Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
Vom Netzwerk:
Nationalgarde, ausgestattet und
     kontrolliert von griechischen Offizieren, war von Anfang an die Hauptlieferantin von Männern und Material für die EOKA-B.
     Herr Präsident, Sie verstehen sicher die bitteren Gedanken, die mich quälen, seit ich feststellen musste, dass die Mitglieder
     der Athener Regierung sich beharrlich gegen mich verschwören. Was jedoch viel schlimmer ist: Sie spalten die griechischen
     Zyprer, die sich selbst zerstören, indem sie das Blut ihrer Brüder vergießen lassen. Mehr als einmal habe ich eine unsichtbare
     Hand aus Athen im Nacken gespürt, die meine irdische Existenz auszulöschen suchte …«
     
    »Ich brauche etwas Kaltes zu trinken«, beschwerte sich Elpida.
    »Du weißt, wo der Kühlschrank ist«, gab Elena zurück.
    »Willst du auch irgendwas?«
    »Kind, bitte!«, flehte Elena. »Du hast keine Ahnung, wie wichtig das ist, was wir gerade hören!«
    Elpida seufzte, blieb aber sitzen. Zufrieden wandte sich Elenaerneut dem Bildschirm zu, da sie kein Wort der schriftlichen Kanonenkugel verpassen wollte, die ihr Präsident ans Mutterland
     sandte.
     
    »… Herr Präsident, ich bedaure zutiefst, dass ich viele unschöne Dinge ansprechen muss, um in aller Aufrichtigkeit die beklagenswerten
     Zustände zu beschreiben, die seit einiger Zeit herrschen. Das nationale Interesse lässt mir jedoch keine andere Wahl … Ich
     möchte die Zusammenarbeit mit der griechischen Regierung nicht abbrechen. Es sollte aber stets bedacht werden, dass ich kein
     Beauftragter der griechischen Regierung in Zypern bin, sondern der gewählte Führer eines großen Teils des hellenischen Volkes,
     und ich verlange dementsprechend, vom politischen Zentrum der Nation behandelt zu werden. Der Inhalt dieses Briefes ist nicht
     geheim.«
     
    Dreizehn Tage später antworteten die griechischen Obristen mit Geschützfeuer.
     
    Maria rüttelte Michalakis wach und wies ihn gefasst, aber mit einem Sinn für das Unvermeidliche auf ihr erneutes Scheitern
     hin. Innerlich stöhnte Michalakis bei der Aussicht auf einen weiteren Monat liebloser Anstrengungen.
    »Und im Gegensatz zu mir bist du spät dran«, informierte Maria ihn.
    Michalakis griff nach der Uhr auf dem Nachttisch und stellte sie fluchend wieder zurück. Er hastete ins Badezimmer, das er
     jedoch von seinem Vater besetzt vorfand, der am vorigen Abend angereist war, um seinen Termin bei der besten kardiologischen
     Abteilung der Hauptstadt wahrzunehmen.
    »Zwei Minuten!«, rief Georgios, und Michalakis brachte es angesichts seines möglichen Gesundheitszustandes nicht übers Herz,
     ihn zu drängen. Auf der Suche nach Kaffee ging er in die Küche. Überrascht und über alle Maßen dankbar stellte er fest, dass
     seine Mamma sich für die Unterkunft revanchiert hatte: Auf dem Tisch fanden sich an Stelle von kaltem und lieblos aufeinen Teller geworfenem Toast Berge von gegrilltem Halloumi und gebratenem Speck. Maria setzte sich mit grimmiger Miene an
     den Tisch und stocherte in ihrem Obstsalat herum.
    »Alles für dich«, erklärte Georgios seinem Sohn, als er sich zum Frühstück zu ihnen setzte. Michalakis schob sich eine Gabel
     voll Speck in den Mund und verschwand im Bad. Sieben Minuten später trat er in tadelloser Montur und mit nur ein paar winzigen
     Schnitten am Kinn, die unter Taschentuchfetzen trockneten, wieder in die Küche und küsste zuerst seine Frau, dann seine Mutter.
    »Wir sehen uns um zwei«, sagte er.
    »Sei pünktlich«, bat ihn Dhespina.
    Michalakis versicherte ihr, dass er nur etwa eine Stunde im Palast sein würde und mehr als rechtzeitig zurückkäme, um sie
     ins Krankenhaus zu fahren.
    »Mach dir also keine Sorgen.«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, log Dhespina, bevor eine kleine Träne sie verriet. Georgios warf Michalakis einen bedeutsamen
     Blick zu und schloss seine Hände um die seiner Frau. Maria beschäftigte sich damit, den Tisch abzuräumen.
    Als er am Palast ankam, führte man Michalakis sogleich ein paar schmucklose Korridore entlang in einen Empfangssaal, der von
     der Morgensonne und einer Gruppe aufgeregter Kinder erhellt wurde. Der Erzbischof war pünktlich um 7 Uhr 45 erschienen und
     hatte längst hinter seinem Schreibtisch Platz genommen. Mit einem freundlichen Kopfnicken deutete er auf die Uhr an der Wand.
     Michalakis entschuldigte sich mit einem verlegenen Lächeln und zog sein Notizbuch hervor. Es war 8 Uhr 20.
    Er faltete die Pressemitteilung auseinander, die in seiner Brusttasche gesteckt hatte. Bei den

Weitere Kostenlose Bücher