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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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weine.«
    »Nein, wenn überhaupt, bin ich derjenige, dem es leid tun muss«, flüsterte Loukis. Und das tat es. Er hatte ihr mit seinen
     Fragen nicht zusetzen wollen, er war einfach nur neugierig gewesen. Als sie schließlich den Kopf hob und mit ihrem Mund seine
     Lippen suchte, fühlte er sich verantwortlich. Er schaffte es nicht, sie abzuweisen, und selbst als er ihren Kuss erwiderte,
     blieb er innerlich verschlossen. Er hatte das alles schon einmal erlebt, den Kummer, die Tränen, und auch wenn ihn die Wärme
     ihres Körpers erregte, hatte er ihr doch nichts zu bieten als seine aufgestaute Lust. Er wusste, dass er Toulla niemals gebenkonnte, was sie sich wünschte. Loukis war nicht blind, ihm waren ihre Blicke nicht entgangen, wenn sie zusammen die Zeit totschlugen,
     und er hatte genau bemerkt, dass sie es immer irgendwie einfädelte, bei ihm zu sein, wenn Stelios gerade anderweitig beschäftigt
     war. Und eben weil er sie mochte und auf gewisse Art sogar bewunderte, wollte er sie nicht belügen.
    »Ich werde dich nie lieben, Toulla«, sagte er, als sich ihre Lippen voneinander lösten.
    »Ich weiß«, sagte sie und weinte nur umso bitterlicher.
     
    Elpida gluckste jedes Mal vor Freude, wenn Yiannis seinen großen Kopf in die Falten ihrer Decke drückte. Zärtlich lächelnd
     beobachtete Praxi ihr kleines Spiel. Zwar hatte ihr Mann fortwährend mit allem Flüssigen und Festen zu kämpfen, das ihre Tochter
     absonderte, er wurde mitunter kreidebleich und verkrampfte am ganzen Körper; dennoch war er regelrecht vernarrt in die Kleine.
     Binnen weniger Wochen nach ihrer Geburt quoll Elpidas Bettchen über von Wollspielzeug, und bei Christakis war bereits ein
     Schaukelpferd in Auftrag gegeben worden, auch wenn noch Jahre vergehen würden, bis sie damit würde spielen können. Während
     ihm Praxi dabei zusah, wie er an den Fingerchen ihrer Tochter knabberte, die sie ihm in den Mund steckte, fragte sie sich,
     was es wohl war, das seine Gefühle weckte. Da sie nicht miteinander verwandt waren, erschien es ihr merkwürdig, wie sehr Yiannis
     die Kleine liebte, und gleichzeitig empfand sie es als Segen. Ob es nun Unwissenheit oder menschlicher Beschützerinstinkt
     war, letztlich hatte Praxi weder den Wunsch noch den Mut, es herauszufinden. Sollte Yiannis tatsächlich den Verdacht hegen,
     dass das dunkeläugige Mädchen in seinen Armen nicht von ihm war, so sprach er es niemals aus, und Elpidas Gesicht erhellte
     sich, wann immer sie ihn erblickte.
    »Und jetzt ab zu deiner Mamma«, sagte Yiannis schließlich.
    Praxi legte ihre Tochter an die Brust und brachte ihren tränenlosen Protest durch sanftes Wiegen zum Verstummen.
    »Wird das Kaffeehaus pünktlich fertig sein?«, fragte sie ihren Mann.
    »Wenn die Lieferungen rechtzeitig kommen, sollte es klappen«, sagte er. Dann gab er seiner Frau einen Kuss aufs Haar und verschwand
     nach unten.
    Flüchtige Zärtlichkeiten wie diese waren das Äußerste, was Yiannis ihr seit Elpidas Geburt entgegenbrachte, und sein fehlendes
     Drängen auf mehr Körperlichkeit bekräftigte Praxi nur in ihrem Entschluss, ihm eine gute Ehefrau zu sein. Sie kannte die Beweggründe
     ihres Mannes nicht, aber was sie selbst betraf, so hatte sie ihn beinahe zu schätzen gelernt. Vor dem Einschlafen hielt er
     sie behutsam im Arm, und auch wenn seine Hände hin und wieder über ihre Brüste wanderten, lag in seinen Berührungen nie etwas
     Begehrendes. Praxi hatte fast den Eindruck, als ob er sich gezwungen fühlte, irgendetwas zu tun, und ein kurzes Streicheln
     alles wäre, was er fertigbrachte. Seit ihrer Hochzeit hatten sie noch ein paar Mal miteinander geschlafen, doch für gewöhnlich
     endeten seine scheuen Berührungen in schamhaften Entschuldigungen. Selbst als sie bei ihrem allerersten intimen Beisammensein
     darauf gedrängt hatte, dass er sie ganz nahm – und damit rettete –, war es nur ein erbärmliches Echo auf jene Leidenschaft
     gewesen, die sie zuvor erlebt hatte; doch es hatte gereicht, um seinen Zweck zu erfüllen.
    Praxi war sich sicher, dass ihr Mann sie nicht begehrte, aber er respektierte sie. Oft fragte er sie in geschäftlichen Dingen
     nach ihrer Meinung, die er sehr zu schätzen schien, und manchmal ertappte sie ihn dabei, wie er sie beobachtete – doch aus
     seinem Blick sprach keinerlei Verlangen, nur traurige Dankbarkeit. Praxi liebte Yiannis nicht, und das würde sie auch nie
     tun. Doch sie ahnte, dass er trotz seines oftmals törichten Verhaltens ein

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