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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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antwortete sie. Ihre Stimme klang wie ein in der Ferne verhallendes Echo.
    »Wen, Praxi? Wen findest du nicht?«
    Praxi legte den Kopf schräg, sah ihren Mann an und doch durch ihn hindurch. »Loukis«, erwiderte sie. »Ich finde Loukis nicht.«
     
    »In Ordnung, ich bin fertig.« Schwungvoll legte Stelios seinen Stift beiseite.
    »Ich hab’s gleich«, rief Toulla und kritzelte eifrig weiter in das Heft, das vor ihr lag.
    »Ich auch«, sagte Loukis, dem rein gar nichts einfallen wollte und der auch keine Lust mehr hatte, sich etwas einfallen zu
     lassen.
    Seit die EOKA die Waffen niedergelegt hatte, kamen die drei in der Hitze des Sommers beinahe um vor Langeweile. Loukis ertappte
     sich dabei, dass er ihren Anführer beneidete, der vorübergehend an die Südküste geflohen war. Trotz des Friedens waren auch
     Antoniou und Harris weiterhin auf der Flucht, da sie dem Angebot der Briten auf Amnestie nicht trauten.
    »Haltet euch bereit«, hatte Antoniou bei ihrem letzten Treffen angeordnet. »Wir befolgen die Waffenruhe, um Makarios bei seinen
     politischen Bestrebungen zu unterstützen, aber die Briten sind gerissen und die Türken verschlagene Hunde, daher kann sich
     die Situation ganz schnell ändern. Haltet also die Augen auf und den Mund geschlossen, achtet auf den Baum am Brunnen, und
     nun möge Gott seine schützende Hand über euch halten.«
    Mit diesen Worten waren die beiden Männer im Gestrüpp verschwunden, und ihren weniger verdächtigen Schützlingen blieb nichts
     weiter zu tun als abzuwarten. Da es weder Telefonleitungen zu kappen gab noch Bomben zu werfen oder Waffen abzuliefern, entschieden
     die drei Kameraden, weiter für
enosis
zu arbeiten, indem sie Hassbriefe an Gouverneur Harding schrieben. Stelios hatte die Idee von seiner Mutter, die den Widerstand
     seit über zwei Jahren eifrig in Schriftform betrieb.
    Toulla sah zu Stelios hinüber. »Na, was hast du geschrieben?«
    »Es wird euch gefallen«, antwortete der Junge grinsend. Dann räusperte er sich theatralisch und stieg auf einen Stuhl.
     
    »Werter Gouverneur Harding, ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Sie zu dem großartigen Völkermord zu beglückwünschen, den
     Sie an den unschuldigen griechischen Zyprern dieses Landes begehen. Seit Dschingis Khan hat kein Mann den Titel Psychopath
     so sehr verdient wie Sie. Aus purer Geldgier Ihrer blutdürstigen Königin reißen Sie Millionen Müttern das Herz aus dem Leib
     und verfüttern das Fleisch unserer tapferen Helden. Sie sind ein Massenmörder, geehrter Herr Gouverneur, und Sie töten mit
     einem Lächeln auf den Lippen und dem Teufel im Herzen. Über die gesamte Länge und Breite dieser Insel werden Sie verabscheut,
     und der Tag wird kommen, an dem Ihnen Ihr dummer Kopf von den Schultern gerissen und von den Katapulten derer geschleudert
     wird, die Sie ermorden wollten. Sie sind ein Scheusal, Gouverneur Harding, an dessen Händen das Blut Ihrer Opfer klebt.
    Hochachtungsvoll, Frau T.«
     
    »Oh, das ist gut!« Toulla klatschte euphorisch Beifall. »Das ist einer deiner besten!«
    »Danke, danke, Kameradin. Und was hast du?« Stelios stieg von seinem Stuhl und faltete den Brief mit seinen tintenbeschmierten
     Fingern zusammen.
    »Oh, meiner ist lange nicht so gut wie deiner«, antwortete Toulla bescheiden. »Aber na ja, hört selbst …
     
    Gouverneur Harding, Sie halten sich für ein militärisches Genie, doch Ihre Kriegskunst entstammt den Alpträumen von Tyrannen
. Wie Tamerlan sind Sie in Zypern eingefallen, um die absolute
Macht an sich zu reißen, ohne sich um Gerechtigkeit oder Menschlichkeit
zu scheren. Wie eine Plage breiten sich Ihre Armeen über
unsere Insel aus. Ihnen geht es einzig darum, unschuldige Griechen auszuplündern und ihre Herzen in Angst und Schrecken zu
versetzen. Und wie Tamerlan wollen Sie unsere tapferen Männer
töten, um aus ihren Schädeln Ihre Elfenbeintürme zu errichten. Doch das wird Ihnen niemals gelingen, denn …
     
    Weiter bin ich nicht gekommen, tut mir leid.«
    »Bis dahin ein ausgezeichneter Brief«, lobte Stelios. »Am besten gefallen mir die Elfenbeintürme aus Schädeln.«
    »Das hab ich von meinem Großvater. Als Nächstes wollte ich etwas schreiben in der Art: ›Harding macht Mäntel aus menschlichen
     Lungen mit Knöpfen aus Augäpfeln.‹ Wie findest du das?«
    »Oh, das muss unbedingt mit rein«, rief Stelios. »Es müssen ja keine Tatsachen sein, Hauptsache, es klingt hasserfüllt. Und
     jetzt zu dir, Loukis. Was hast

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