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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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EOKA schwor Vergeltung. Knapp drei Wochen
     nach Afxentious Tod wurde Loukis auf seine erste Bombenmission geschickt.
    Stelios begleitete den Freund bei diesem Einsatz und erläuterte ihm, wie seine selbstgebastelte Bombe – ein mit Sprengstoff
     und Schrauben präpariertes Marmeladenglas, das er in einer ausgehöhlten Melone versteckte – funktionierte.
    »Im Wesentlichen hätten wir da Schmelzdraht, Zündschnur und natürlich den Zünder … Die Lunte wird allerdings nicht angezündet,
     da sie augenblicklich abbrennen würde, und der Schmelzdraht an sich ist nicht heiß genug, um das Ding hochgehen zu lassen.
     Also müssen wir den Schmelzdraht anzünden, sobald wir uns dem Zielobjekt genähert haben, werfen die Bombe und hoffen, dass
     durch die Hitze die Zündschnur Feuer fängt und den Zünder aktiviert … Und dann: knall, peng!«
    »Solange es nicht knallt und pengt, bevor wir das Zielobjekt erreicht haben …«, murmelte Loukis.
    »Das, mein Freund, kann ich leider nicht garantieren.« Stelios hielt sich an einem Ast fest, um nicht das Gleichgewicht zu
     verlieren. Da die Besatzer mit Vergeltungsschlägen rechneten,konnten die beiden es nicht mehr riskieren, in eine Kontrolle zu geraten. Vorsichtig schlugen sie sich also durch den Wald,
     immer auf der Hut vor den steil abfallenden Böschungen, die sich oft wie aus dem Nichts auftaten. Glücklicherweise war ihnen
     die Gegend vertraut, da die Polizeiwache, zu der sie unterwegs waren, ein beliebtes Ziel ihrer Störoperationen war: Alle paar
     Wochen krochen sie durchs Unterholz, um die Überlandleitung zum örtlichen Infanteriebataillon zu kappen.
    »Warum läuten überall die Glocken?«, fragte Loukis plötzlich.
    »Ich weiß nicht. Aber sieh dir das mal an.« Stelios reichte ihm ein Flugblatt, das er von einem Baum gerissen hatte. Es war
     auf Griechisch verfasst, doch die Handschrift verriet einen Briten. »Belohnungen für Waffen« stand dort geschrieben. Loukis
     las die Liste vor: »£ 100 für ein Bren-Maschinengewehr oder einen Bren-Granatwerfer; £ 50 für eine Stan-Maschinenpistole;
     £ 40 für ein Gewehr; £ 30 für ein Schnellfeuergewehr; £ 20 für einen Revolver; und £ 10 für ein Jagdgewehr.«
    »Mann, wenn ich alle Waffen abgeben würde, deren Verstecke ich kenne, könnte ich Griechenland bald kaufen, über die Einheit
     müsste man dann gar nicht mehr reden«, stellte Stelios fest.
    Als sie nur noch eine Biegung von der Polizeiwache trennte, nahm Stelios die Streichhölzer zur Hand.
    »Weißt du, Loukis, ich hab schon so viele von diesen Dingern gebaut, ich kann es praktisch mit geschlossenen Augen«, prahlte
     er und machte sich vollkommen unbekümmert daran, den Draht anzuzünden. Doch plötzlich rutschte ihm der Boden unter den Füßen
     weg. Wild mit den Armen rudernd versuchte er, sein Gleichgewicht wiederzugewinnen. Er griff mit seiner freien Hand nach einem
     Ast, dabei glitt ihm die Melone aus der Hand und landete auf den Baumwurzeln zu seinen Füßen. Wie gelähmt vor Entsetzen starrten
     die beiden Jungen die Melone an. Sahen, wie sie immer schneller und unaufhaltsam die Böschung hinabrollte. Panisch stürzten
     Loukis und Stelios hinterher.
    »Nein!«, schrie Stelios.
    Sie jagten den Hang hinunter, blieben mit ihrer Kleidung an dornigen Ästen hängen, rissen sich die Hände an spitzen Steinen
     auf, da ihre Füße immer wieder unter ihnen wegrutschten. Die Melone kullerte auf die Straße. Nur ein kleines Stückchen weiter
     spielten vier kleine Kinder mit Murmeln. Aufgeschreckt von der Frucht, die so überraschend in ihrem Spielfeld gelandet war,
     sprang ein kleines Mädchen in einem gelben Kleid und mit Haarschleife auf und wollte nach der Melone greifen.
    »Nein!«, schrien Loukis und Stelios wie mit einer Stimme und kamen herbeigerannt. Loukis erreichte die Melone als Erster,
     schnappte sie sich und schleuderte sie so weit weg, wie seine Kraft es nur zuließ, weg von den spielenden Kindern, die nun
     vor lauter Schreck und Unverständnis heulten. Keine Sekunde später vernahmen sie einen ohrenbetäubenden Knall. Schützend warf
     sich Stelios vor die Kleinen. Die Explosion hallte von den Steinmauern des Dorfes wider, vor ihnen erhob sich eine Staubwolke.
     In der nächsten Sekunde sahen sie einen vollkommen verstörten Priester aus einem rauchenden Portal taumeln.
    »Wir müssen abhauen!«, brüllte Stelios.
    Angesichts des ungeheuren Ausmaßes ihres Fehlschlags rannten die beiden direkt zu dem Treffpunkt, den sie mit

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