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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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diese hingegossene Schönheit auf dem Grabstein – Eingeweide hin oder her.“
    „Na, so richtig einig seid ihr euch ja nicht“, lachte Bernhard Dickmann, „aber ich kann mir ehrlich gesagt auch noch keinen Reim darauf machen.“
    „Vielleicht wäre es eine gute Idee, meinen Freund Thorsten Büthe vom LKA dazuzubitten. Ihr wisst doch, er arbeitet im Bereich Operative Fallanalyse .“
    Bernhard Dickmann winkte ab. „Nun warte erst mal die rechtsmedizinische Untersuchung ab. Dann sehen wir weiter!“
    Peter Kruse sah zu Wolf hinüber und bemerkte dessen Widerwillen. Er hatte wohl Bernhards Worte weder erwartet noch konnte er sie verstehen, aber er sagte nichts. Sein Gefühl sagte ihm, dass ihnen die Zeit davonlief. Ganz deutlich spürte er diesen kalten Hauch des Bösen, der an ihm vorbeizog mit einem Lachen aus Eissplittern, die sich in sein Innerstes bohrten. Er fror plötzlich. Jemand lachte über ihn. Mit einem Mal fiel ihm etwas ein.
    „Sag mal, Nadja“, wandte er sich an die Rechtsmedizinerin, die gerade im Begriff war ihre Tasche zu packen, „glaubst du wir haben mit dieser Leiche auch die Eigentümerin der letzten Gebärmutter gefunden? Ich meine die Tote, die uns nun noch fehlte? Und gehören die Organe, die du heute gefunden hast, zu der Dame am Pranger?“
    Nadja drehte sich um und sah ihn mit einem eigentümlichen Blick an, den er sich nicht erklären konnte. „Nein, Wolf, da muss ich dich enttäuschen. Weder noch! Diese Frau hier ist vielleicht achtundvierzig bis sechzig Stunden tot. Die Organe am Pranger in Petzen waren aber länger eingefroren gewesen. Ich sagte ja, es waren Spuren von Gefrierbrand zu finden. Ich tippe auf mehrere Wochen im Tiefkühlfach. Tja, und die Gebärmutter heute …“, sie seufzte, „die gehörte einer sehr jungen Frau, vielleicht sogar einer Jugendlichen, aber das kann ich dir später genauer sagen.“

    Ihre Worte erreichten die drei Kommissare wie eine Feuerwand. Sie fühlten sich, als blickten sie geradewegs in den Schlund der Hölle.

Er
    In der Hölle war es wieder kalt geworden. Vereinsamt lag die alte Schlachterei auf dem Gelände wie in einem Dornröschenschlaf.
    Als er dorthin zurückkehrte, kam sie ihm seltsam leer vor, als habe hier niemals die Liebe oder die Lust Einzug gehalten. Fast konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wie es noch vor Kurzem gewesen war, als sie vor ihm gelegen hatte. So süß, so zart und zerbrechlich wie eine Fee oder Meerjungfrau. Er wusste, dass er das wieder erleben wollte. Bald! Ganz bald, denn die Erinnerung daran begann bereits wieder zu verblassen.

Frank
    Frank Habichthorst hatte zunächst kein Engagement im Bückeburger Sinfonieorchester bekommen, als die Stelle des Pianisten vakant geworden war. Man wolle sich nicht festlegen, hieß es.
    Nun war es ihm gelungen, über die Verbindung zu Rieke wenigstens kleine Aufführungen zu begleiten. Aber auch das lag nur daran, dass es mehr oder weniger ein Gefallen war, den Leander Winterstein Rieke tat.
    Frank spielte gut, aber es fehlte ihm an jenem göttlichen Funken, am Esprit, der einen Konzertpianisten ausmachte. Was er lieferte, war solide Handwerksarbeit aufgrund jahrelanger Erfahrung. Das war besser als nichts, aber durchaus nicht das, was sich Leander für sein Sinfonieorchester als Dauerlösung vorstellte. Gerne hätte er ihn gehabt, diesen Ausnahmemusiker, der in seinem Orchester ein anderes Instrument so virtuos spielte. Leander wusste, dass er oftmals heimlich nachts in der Kirche spielte. Aber es war nicht offiziell bekannt, dass er auch Klavier spielte, und er traute sich nicht, sich als Wissenden preiszugeben. Vielleicht würde eines Tages die Gelegenheit kommen, diesen schüchternen Menschen darauf anzusprechen. Vorerst musste er jedoch mit Frank vorlieb nehmen, mit einem Mann, den er nicht mochte.

    Riekes Stimme war damals wie der Blitz in Frank gefahren, als er sie bei einer kleinen Soirée im Palais gehört hatte, obwohl Rieke nur den kleinsten Anteil an dieser Veranstaltung gehabt hatte.
    Es war eine von Franks Schwächen, seine Klavierschülerinnen danach zu fragen, ob sie auch singen könnten. Frank liebte Chansons, vor allem die der 20-er, 30-er Jahre. Damals war es seine Idee gewesen, Liederabende mit Rieke zu veranstalten, aber Riekes hoher Sopran eignete sich nicht für diese Darbietungen. Frank war enttäuscht, doch sie kamen überein, dass sich doch jemand finden würde, der ihn auf diesem Sektor unterstützte. Sie selbst würde ein, zwei Stücke in

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