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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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begriff, wie ihm geschah, hatten ihn die langen Steinhände des Untiers schon bei den Beinen gepackt, hochgerissen, herumgeschleudert und mit dem Kopf gegen den Sockel geknallt. Es gab ein Geräusch, als knackte jemand eine Nuss, das Gemäuer färbte sich dunkel, der Gargoyle kehrte lautlos an seinen alten Platz zurück und verwandelte sich wieder in Stein.
    Es überstieg meine Kräfte, mein rasendes Herz zu beruhigen. Sagoth steh mir bei! Ich konnte den Blick nicht von diesem Monster lösen, das gerade einen Mann getötet hatte! Das Vieh rührte sich jedoch nicht mehr und gab kein Lebenszeichen von sich.
    O nein, Freundchen, mich täuschst du nicht!
    Der Rücken des Wasserspeiers, hinter dem ich mich versteckt hielt, zitterte erneut. Also hatte ich mich nicht getäuscht! Mir stockte der Atem. Der Kopf auf dem Steinhals geriet in Bewegung …
    Wie gesagt, wenn es darauf ankam, vermochte der alte Garrett schnell wie der Blitz zu denken. Und eben noch schneller zu laufen.
    Ohne jenen Augenblick abzuwarten, da dieses steinerne Untier vollständig aus seinem langen Schlaf erwacht war, gab ich Fersengeld und stürzte zum Flügeltor zurück. An Lathressa würde ich schon irgendwie vorbeikommen …
    Steinerne Krallen schlugen auf dem Boden auf. Etwas Riesiges wollte mir da an die Kehle. Also legte ich einen Zahn zu.
    An dem nächsten Gargoyle schlüpfte ich gerade noch vorbei, ehe er vom Sockel sprang. Bis zum Ende des Ganges war es nicht mehr weit – doch da versperrte mir ein drittes Untier den Weg. Jetzt stehen zu bleiben hieße eine große und tödliche Dummheit zu begehen. Deshalb warf ich mich zu Boden, schlitterte auf dem Bauch über die Marmorplatten durch die Beine des Untiers hindurch, sprang wieder auf und eilte weiter.
    In dem Augenblick hörte ich hinter mir ein gewaltiges Krachen. Der Gargoyle, der mich verfolgt hatte, war in seinen Gefährten hineingeknallt, unter dem ich gerade so geschickt durchgeschlüpft war.
    Und dann hatte ich das Flügeltor auch schon erreicht.
    Der leuchtende Fußboden davor, das Dunkel in der Tiefe des Saales. Außer mir gab es hier niemanden. Lathressa und Balistan Pargaide hatten nicht erst abgewartet, bis mich diese Büttel abmurksten, sondern waren, da ihnen irgendein Stumpfhirn das Flügeltor so freundlich geöffnet hatte, unverzüglich zur dritten Terrasse hinabgestiegen.
    In diesem Augenblick drang ein enttäuschter Seufzer aus dem Gang an mein Ohr. Ich fuhr herum.
    Einige der zum Leben erwachten Statuen drückten sich im Durchgang herum. Das blaue Licht fiel auf sie. Sie starrten mich in hilfloser Wut an, drehten sich schließlich um und stapften zurück. Das Ende des blauen Lichts bedeutete auch das Ende ihres Weges.
    Ich atmete tief durch. In dem Tagebuch des toten Gardisten hatte nicht umsonst gestanden, das blaue Licht bringe den Tod.
    Das war knapp gewesen.
    Kli-Kli hatte mich immer wieder aufgezogen, mein Spaziergang durch die Beinernen Paläste würde mir als eine einzige Hetzerei in Erinnerung bleiben. Allmählich glaubte ich, dass da was dran war.
    Beinahe wäre mir entgangen, dass sich das Flügeltor schon wieder schloss, denn auch das ging völlig lautlos vor sich.
    Jetzt nicht getrödelt! Fieberhaft hielt ich nach dem Elfen Ausschau, in dessen Hand ich den Schlüssel geschoben hatte.
    Da! Der Elf!
    Doch seine Hand war leer! Die verdammte Lathressa musste das Artefakt an sich gebracht haben! Egrassa würde mir den Kopf abreißen, wenn ich ohne die Reliquie vor ihn trat.
    Dies war jedoch nicht die Zeit, das gesamte Universum zu verfluchen, dazu war der Spalt zwischen den Flügeln des Tors bereits zu schmal. Wenn ich nicht ein Loch in das Tor nagen wollte, um zur dritten Terrasse zu gelangen, sollte ich mich jetzt wohl hindurchzwängen.
    Ich schaffte es, allerdings in letzter Sekunde.
    Das Tor schloss sich gänzlich hinter mir. Wollte ich auf diesem Weg zurückgelangen, musste ich entweder Lathressa den Schlüssel abfingern (worauf ich kaum hoffte) oder einen anderen Ausgang finden (worauf ich noch weniger hoffte). Mir blieb nur, inständig darum zu bitten, irgendeine gute Seele möge die Schamanin erledigen, damit ich ihr den Schlüssel abnehmen konnte.
    Ich sackte mit dem Rücken gegen die glatte schwarze Fläche des Tors und spähte in die Dunkelheit. Unmittelbar hinter dem Tor schimmerte noch etwas schwaches Licht, doch bereits nach dreißig Schritt herrschte dichtes samtenes Dunkel. Ich stand auf einer Granitfläche, die kaum breiter als das Tor selbst,

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