Schattentänzer
Körper in den Turm eingelassen waren. Ein allumfassender Schmerz verzerrte seine Gesichtszüge.
Blindlings und die Knochen unter meinen Füßen zermalmend stürzte ich davon. Der Ork schrie wie ein Schwein, das einem ungeschickten Metzger unters Beil geraten war. Ich flog von einem Ende des Hofes zum anderen, setzte über Steine, strauchelte und wäre beinahe in dem Blut gelandet, das sich im Hof ausbreitete, rollte zur Seite, sprang auf, presste mir die Hände auf die Ohren und hetzte weiter.
Als ich bemerkte, dass ich die Armbrust verloren hatte, machte ich noch einmal kehrt, um meine Waffe aufzuklauben. Sofort schlug mich der Schrei des gepeinigten Wesens wieder in die Flucht, raubte mir den Verstand und legte am Grund meines Bewusstseins ein kaltes Angstgefühl frei.
Diese Angst beherrschte mich und ließ mich winseln. Dankbar entdeckte ich in der Mauer dem Tor gegenüber ein Loch. Doch selbst als ich die Festung hinter mir gelassen hatte, raste ich noch weiter.
Ich blieb erst stehen, als der Schrei des ewig sterbenden Wesens verebbt war.
Die Hände auf die Schenkel gestützt, rang ich nach Atem. Beim Dunkel aber auch! Was für eine Rennerei! Die Beinernen Paläste würden mir noch vollends die Gesundheit ruinieren!
Ich spähte zurück auf die Burg. Von hier aus wirkte sie kaum größer als eine jener Schatullen, in denen gewisse Herrschaften jene Steinchen aufbewahren, die dir den Verstand rauben.
Das Sonnenlicht, das mich bisher geblendet hatte, verblasste allmählich. Über Tage hätte ich mir darüber selbstverständlich nicht den Kopf zerbrochen, sondern wäre schlicht und einfach davon ausgegangen, der Abend senkte sich herab und die Dämmerung breitete sich aus. Vielleicht galt das ja auch unter Tage. Warum also länger hier herumstehen und glotzen, wie die Höhle in der Dunkelheit verschwand? Und wozu ein weiteres »Feuer« verschwenden, deren Zahl ohnehin schon mächtig geschmolzen war, wenn ich die Reste jenes Sonnenlichts nutzen konnte, um zum Höhlenausgang zu gelangen?
Jede Minute linste ich zu der dunkler werdenden Decke hoch. Doch noch ehe ich den rötlich schimmernden Pfad hinter mich gebracht hatte, war das Sonnenlicht verblasst. Gerade als ich ein weiteres »Feuer« opfern wollte, geschah allerdings ein Wunder. Die Steinbuckel, zwischen denen der Weg verlief, flackerten alle zugleich, flammten auf und erstrahlten in einem kalten fahlblauen Licht.
Weitere solcher Steine, die jedoch kleiner waren, wuchsen aus der Wand heraus. Sie beschienen einen Pfad, den ich zuvor nicht bemerkt hatte und der sich in Serpentinen nach oben schlängelte.
Mein bisheriger Weg endete vor der Wand – und in die war kein Ausgang eingelassen. Damit blieb nur der Pfad, um die Höhle zu verlassen.
Der Pfad war so schmal, dass ich mich gegen die Wand presste, um mich wenigstens etwas sicherer zu fühlen. Doch selbst jetzt wäre mir ein Flug in die Tiefe gewiss, träte ich auf einen losen Stein. Selbstverständlich lauerte da kein Abgrund von hundert Yard, doch sollte ich abstürzen, würde ich mir fraglos alle Rippen brechen. Deshalb vermied ich lieber jeden Blick in die Tiefe, während ich den Weg durch die in den lotrechten Fels gehauenen Serpentinen zurücklegte.
Am Ende fand ich mich auf einer ebenen Fläche wieder. Nun hatte ich mir aber ganz entschieden eine Erholung verdient. Ich streckte mich aus, nahm mir einen Zwieback, schüttelte die Flasche, um zu erfahren, wie viel Wasser sie noch enthielt, und schnalzte enttäuscht mit der Zunge: höchstens drei, vier Schluck. Ich sollte den kärglichen Vorrat schnellstens auffüllen.
Der Zwieback schmeckte wie immer nach nichts und war so zäh wie die Sohle eines alten Soldatenstiefels (Sagoth sei gepriesen, dass er nicht auch so stank!). Nachdem ich diesen Fraß hinuntergewürgt hatte, hatte ich endlich einen Blick für meine Umgebung übrig. Bis zur Decke waren es nicht mehr als sechs Yard, bis zum Boden etwa fünfzig. Die ganze Höhle lag wie auf dem Silbertablett vor mir: Hunderte von Buckeln, die wie klare, kalte Glühwürmchen mit einem magischen Feuer leuchteten. Der Boden und die Wände ertranken in den blauen Lichtkreisen dieser Buckel. Die weiter hinten liegenden Lichtkreise verschmolzen zu einer hellen Linie. Selbst die nächtlichen Lichter in den Wäldern Sagrabas reichten nicht an diese Schönheit heran.
Ich hätte das ewig bestaunen mögen – aber dann würde ich das Horn des Regenbogens niemals in Händen halten. Deshalb stand ich mit einem
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