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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Welt führte.
    Der erste tote Zwerg lag ausgestreckt im Eingang des Gebäudes. Er war erschlagen und erstochen worden und lag vollkommen verdreht da. Mit der Faust umklammerte er den Griff eines zerbrochenen Dolches. »Sieht aus, als wären sie überrannt worden«, sagte ich. »Hat zufällig jemand was gesehen?« Ich bin ein unverbesserlicher Optimist.
    Die Leichenfledderer neben mir sahen mich an, als wäre ich übergeschnappt. Ich zuckte mit den Schultern und betrat das Haus. Hier war keiner, was hieß, die Menge draußen rechnete jede Sekunde mit dem Eintreffen der städtischen Ordnungskräfte. Hätten sich die Leute keine Gedanken wegen der Wache gemacht, wären sie drinnen gewesen und hätten alles geplündert, wofür die Toten keine Verwendung mehr hatten.
    Die Beamten der Wache verfolgten selten Verbrecher. Aber wenn sie zufällig am Tatort über Leute stolpern, machen sie ihnen das Leben zur Hölle. »Wir sollten uns beeilen«, riet ich Winger.
    »Wobei?« Sie klang deprimiert. Vermutlich dachte sie an all die Dinge, die sie mit dem Geld hatte kaufen wollen, das ich ihr jetzt nicht geben würde.
    »Durchsuch das Haus. Achte auf Spuren.«
    »Warum? Du wirst nur tote Zwerge finden.«
    Sie hatte nicht ganz unrecht. Einer lag auf dem Treppenabsatz des ersten und drei weitere im Flur des zweiten Stocks. Zwei von ihnen konnten Angreifer gewesen sein. Sie waren besser gekleidet und ausgerüstet. Anscheinend gehörten sie zu Gnorsts Leuten.
    Der Kampf hatte auf dem Flur getobt, ein halbes Dutzend Schlafzimmer verwüstet und war dann über eine baufällige Hintertreppe nach unten verlaufen. Keins der Zimmer hatte eine Tür. Die meisten waren von jemandem auf den Kopf gestellt worden, der offensichtlich hastig etwas gesucht hatte. Wir fanden einen Rattenmann und noch einen Zwerg, beide mit tödlichen Wunden. Das war alles. »Wolltest du mich hierher führen?« fragte ich Winger.
    »Ja.« Sie klang immer noch deprimiert.
    »Netter Versuch.«
    »Dafür kann ich mir nichts kaufen. Was bedeutet dieser Lärm?« Sie meinte das Geschrei vor dem Haus.
    »Wahrscheinlich kommt da die Wache. Die Leute rufen sich zu, sich unsichtbar zu machen. Keine schlechte Idee.« Ich stürmte zur Hintertreppe. Hinter mir verfluchte Winger ihr verdammtes Pech. Ihr Vokabular war zwar weder einzigartig, noch besonders phantasievoll, aber es war ausdrucksstark.
    Auf dem Weg nach draußen stießen wir auf eine zerbrochene Tür. Ich zwängte mich hindurch. Die Schweinerei dahinter legte die Vermutung nahe, daß jemand versucht hatte, Gnorsts Zwerge aufzuhalten, während die anderen fliehen konnten. Einer von Gnorsts Winzlingen lag teilweise unter dem Müll begraben und stöhnte noch. Ich versuchte, ihm Fragen zu stellen. Falls er überhaupt karentinisch sprach, war er jedenfalls zu sehr mit seinem eigenen Schicksal beschäftigt, um antworten zu können. Er reagierte mit einem Schwall zwergischer Flüche, aus denen ich nur ein einziges Wort ausmachen konnte: Riese. »Der hier kommt durch«, erklärte Winger. »Vorausgesetzt, die Wache lyncht ihn nicht, um zu beweisen, daß sie auch zu was nütze ist.«
    »Ich glaube, sie sind schon im Gebäude.« Man hörte Lärm von unten.
    »Zeit zu verschwinden. Paß auf, wo du hintrittst.« TunFaires Gassen erfüllen mancherlei ungeplante Zwecke, zum Beispiel dienen sie als Müllabladeplatz oder öffentliche Bedürfnisanstalt. Die Sorgfalt, mit der die Rattenmänner der Müllabfuhr sie reinigen, nimmt mit wachsender Entfernung zur Oberstadt ab. Was unsere Lords nicht sehen, existiert nicht. Wir waren hier sehr weit vom Nabel unserer Welt entfernt, und die Gegend war so mies, daß es nicht mal Obdachlose gab.
    Ein Wachmann versperrte uns den Weg, als wir uns der Straße näherten. Zuvorkommend, wie ich nun mal bin, ließ ich Winger den Vortritt. Der Wachmann war etwa einssiebzig groß und trug die typisch blaurote Uniform; ein hübscher kleiner Mistkerl, der widerlich grinste, als er sah, daß er jemanden in die Enge getrieben hatte. Er machte den Mund auf.
    Was wollte er uns wohl mitteilen? Wer weiß das schon? Winger packte ihn an der Gurgel, hämmerte ihm die Nase platt, hob ihn hoch und warf ihn in den Müll hinter uns, als wöge er höchstens sechs Pfund. Ich hätte gern Beifall geklatscht, aber das funktionierte nicht. Er hatte bestimmt Freunde. »Tolle Idee, Winger. Echt Spitze.« Hoffentlich hatte er mich nicht genau gesehen, so daß er mich nicht wiedererkannte, wenn wir uns noch mal begegneten.
    Ich

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