauplatz dieser großen Schlacht gewählt. Es lag vier Tagesmärsche von Awendum entfernt, an einer Stelle, an der die Armee des Unaussprechlichen vorbeikommen musste. Am südlichen Ende erhob sich ein flacher Hügel. Auf ihm hatte der König sein Zelt aufgeschlagen. Die Gnome hatten hier zwei Katapulte und eine Kanone aufgestellt. Mit einer zweiten Kanone befanden sie sich auf dem Weg hierher, waren aber noch hinter der Isselina.
    Der Hügel bildete den Kern ihrer Verteidigung. Hier waren zweitausend Fußsoldaten, fünftausend Reiter und sechstausend Windspieler aufgezogen. Der Gegner würden diesen Hügel unter dem Beschuss der Bogenschützen erklimmen müssen, die Reiterei könnte die Hänge hinunterpreschen und nach Herzenslust unter den Feinden wüten.
    Um die Mitte sorgte sich Ysmee daher kaum. Und auch ihre Flanken wurden gut durch Reiter geschützt. Links würde er mit seinen Männern stehen, rechts die Mondhengste, kühne Burschen, die notfalls auch jederzeit zur rechten Armee vorstoßen konnten.
    Hinter dem Hügel hielten sich die Heiler bereit.
    Eine halbe League vor ihm erhob sich hinter dem Feld der dunkle Regher Wald. Von Norden her führten links und rechts zwei Straßen am Wald vorbei.
    Die linke Straße zog sich zwischen dem Hügel und dem Luser Wald dahin, vorbei an einem Bach, dem sogenannten Weinbach. Die rechte verlief zwischen dem Hügel und dem Fluss Kisewka, an ihr lag das Dorf Holzbogen.
    In diesem Dorf war die rechte Armee stationiert, der zweitausend Armbrustschützen

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