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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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an dem hohen Felsen am Hafen.«
    »Was ich dir gestern noch sagen wollte …«, sagte Nora Deegan zu Frank. »Ich glaube, ich habe etwas Dummes getan.«
    »Und was?«, wollte Frank wissen.
    »Ich habe Anna Lucchesi versehentlich das Bild gezeigt, das Joe dir gegeben hat. Das Verbrecherfoto.«
    »Was? Wie ist das denn passiert?«
    »Tut mir Leid. Es war ein Versehen. Das Bild war zwischen meine Unterlagen gerutscht. Anna war völlig verstört, als sie es sah. Zuerst dachte ich, sie wäre sauer, weil Joe nicht mit ihr darüber gesprochen hatte.« Sie verstummte. »Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke … sie wirkte sehr nervös.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie hat gezittert, als sie sich das Foto anschaute, hat eine Hand vor den Mund geschlagen und sich ängstlich umgesehen.«
    Frank kannte diese Reaktion. Meistens folgte dann der Ausruf: »Das ist er! Das ist der Mann!«
    Joe stieg in den Wagen und fuhr zum Dorf. Seine Gedanken überschlugen sich. Jetzt spürte er die starke Wirkung der Aufputschmittel, die er eingenommen hatte.
    Er dachte an die kleine Hayley Gray, die von einer Bombe zerfetzt worden war. Er erinnerte sich an ihre Eltern, die hilflos warten mussten, da sie die Polizei eingeschaltet hatten. Gordon Gray hatte scheinbar gefasst, ja gleichmütig auf dem Sofa gesessen und in der Zeitung gelesen. Joe hatte ihn schon für kalt und gleichgültig gehalten, als er plötzlich aufgesprungen war und mit überkippender Stimme geschrien hatte: »Was tue ich hier? Soll ich fernsehen, soll ich arbeiten? Was soll ich tun? Jemand hat meine Tochter entführt!«
    Der millionenschwere Geschäftsmann hatte geschluchzt wie ein Kind. »Das stehe ich nicht durch! O Gott, wie konnte das geschehen …« Er schlug sich verzweifelt an die Stirn. »Es ist meine Schuld, es ist alles meine Schuld!«
    Joe starrte nach vorn. Jetzt konnte er nachempfinden, wie Gray sich gefühlt haben musste. Denn dies hier war seine Schuld. Es war der Vergeltungsschlag für Donnie Riggs.
    Duke Rawlins hatte ihn im Visier.
    Joe fragte sich, wie er die Information aus der Akte nutzen sollte. Der Gedanke, Rawlins mit den Tatsachen zu konfrontieren, ließ Panik in ihm aufsteigen. Joe umklammerte das Lenkrad fester und drückte aufs Gas. Er spielte mit dem Gedanken, Frank Deegan anzurufen und griff sogar schon nach seinem Handy. Dann aber dachte er an die letzten Sekunden in Hayley Grays Leben, bevor sie von Rawlins’ Bombe zerfetzt worden war, und zog die Hand zurück, als hätte er sie sich verbrannt.
    »Wen lieben Sie mehr, Ihren Mann oder Ihren Sohn? Für wen würden Sie sich entscheiden, wenn es darauf ankäme?«, fragte Duke.
    »Für meinen Sohn«, sagte Anna ruhig.
    Duke lachte. »Ja?«
    »Ja. Ich werde meinen Mann verlassen.«
    »Sie verarschen mich, was?«
    »Nein. Es ist vorbei.« Annas Herz klopfte laut. Duke musterte sie.
    »Es wäre besser für Sie, wenn Sie mich nicht veräppeln würden.«
    »Ich sage die Wahrheit. Bitte, tun Sie meinem Sohn nichts.«
    Duke starrte sie an, holte mit der rechten Hand aus und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige mit dem Handrücken. Annas Unterlippe platzte auf.
    »Netter Versuch«, sagte Duke, strich Anna das Haar aus der Stirn und blickte ihr in die Augen. Sie weinte.
    »Wagen Sie es ja nicht, mich noch mal zu belügen«, sagte er.
    »Sie wären niemals in der Lage, sich zwischen Ihrem Mann und
    Ihrem Sohn zu entscheiden. Das sieht man Ihnen an Ihrer kleinen
    französischen Nasenspitze an.«
    »Tut mir Leid«, flüsterte Anna. »Es tut mir Leid.«
    Duke zuckte die Schultern. »Zu spät. Jetzt kommt Plan B zum
    Zuge.«
    Barry Shanley war auf dem Weg zur Schule und tippte eine SMS in sein Handy ein, als er merkte, dass jemand an seinem Rucksack zog. Barry wurde nach hinten gerissen. Das Handy fiel auf die Straße. Rücklings lag Barry am Boden und versuchte, sich aufzurappeln. Es gelang ihm, sich auf die Seite zu rollen, doch Shaun riss erneut an seinem Rucksack und schleifte ihn rückwärts über die Erde. Barry scheuerte sich auf dem rauen Boden die Hände auf.
    »Lass mich in Ruhe!«, schrie er und versuchte erneut, auf die Beine zu kommen.
    »Leck mich«, sagte Shaun. »Schickst mir E-Mails, als wärst du ein Psycho.«
    »War ’ne tolle Überraschung, was?«
    »Du Blödmann. Meine Mutter war …« Shaun verstummte und kniff die Augen zusammen.
    »Ah, deine Mama!«, sagte Barry. »Mamas Liebling.«
    Barry ließ seine Tasche von den Schultern zu Boden gleiten, sprang auf, wippte auf den Fußballen und

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