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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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mal.«
    Als Loukis das Baby nahm, traten Dhespina abermals Tränen in die Augen. In wenigen Wochen würde sein eigenes Kind drei Jahre
     alt werden, und still betrauerte sie seinen Verlust. Sie spürte Georgios’ Hand auf ihrer Schulter, ergriff sie dankbar und
     küsste sie. Vor zwei Wochen hatten sie ihre Enkelin zufällig am Hafen spielen sehen. Sie war ein so hübsches kleines Mädchen,
     und der Pony, den ihr ihre Mutter geschnitten hatte, betonte ihre dunklen Augen – ein unverwechselbares Geschenk ihres nichtsahnenden
     Vaters.
     
    Praxi schlüpfte aus ihrem Kleid und beugte sich über das Becken, um sich die Haare nass zu machen. Yiannis und Elpida – sowie
     ihre allgegenwärtige Mutter – waren zum Einkaufen gegangen, und Praxi nutzte die Gelegenheit, um sich den Schweiß und den
     Staub aus den Haaren zu waschen, bevor sie zurückkamen. Zeit war ein kostbares Gut, jetzt, da ihre Tochter in einem Alter
     war, in dem sie keine Sekunde mehr still saß. Dadurch und durch das Café, das nun immer besser lief, blieb Praxi so gut wie
     keine Minute mehr für sich. Nicht, dass sie sich darüber beklagt hätte: Je weniger Zeit sie zum Nachdenken hatte, desto besser.
    Nachdem sie ihre Haare trocken gerubbelt hatte, machte sie sich ans Kämmen. Hinter ihr ging die Tür auf.
    »Was hast du denn jetzt schon wieder vergessen?«, fragte Praxi und drehte sich genervt um.
    »Was
ich
vergessen habe?«
    Praxi stockte das Herz. Dort, wo sie die kleinlaute Gestalt ihres Mannes erwartet hatte, stand ein unfassbar großer Mann,
     der sie aus dunklen, vor Schmerz und Wut funkelnden Augen anstarrte. Eine Weile rührte sich keiner vom Fleck, sie waren beide
     wie gelähmt von verworrenen, überwältigenden Gefühlen.
    Loukis kam als Erster wieder zu sich. Mit zwei großen Schritten stürzte er auf Praxi zu und packte sie grob an ihren feuchten
     Haaren. Noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, presste erseine Lippen auf ihren Mund. Sie erwiderte seine Berührung mit der gleichen Heftigkeit. Ihr Kuss schmeckte nach Blut.
    Nach all der Zeit des Träumens war ihr Verlangen heftig und unstillbar, und mit gierigen Händen und ausgehungerten Lippen
     ließen sie sich auf das Bett fallen. Wortlos riss Praxi Loukis das Hemd vom Leib, bis sie seinen warmen Körper spürte. Er
     zog ihr das Wenige aus, das sie noch anhatte, und sie verloren sich ineinander, wie es zeitlebens für sie bestimmt gewesen
     war. Sie waren verschlungen ineinander, waren Fleisch und Blut, Fels und Wasser, sie entbrannten und schmolzen, nahmen und
     gaben, in der Gewissheit, dass der eine einzig durch den anderen lebte – und dass sie endlich wieder eins wurden.
    Als der Rausch der Leidenschaft allmählich abzuklingen begann, hatte die Abenddämmerung das Zimmer in gedämpftes Licht getaucht,
     und entsetzt realisierte Praxi, was sie soeben getan hatten.
    »O Gott«, murmelte sie, sprang aus dem Bett und zog sich hastig an. »Yiannis kommt jeden Moment nach Hause. Er darf nicht
     … Mein Gott, Loukis, es ist nicht …«
    Loukis schwang die Beine über die Bettkante und streifte sich seine Hose über. Er war weder Herr über seine Gefühle noch über
     seine Stimme. »Wie konntest du nur?«, krächzte er heiser.
    »Es … es tut mir leid …«, stammelte Praxi. »Aber als du plötzlich weg warst, war ich allein, und …«
    »Du warst einsam?«, fragte Loukis bitter. »Mein Bett war noch warm, und du fühltest dich einsam?«
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, erwiderte Praxi und versuchte die aufsteigenden Tränen durch Blinzeln zurückzuhalten.
    »Ach, nein?«, fragte Loukis. In diesem Augenblick brach seine Enttäuschung mit voller Wucht aus ihm heraus. »Warum hast du
     nicht auf mich gewartet, Praxi? Ich bin für dich weggegangen. Ich habe dich nie verlassen!«
    »Du
hast
mich verlassen!«, schrie sie zurück. »Du bist ohne ein Wort aus meinem Leben verschwunden!«
    »Du wusstest doch, dass ich zurückkommen würde!«
    »Aber wann, Loukis? Wann? Du warst ganze drei Jahre weg!«
    »Und ganze drei Jahre habe ich an niemand anderen gedacht als an dich. Für mich gab es immer nur dich!«
    »Glaubst du etwa, mir ging, mir geht es anders? Nacht für Nacht habe ich mich in meinen Träumen an dich geklammert, Tag für
     Tag habe ich gebetet, dass du zu mir zurückkehrst, aber ich hatte keine Zeit, Loukis, ich war …«
    »Praxi?«
    Die beiden wirbelten herum. In der Tür stand Yiannis, er war kreidebleich.
    »O Gott«, stöhnte Praxi und ließ sich resigniert

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