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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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Tut uns leid. EOKA.« Mit dem Spaten in der Hand sank der Bauer zu Boden und weinte bittere Tränen.
    »Nicht mal die Briten erschießen Esel«, rief er seiner Frau Pembe zu und begrub Aphrodite zusammen mit seiner Hoffnung unter
     der Erde.
     
    Bereits zum zweiten Mal an diesem Morgen donnerte das Flugzug über ihre Köpfe hinweg und störte mit seinem Zweizylindermotor
     und den Tannoy-Lautsprechern die Ruhe der Berge.
    »Was um alles in der Welt sagen die da?«, fragte Toulla und warf den Kopf in den Nacken.
    »Ich glaube, sie fordern, dass wir aufgeben«, erwiderte Loukis.
    Fünf Monate währte die Waffenruhe der EOKA nun schon, und die Briten waren inzwischen dazu übergegangen, flüchtige Organisationsmitglieder
     aus der Luft mit Versprechen auf freies Geleit zu bombardieren, wenn sie bereit waren, sich zu ergeben. Ein paar Männer hatten
     das Angebot angenommen – und sahen sich anschließend vor den Propaganda-Karren der Besatzer gespannt. Der Großteil der Widerstandskämpfer
     ignorierte dieAmnestie jedoch hartnäckig, sei es aus Loyalität, aus Misstrauen oder aus Scham.
    »Hast du schon mal darüber nachgedacht, auszusteigen?«, wollte Loukis von Toulla wissen.
    »Nein! Natürlich nicht«, entgegnete das Mädchen und rollte sich auf den Bauch zurück. Sie lagen auf dem Rasen vor Stelios’
     Haus und warteten, dass seine Mutter ihn von der Hausarbeit entband. »Warum? Denkst du etwa darüber nach?«
    Loukis zuckte mit den Schultern. Doch seine äußere Gelassenheit täuschte, im Innern war er unruhig, denn es zog ihn nach Hause
     – zu Praxi. Die körperliche Nähe zu Toulla machte sein schleichendes Verlangen, in sein früheres Leben zurückzukehren, nur
     noch größer.
    »Was hält dich bei der Stange?«, fragte er sie.
    »Mein Bruder«, antwortete das Mädchen. Die Bestimmtheit, mit der sie das sagte, verlangte nach einer Erklärung. Abwartend
     schwieg Loukis. Toulla hatte noch nie über ihre Familie gesprochen, ebenso wenig wie er selbst.
    »Die Briten haben ihn verhaftet«, fuhr sie zögernd fort. »Nach wochenlanger Folter haben sie ihn schließlich wieder freigelassen,
     aber sein Leben war vorbei.«
    »Warum? Was ist passiert?«
    »Er hat sich umgebracht«, erklärte sie freiheraus. »Er war achtzehn, als die Briten ihn festnahmen, und diese Monster haben
     ihn mit allem verprügelt, was ihnen zwischen die Finger kam. Sie haben ihn mit Nadeln durchbohrt und mit Zigaretten verbrannt,
     um ihn dazu zu bringen, Verbrechen zu gestehen, die er nie begangen hatte. Die meiste Zeit hielten sie ihn nackt und mit zusammengebundenen
     Händen und Füßen in seiner Zelle. Manchmal legten sie ihm nasse Lappen aufs Gesicht, um ihn zu ersticken. Anderen erging es
     offenbar noch schlechter. Mein Bruder erzählte, dass ein Mann in seiner Zelle regelmäßig von einem anderen Zyprer angegriffen
     wurde, einem Verrückten, den die Briten für seine Dienste bezahlten. Er war vollkommen geisteskrank, lachte und weinte im
     selben Atemzug, währender seine Opfer mit Besenstielen vergewaltigte und auf ihren geschundenen Körpern tanzte. Tagtäglich saß mein Bruder in diesem
     Höllenloch und glaubte, er sei als Nächster dran. Als man ihn schließlich freiließ – denn er war wirklich ein ganz kleiner
     Fisch, einfach nur ein Junge, den man mit einer Nachricht erwischt hatte –, erkannten wir, seine eigene Familie, ihn nicht
     mehr wieder. Nachts weckte er das ganze Haus mit seinen Schreien auf. Es war grauenhaft, Loukis, du kannst es dir nicht vorstellen.
     Eines Tages dann, zwei Monate nach seiner Entlassung, gab mein Bruder auf. Er wurde die Angst nicht los, es gelang ihm nicht,
     nach vorn zu sehen. Mein Vater fand ihn an einem Baum im Garten. Nach seiner Beerdigung habe ich mir geschworen, alles in
     meiner Macht Stehende zu tun, damit diese Schweine für das bezahlen, was sie meinem Bruder und meiner Familie angetan haben.
     Und ich sage dir, Loukis, ich werde nicht eher ruhen, bis sie unsere Insel verlassen oder wir unseren Boden mit ihrem Blut
     getränkt haben. Sollen ihre Familien den gleichen Schmerz spüren, den wir durchlitten haben und weiterhin erleiden; sollen
     auch sie sehen, wie es sich damit lebt, wenn der Tod an die Tür geklopft hat.«
    Toulla brach in Tränen aus. Sanft streckte Loukis eine Hand aus, um sie zu trösten. Bei seiner Berührung kroch sie in seine
     Arme und vergrub ihre vollen Locken an seinem Hals.
    »Es tut mir leid«, schluchzte sie. »Es tut mir leid, dass ich vor dir

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