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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Garrett der Schatten ohne Mühen und unangenehme Überraschungen das Ziel seines Weges.
    Die hauerartigen Säulen wichen zur Seite und hießen mich in eine kleinere Höhle eintreten. Vom Pfad zweigten acht Gänge ab, doch wenn ich den Worten des Sendboten Glauben schenken durfte, brauchte ich mich um sie nicht zu kümmern, da mein Weg durch die Zwischenterrasse hier endete.
    In die Wände waren zahllose Bronzetüren eingelassen, die längst eine dunkelgrüne Farbe angenommen hatten. Die massiven Klinken bestanden aus dem gleichen Material. Riegel oder Schlösser entdeckte ich nicht.
    Als ich an die nächstgelegene Tür herantrat, fand ich, was ich suchte, auch wenn ich mich dafür gewaltig ins Zeug legen musste: einen kleinen blauen Kreis in der unteren Ecke. Jetzt brauchte ich bloß noch die Tür mit dem roten Dreieck aufzuspüren, Sagoth um Hilfe zu bitten – und mich zur achten Terrasse zu begeben. Ich schritt die Türen ab und hielt nach dem richtigen Zeichen Ausschau.
    Ein grüner Kreis, ein gelbes Quadrat, ein rotes Quadrat, ein schwarzer Rhombus, ein purpurfarbener Kreis, ein Dreieck, allerdings orangefarben. Es gab alles – nur kein rotes Dreieck. Schließlich kam die letzte Tür, mit der sich der Kreis schloss. Auf ihr prangte eine grüne Linie.
    Sollte ich das Dreieck übersehen haben? Oder gab es dieses Zeichen einfach nicht? Hatte sich der Sendbote einen kleinen Scherz mit mir erlaubt? Ich musste noch einmal alle Türen genau prüfen.
    Die erste Tür. Ein roter Kreis.
    Was war das jetzt schon wieder?! Ich erinnerte mich ganz genau, dass diese Tür einen blauen Kreis getragen hatte! Die nächste Tür – auf der statt des grünen Kreises ein weißer Rhombus prangte.
    Ganz ruhig, Garrett! Das ist nicht die Zeit, über Wunder zu staunen. Ein weiteres Mal lief ich alle Türen ab. Das Angebot an Figuren und Farben hätte dem Markt in Ranneng alle Ehren gemacht, nur ein kleines rotes Dreieck wollte sich einfach nicht finden.
    Dann musste eben eine dritte Runde her. Die erste Tür: ein grünes Quadrat. Ganz ruhig, Garrett, ganz ruhig. Das ist nicht die Zeit, in Panik zu verfallen. Wir werden jetzt einfach so lange im Kreis herumgehen, bis wir finden, was wir suchen. Meine Hand fuhr achtlos über die kalte Bronze einer Tür. Sofort sprang ich zurück.
    Für einen kurzen Augenblick war die Tür durchsichtig geworden, und ich hatte gesehen, was hinter ihr lag! Voller Neugier legte ich die Hand noch einmal auf das Metall. Zunächst geschah gar nichts, doch dann zitterte das Metall leicht, und die Tür wurde durchsichtig.
    Ich sah das Flügeltor.
    Ich ging zur nächsten Tür und legte die Hand darauf.
    Ein riesiger, hell beleuchteter Saal mit Bergen von Diamanten. Keine Ahnung, wo sich dieses Wunder in den Beinernen Palästen versteckte, aber derjenige, den es in diesen Saal verschlug, hatte wirklich Glück. Er wäre bis ans Ende seiner Tage ein reicher Mann.
    Ich ging weiter, blickte durch die Türen und suchte unermüdlich nach dem roten Dreieck.
    Bei meiner Wanderung von Tür zu Tür nahm ich derart viele Bilder von Hrad Spine auf, dass mir der Kopf schwirrte. Dutzende von Sälen, die alle gleich aussahen. Keinen von ihnen kannte ich. Ein Skelett, das in einem Saal von Ecke zu Ecke tigerte, prägte sich mir besonders gut ein. Ebenso ein Saal, in dem tiefste Finsternis herrschte und in der Ferne purpurrote Funken aufsprühten, die den Feuerschneeflocken in der Welt des Chaos ähnelten. Diese Tür führte gewiss zu einer der tiefsten Terrassen in den Beinernen Palästen.
    Irgendwann legte ich die Hand auf eine Tür, hinter der die Nacht hereingebrochen war. Das Mondlicht reichte gerade aus, um eine Lichtung zu erhellen, die von majestätischen Goldbirken gesäumt wurde. In der Nähe des Osttors brannte ein kleines Feuer. Sein zartes Zittern beschwor einen seltsamen Schmerz in mir herauf. Um das Lagerfeuer herum schliefen alle, an der äußersten Grenze von Licht und Nacht stand der Wachhabende. Als er sich umdrehte, erkannte ich Aal.
    Welche Versuchung! Diese Tür bot mir die Möglichkeit, Hrad Spine unverzüglich zu verlassen! Ich bräuchte sie bloß zu öffnen, hinauszutreten – und schon wäre ich in Freiheit, ließe diese verfluchten Grüfte, dieses unterirdische Labyrinth, die Furcht, die Müdigkeit, die endlosen Albträume während der kurzen Rasten, den Hunger und die Rennerei ein für alle Mal hinter mir.
    Ich könnte die Jagd nach dem Horn des Regenbogens aufgeben, auf den Kontrakt spucken und die

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