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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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Kindern handelte es sich um
     Schüler aus Kairo, die auf persönliche Einladung des Erzbischofs nach Zypern gekommen waren. Die Kleinen hatten sich fein
     herausgeputzt und legten tadellose Manieren an den Tag. Michalakis, der sich nicht nur deutlich verspätet hatte, sondernzusätzlich beschämt feststellen musste, dass er sich noch nicht alle Taschentuchfetzen von seinem Kinn gezupft hatte, fühlte
     sich in ihrer Gegenwart schrecklich schmuddelig. Obwohl dieser Termin nicht von größter Wichtigkeit war, war er doch ein kleines
     Geschenk des Präsidenten, mit dem er der
Stimme
dankte für ihre beständige Unterstützung inmitten der sich verschärfenden Spannungen auf der Insel und im weiter entfernten
     Athen. Die Ereignisse hatten sich, wie Michalakis feststellte, im Bart des Präsidenten niedergeschlagen: Seine Farbe hatte
     nun endgültig von tiefschwarz zu grau gewechselt. Michalakis setzte sich am Rand der Versammlung auf einen Stuhl. Vor ihm
     kämpfte ein kleiner Junge, vom Anlass überwältigt, mit den Tränen, und eine Frau, die Michalakis für eine Lehrerin hielt,
     beugte sich hinüber, um ihn zu trösten. Mit einem unsicheren Hüsteln stand der Sprecher der Gruppe auf und wandte sich an
     den Erzbischof. Michalakis machte sich rasch eine Notiz, den Namen des Mannes herauszufinden, sobald die Formalitäten vorüber
     waren.
    Mit leicht zitternder Stimme begann der Mann, seine tiefe Dankbarkeit für die Einladung auszudrücken, die den Kindern, ihren
     Eltern und der Schule so viel bedeutete. Makarios nickte ihm aufmunternd zu. In diesem Augenblick ertönten in der Ferne die
     ersten Geräusche von Geschützfeuer. Der Sprecher ließ seine Zettel sinken, und die Kinder rutschten nervös auf ihren Stühlen
     herum, flüsterten miteinander und tippten die Ellbogen ihrer Betreuerinnen an, um ihnen Fragen zu stellen. Vor ihnen blieb
     Makarios ganz ruhig. Nur sein Blick folgte einem seiner Angestellten, der gerade durch die Tür verschwand.
    »Bitte, fahren Sie fort«, forderte er den Vertreter der Schüler gelassen auf.
    Der Mann hielt seine Zettel mit sichtlich zitternden Fingern hoch und begann seine Rede von neuem, doch das Echo des Geschützfeuers
     erklang nun sogar noch lauter und in kürzeren Abständen, bis man über dem Lärm auch Schreie hören konnte.Als die erste Rakete explodierte, gab der Mann sein Skript völlig auf und rief den Kindern zu, sie sollten sich ducken. Die
     verängstigten Schüler ließen sich sofort panisch zu Boden fallen. Sie kauerten sich gerade unter ihre Stühle, da flog die
     Tür auf, und ein Wachmann des Präsidenten erklärte, dass Panzer vor den Toren des Palastes stünden. Michalakis stürzte zum
     Fenster. Die Höfe waren leer. Er wandte sich wieder dem Raum zu, wo der Präsident von seinem Personal bekniet wurde, er möge
     fliehen, doch Makarios schien wie benommen und beinahe gelähmt von der Realität der Ereignisse. Die griechischen Obristen
     führten einen Staatsstreich durch.
    Draußen ließen weitere Geschosse die Luft erzittern, die Bedrohung rückte immer näher. V-förmige Löcher waren in das Mauerwerk
     geschossen worden, mehrere Panzer rollten geräuschvoll über die Trümmer hinweg und drangen auf der Suche nach Makarios ins
     Herz des Palastes vor. Dem Erzbischof blieb keine andere Wahl, er beugte sich den verzweifelten Bitten seiner Bediensteten
     und ging schnellen Schrittes auf den westlichen Eingang zu, nachdem er den Kindern noch ein paar beruhigende Worte zugerufen
     hatte. Er wurde von drei Wachen begleitet, eine führte ihn, die beiden anderen gaben ihm Rückendeckung. Alle hielten sie ihre
     Waffen gezückt, auf ihren Gesichtern war Anspannung zu lesen.
    Michalakis befand sich nun gemeinsam mit den anderen vor Schreck erstarrten Gästen des Erzbischofs auf dem Fußboden. Er hob
     seinen Kopf langsam über die Fensterbank und zählte mehrere Panzer und noch mal so viele bewaffnete Fahrzeuge, die sie umzingelten.
     Ringsum stiegen schwarze Rauchschwaden aus brennenden Gebäuden empor. Das wiederkehrende Geschützfeuer prallte nun von den
     Mauern im Hof ab, als die Präsidentengarde ihr Bestes gab, um sich zu verteidigen. Das Blut pulsierte in Michalakis’ Adern,
     und auch wenn er sich noch nie in seinem Leben so sehr gefürchtet hatte wie in diesem Augenblick, vergaß er doch nicht seine
     Pflichten: Womöglich war es die letzte Gelegenheit, den Präsidenten lebend zu sehen. Amanderen Ende des Raumes zerschmetterte eine Kugel das Glas

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