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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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oder Niederlage stellt sich hier nicht. Genausowenig wie die Frage, ob es richtig oder falsch ist. Deine fatale Schwäche ist dein Hang, zuviel nachzudenken. Du beharrst immer darauf, jede Entscheidung als moralische Entscheidung zu betrachten. Es ist nicht unmoralisch, um sein Leben zu kämpfen. Hör auf, zu posieren. Und hör auf, die Sache übermäßig zu komplizieren. Entscheide dich, als würdest du gern deine restlichen Tage in TunFaire verbringen, und verhalte dich entsprechend, um deine Entscheidung zu stützen.
    Er kann Dinge auf den Punkt bringen, wenn er will. Und noch besser kann er etwas so zurechtbiegen, bis es wie was anderes aussieht.
    Dean steckte den Kopf zum Zimmer rein. »Da ist jemand für Sie, Mr. Garrett.«
    »Wer?«
    Der Hauch eines Lächelns. »Eine höchst ungewöhnliche Person.«
    Ich sah den Toten Mann an. Er gab mir keinen Hinweis. Ich ging in den Flur. »An der Tür?«
    »Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich sie hereinlassen sollte. Ehrlich gesagt, habe ich nicht das Gefühl, daß sie Ihr Typ ist.«
    »Wie?« Mein Typ ist weiblich, in den drei vorherrschenden Farben blond, braun und rothaarig. Gegen Schwarzhaarige hab ich auch nichts.
    »Normalerweise tendieren Sie zu einem bestimmten Körperbau, Mr. Garrett. Mr. Ahrm hat einmal beobachtet, daß all Ihre Frauen dieselbe Unterhosengröße tragen könnten.«
    »Ach ja?« Ich öffnete die Tür.
    »Wurde auch Zeit«, sagte Winger.
    Ich machte dicke Backen. Dean lachte. Ich hatte den kleinen Scherz vergessen.
    »Ich hab nachgedacht«, erklärte Winger. »Wir sollten früh aufbrechen. Wir lassen diese Schläger Beutler und Sattler das Feuer auf sich ziehen, und dann brauchen wir nur noch uns selbst Vorwürfe zu machen, wenn wir von einem verirrten Armbrustbolzen getroffen werden.«
    Sie hatte recht, aber ich hatte keine Lust, das zuzugeben.
    »Willst du mich nun weiter hier draußen in dem Scheißwetter stehen lassen, oder bittest du mich auf ein Bier rein?«
     
     

 
40. Kapitel
     
    Scherz beiseite, Dean hatte recht. Winger war nicht mein Typ. Sie war ein ausgesprochener Un-Typ. Ich führte sie in mein Büro und bat Dean, uns Bier zu bringen. Ich setzte mich. Winger pflanzte sich auf den anderen Stuhl und betrachtete Eleanor, als könnte sie aus dem Gemälde irgendwelche Weisheiten herauslesen. Vielleicht konnte sie es ja.
    »Hat ein ziemlich cleverer Bursche gemalt, Garrett.«
    »Ein ungewöhnliches Genie namens Schleicher Bradon. Ein Riesenspinner. Wieso kommst du so früh?« Ich hatte ihr eine Zeit genannt und gehofft, mich vorher aus dem Staub machen zu können. Vermutlich hatte sie es erraten. Die Frau war nicht blöd.
    »Nettes Haus.«
    »Ein paar große Fälle sind gut gelaufen. Willst du eine Besichtigungstour machen, bevor du zur Sache kommst?«
    »Gut gelaufen? Man sagt, daß du ein Glückspilz bist. Man sagt auch, es sei gefährlich, dein Freund zu sein.«
    »Häh?«
    »Du bist nicht auf den Mund gefallen, was? Man munkelt, jemand will dich umlegen. Und man sollte sich von dir fernhalten. Mitgefangen – mitgehangen.«
    Ich erzählte ihr meine Erlebnisse, nachdem wir uns getrennt hatten; vielleicht nur, um mich wachzuhalten.
    Carla Lindo brachte statt Dean das Bier. Diese Frau war wie ein Gespenst. Sie tauchte immer wieder auf, blieb aber meistens unsichtbar. Sie betrachtete Winger, als wäre sie aus Versehen ins Männerklo gestolpert. Winger ihrerseits musterte Carla Lindo, als überlegte sie, was das wohl sein mochte. Carla Lindo verlor das Duell der Blicke. Sie stellte das Tablett ab und verschwand. »Hast du mit ihr was laufen?« erkundigte sich Winger.
    »Sie ist eine Klientin.«
    »Nicht viel dran, an der Kleinen.«
    Darüber konnte man streiten. Von meinem Standpunkt aus war das sogar mehr als fraglich. Aber ich wollte nicht streiten. Ich wollte herausfinden, worauf Winger hinauswollte. Und noch lieber hätte ich ein Schläfchen gehalten. Das Bier machte mich nicht wacher.
    »Es ist interessant, daß Kain versucht hat, dich zu fassen, unmittelbar nach deinem Gespräch mit Sattler. Glaubst du, daß er heute Besuch erwartet?«
    »Er ist kein Idiot«, erwiderte ich gleichgültig.
    »Ich habe über seine Haustiere nachgedacht und ein paar Donnerechsenjäger gesucht. Dachte, ich könnte ihnen ein paar Drinks ausgeben und sie nach Tricks fragen, wie man diese Viecher erlegt. Was soll ich dir sagen: Es gibt kaum noch Echsenjäger in der Stadt. Irgend jemand engagiert sie vom Fleck weg. Ein Schuhmacher.«
    Ein Schuhmacher?

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