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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Angebote.«
    »Prima«, sagte Duke Rawlins.
    Die Brandon Motor Company befand sich an einer Landstraße hinter einer Biegung. Das abschüssige Grundstück führte von einem Bungalow bis zur Straße hinunter. Neu- und Gebrauchtwagen standen am Rand der Rasenfläche. Hinter den Windschutzscheiben lagen leuchtend grüne und rote Preisschilder. Der »Wagen der Woche« stand auf einem schrägen Holzpodest, das mit grünen und goldenen Flaggen verziert war. Daneben stand der Händler und blickte Duke neugierig an.
    Der »Wagen der Woche« war ein weißer Ford Fiesta Van, Baujahr 85. Verbeult und verkratzt, stach er unangenehm aus dem Angebot lackglänzender Karossen hervor. Duke ging um den Wagen herum, schaute durch die Fenster, blickte unter die Motorhaube und stützte sich mit beiden Händen auf den Kotflügeln ab, um die Stoßdämpfer zu prüfen.
    »Nehmen Sie Bargeld?«, fragte er.
    »Na klar«, erwiderte der Händler.
    Duke reichte ihm die Kaufsumme, kritzelte eine Unterschrift auf den Vertrag, setzte sich in den Van und fuhr los. Nach zwanzig Minuten hielt er an einer Tankstelle und kaufte sich einen schwarzen Filzschreiber und eine Karte. Auf dieser Karte kreiste er den Ort ein, zu dem er unterwegs war, und fuhr mit dem Finger die Strecke entlang. Er drehte den Schlüssel im Zündschloss und fuhr nach Limerick. Außerhalb der Stadt hielt er vor einem Gasthof, nahm sich ein Zimmer, duschte und schlief ein paar Stunden.
    Als er wieder hinter dem Steuer saß, war es dunkel. Diesmal fuhr er auf einer belebten Strecke nach Tipperary; deshalb hätte er das Hinweisschild nach Doon beinahe übersehen. Gerade noch rechtzeitig riss Duke das Steuer herum, bugsierte den Ford durch eine Lücke im Verkehrsstrom und schaffte es im letzten Moment, auf eine schmale, kurvenreiche Straße abzubiegen. Die Scheinwerfer erhellten ein schwarz-weißes Hinweisschild nach Dead River. Duke überquerte die Steinbrücke und fuhr durch die Dunkelheit in die kleine Stadt. An der ersten Ecke bog er auf die Hauptstraße von Doon ab, eine saubere Häuserzeile mit Geschäften und Kneipen. Inzwischen war es 23.30 Uhr, und die Straßen waren wie ausgestorben. Duke fuhr weiter, bis er vor einem schmiedeeisernen Tor hielt, hinter dem sich ein Feld erstreckte. Er stellte den Motor ab und atmete tief durch. Dann stieg er aus und ging zu Fuß in den Ort. Er wollte ein Bier. Dann aber bot sich ihm eine andere Gelegenheit, die er sofort ergriff.
    Die lange, geschwungene Einfahrt wurde zu beiden Seiten von hohen Ahornbäumen gesäumt. Giulio Lucchesi wartete in der mit Naturstein ausgekleideten Eingangshalle auf seinen Sohn. Giulio war ein gepflegter Mann mit gebräunter Haut und sportlicher Figur. Sein graues Haar war sorgfältig frisiert. Das blaue Jackett saß wie angegossen, sein hellblaues Hemd und die beige Hose waren perfekt gebügelt, und seine schwedischen Slipper glänzten.
    »Joseph«, begrüßte er Joe knapp.
    »Dad.« Sie reichten sich die Hände.
    »Du erinnerst dich an Pam?«, fragte Giulio.
    »Ja. Hallo«, sagte Joe. »Schön, dich zu sehen. Ich kann nicht glauben, dass du ihn dazu gekriegt hast, Ja zu sagen.«
    Pam lächelte.
    Es war keine Überraschung, dass Giulio Lucchesis zweite Frau sich erheblich von der ersten unterschied. Pam war groß, sehr schlank und zurückhaltend – eine nordische Blondine. Maria Lucchesi dagegen war dunkelhaarig und temperamentvoll gewesen.
    Giulio legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. »Komm, ich zeig dir dein Zimmer.«
    »Ich weiß noch, wo es ist«, erwiderte Joe. Er nahm seinen Koffer, stieg die Treppe hinauf und ging zu dem Zimmer, das er seit zwölf Jahren nicht mehr betreten hatte. Wie damals spürte er die kühle Atmosphäre eines Hotels, die ihm schon damals nicht gefallen hatte und die ihm auch heute nicht gefiel. Zwischen seinem vierzehnten und siebzehnten Lebensjahr hatten Nachbarn ihn stets mit nach Rye genommen, wo er den August bei seinem Vater verbracht hatte, während er den September bei seiner Mutter in deren kleiner Wohnung in Bensonhurst verlebte.
    Als Joe wieder nach unten kam, führte Pam ihn an einen großen Esstisch aus Kirschholz. Dann ging sie in die Küche und kehrte mit drei kleinen Tellern Spargel in Balsamico-Essig zurück.
    »Streu ein bisschen parmigiano darauf«, sagte Giulio und schob Joe eine kleine Schale hin.
    »Das sieht gut aus«, sagte Joe und führte einen Bissen zum Mund. »Und es schmeckt sogar noch besser.«
    »Wie geht es Shaun?«, fragte

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