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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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aus grellgrünen Flecken über den Boden: ein Wegweiser durch das Dunkel.
    Sobald das Blut jedoch trocknete, verlor es seine magische Eigenschaft. In fünf Minuten würde mich wieder Dunkelheit umhüllen. Ich beschleunigte meinen Schritt. Noch bevor das grüne Blut an meinem Messer verlosch, machte ich in der Ferne einen Lichtfleck aus. Offenbar sollte ich der Dunkelheit noch einmal entkommen.
    Mit neuem Mut hielt ich auf das gelbe Leuchten zu. Plötzlich löste sich ein kleines Licht davon ab, zitterte und entzog sich meinem Blick. Da begriff ich, dass ich Fackeln oder Lampen vor mir hatte – und sich eine von ihnen bewegte. Angst stieg in mir auf. Die Vogelbären mit ihren leuchtenden Schädeln fielen mir ein. Dieser Ort wäre so recht nach ihrem Herzen. Immerhin rührte sich der Lichtfleck, von dem sich der andere abgespalten hatte, nicht von der Stelle. Es bedurfte gewisser Überredungskünste meinerseits, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte.
    Ich erreichte eine Art Höhle. Wie groß sie war, konnte ich nicht feststellen. In ihr wehte Wind, es roch nach Erde, frischem Frühlingsgras und Pilzen.
    Es waren die riesigen, wie Kirchenkuppeln aussehenden Hüte der Pilze, die dieses gleichmäßig gelbe Licht spendeten. Es beleuchtete alles im Umkreis von zwanzig Yard. Durch die Höhle schlängelte sich ein Pfad, der irgendwo in der Finsternis verschwand. Außerdem lagen hier die Überreste des Wesens, das mich im Gang überfallen hatte: ein enthaupteter Körper, ohne Arme und mit nur einem Bein. Um den Rumpf herum krabbelten vier … äh … Ameisen.
    Zumindest sahen diese Wesen noch am ehesten wie Ameisen aus – auch wenn mir noch nie zuvor eine handtellergroße Ameise begegnet war, die obendrein völlig weiß war, als habe sie sich in Mehl gewälzt. Die Tiere hatten sechs Beine, einen länglichen Kopf mit heftig zitternden Barthaaren und kräftigen Scheren, zeigten aber nicht die geringste Andeutung eines Auges. Sie wuselten um die Leiche herum. Eine sägte (oder biss) das noch verbliebene Bein ab, um es in die Tiefe der Höhle zu schleppen.
    Was für geschäftige Kerlchen.
    Um mich scherten sie sich allerdings nicht im Mindesten. Offenbar planten sie auch keinen Angriff auf mich, was meine friedliebende Person natürlich freute. Ich schlug einen Bogen um dieses Heer übergroßer Insekten und begab mich zu den seltsamen Pilzen. Als ich auf einem der Hüte ebenfalls eine Ameise entdeckte, traute ich mich nicht näher heran. Sagoth allein wusste, was dieses Insekt anstellen mochte, wenn es mich wittern würde.
    Die Ameise hatte derweil ein Stück aus dem bereits reichlich durchlöcherten Pilzhut genagt und kroch mit ihrer Beute zwischen den Kiefern über den Pilzfuß zu Boden. Ich wartete, bis sie mit dem Essen alias der Leuchte alias der Beute verschwunden war, und ging erst dann näher an den Pilz heran. Ich war um keinen Deut besser als eine Ameise – denn auch ich brauchte Licht.
    Plötzlich tauchte jedoch wie aus dem Nichts eine Ameise auf und versperrte mir den Weg. Dieser Bursche war kein Arbeiter, das war ein Soldat, dafür sprachen sowohl seine Ausmaße (er war eine ganze Elle länger als seine Artgenossen) wie auch die kräftigen Scheren (mit denen er mir ohne Weiteres das Bein abklemmen könnte). Kaum tat ich einen Schritt auf die Ameise zu, klapperte sie wütend mit den Scheren. Der Bursche würde mich auf keinen Fall an den Pilz lassen.
    »Wenn ich meine Armbrust dabeihätte, würdest du dich anständiger benehmen.«
    Auch darauf ging der Wegversperrer nicht ein. Warum sollte er auch – wo ich die Armbrust ja nicht zur Hand hatte?
    Inzwischen hatten sich die Arbeiterameisen alle ein prachtvolles Stück aus dem Körper des Gangmonsters erbeutet und zogen ab, wobei sie im Gras irgendwelche Ausscheidungen hinterließen. Wollen wir doch mal sehen, ob die uns helfen.
    Ich pikte den größten dieser Brocken aufs Messer und schnellte ihn dem Wegversperrer vor die Füße. Der schüttelte misstrauisch die Barthaare, untersuchte dann aufmerksam die Gabe und schien zufrieden. Daraufhin ließ er mich ohne jeden Einwand bis zum Pilz vor. Ich riss ein faustgroßes Stück heraus und ging über den Pfad davon, während die Ameise weiter Wache hielt.
    Das Licht des Pilzes war sogar noch heller als das des »Feuers«. Nach dem endlosen Gang, der den See und diese Höhle miteinander verband, war er einfach ein Geschenk der Götter.
    Der Pfad schien genauso gerade wie die Hirnwindung eines Doralissers. Keine

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