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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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zerfallene Erinnerung.
     Wie sollte er ihr je ihren Jungen zurückbringen?
    Dhespinas sank auf die Knie und begann am ganzen Leib zuzittern. Der unermessliche Schmerz über den Verlust ihrer Kinder brach in einer Welle unbändiger Verzweiflung über sie herein.
     Wimmernd schaukelte sie vor und zurück, bis der Kummer sie überwältigte und ihr Wehklagen hinaus in die Stille entließ, die
     ihre Söhne hinterlassen hatten. Sie heulte den Mond an, wie es Loukis getan hatte, denn das Blut, das durch seine Adern floss,
     war auch ihr Blut.
    Als Georgios das Leid seiner Frau durch das Tal hallen hörte, eilte er zu ihr. Bei seiner Berührung schrie sie auf, als stünde
     ihre Haut in Flammen, doch er hielt sie fest, bis sie sich nicht mehr wehren konnte und der Wind ihren Schmerz mit sich forttrug.
     Über die schneebedeckten Berge und entlang der zugefrorenen Ebenen hinauf in die immergrünen Wälder von Troodos. Von dort
     überbrachte das raschelnde Laub flüsternd ihre Nachricht.
    Schweißgebadet fuhr Loukis aus dem Schlaf hoch.
     
    Es wurde Frühling, und allmählich kühlte Loukis’ erhitztes Gemüt ab. Das Bild der axtschwingenden Praxi, die sein Herz in
     Stücke schlug, wich der Erinnerung an ihre weiche Haut und an das zarte Kitzeln ihrer Wimpern an seinen Wangen. Er sah das
     spöttische Funkeln in ihren Augen, wenn sie ihn aufzog, spürte ihre warmen Lippen, wenn er sie küsste, und während die Insel
     aus dem Winterschlaf erwachte, erkannte er ihren Geruch auf einmal überall: in den Kiefern im Wald, im Duft der Blumen und
     in den Moschuskörnern im Boden. Mit jedem Tag, der verging, wurde er ihr gegenüber versöhnlicher. Wenn er zu ihr zurückkehrte,
     würde er um ihre Hand anhalten, dann wäre er so weit, und sie würde sehen, dass er es war. All seine Wut und Enttäuschung
     wären mit dem Jungen und dem Mädchen begraben, die sie einst gewesen waren, und gemeinsam würden sie ein neues Leben beginnen,
     als Mann und Frau. In seiner jugendlichen Selbstbezogenheit machte sich Loukis keinerlei Vorstellung, was für ein schreckliches
     Chaos er mit seinem plötzlichen Verschwinden hinterlassen hatte. Er hatte keine Ahnung, dass das Mädchen, das er so sehr liebte,
     sich von einem anderenMann hatte heiraten lassen, um einen Vater für ihr Kind zu haben. Und eben weil Loukis von all dem nichts ahnte, war es ihm
     möglich, in der Sonne zu sitzen und sich seinen Träumereien von einer Zukunft mit Praxi hinzugeben.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Toulla, als sie auf das Haus zukam.
    »Warum?«
    »Na, du lächelst«, sagte sie.
    »Ich genieße die Sonne, das ist alles. Hier, setz dich. Eine Frau in deinem Zustand sollte nicht herumstehen.« Loukis erhob
     sich von seinem Stuhl und bot dem EOKA-Mädchen seinen Platz an. Behutsam tätschelte sie sich den Bauch und schüttelte den
     Kopf.
    »Wenn’s dir nichts ausmacht, liebster Loukis, würde ich jetzt gern losgehen und unser ›Baby‹ kriegen.«
    Loukis lachte. Sie hatte recht, selbstgebastelte Bomben neigten zu Eigenwilligkeiten.
    »Na, dann mal los, Liebling. Das Kind wartet nicht ewig.« Loukis hakte sich bei ihr ein, und zusammen spazierten sie aus dem
     Garten. Er mochte seine Missionen mit Toulla: Sie war so herrlich ungezwungen, lachte wie ein Kerl und war immer geradeheraus.
     Sie sagte ihre Meinung und meinte, was sie sagte. Das gefiel ihm. Es fühlte sich ehrlich an. Obwohl sie nicht besonders hübsch
     war – ihre Nase war zu groß, und ihre Hüften waren zu schmal –, strahlte sie mit ihrer Art einen ganz eigenen Charme aus.
     Außerdem hatte sie phantastische volle Brüste, genau, wie Stelios gesagt hatte.
    »Die Briten glauben immer noch, sie hätten Afxentiou am Kloster Machairas eingekesselt«, erzählte ihm Toulla, während sie
     sich den Hügel zur Hauptstraße hinaufquälten.
    »Na, das ist ja wenigstens mal eine gute Nachricht«, erwiderte Loukis. In den vergangenen zwei Monaten hatte eine ganze Reihe
     von Angriffen dem Widerstand schwer zugesetzt. Siebzehn Verstecke waren aufgeflogen und mit ihnen zig Männer. Afxentiou selbst
     war im Kampf verwundet worden und hatteZuflucht bei den Mönchen gesucht. Glücklicherweise war er, als die Besatzer Wind von seinem Versteck bekommen hatten, längst
     wieder fort. Nun versuchten Loukis und seine Zelle, den Bezirkskommandeur mit Ablenkungsmanövern aus der Schusslinie zu halten.
     Nachts durchtrennten sie Telefonleitungen und legten Brände, um die Soldaten zu beschäftigen. Stelios

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