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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Action Man. Richie war Polizeibeamter und verrichtete seinen Dienst gemeinsam mit Sergeant Frank Deegan in der kleinen Polizeiwache in Mountcannon.
    »Los, Jungs, bewegt euch!«, brüllte er.
    »Es ist arschkalt!«, stieß Robert hervor.
    »Beweg dich schneller, dann wird dir früh genug warm«, rief Richie.
    Robert verdrehte die Augen. Er war kein Sportler. Er war zu schwer und unbeweglich. Doch er schrieb den Sportteil der Schülerzeitschrift und wollte deshalb am Ball bleiben, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Als sie in den Umkleideraum zurückgekehrt waren, setzte sich Billy McMann, ein kleiner, magerer Zwölfjähriger, zitternd und mit hängenden Schultern in eine Ecke und versuchte, den Reißverschluss seiner Hose hochzuziehen, doch seine Hände waren steif vor Kälte. Er schaute Shaun an und lächelte verlegen. Shaun ging zu ihm, zog ihm den Reißverschluss zu und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Kopf.
    »Danke«, sagte Bill und errötete.
    »Kein Problem«, erwiderte Shaun.
    »Mann, Billy! Kannst du deine Hose nicht mehr allein anziehen?«, sagte Richie, der lachend in der Tür stand.
    Shaun starrte ihn an. »Lass Billy in Ruhe.«
    Billy machte sich an seiner Tasche zu schaffen.
    »Du bist nicht abgehärtet genug, Billy-Boy«, sagte Richie.
    »Mit Billy ist alles in Ordnung«, widersprach Shaun. »Er hat nur steife Finger.«
    »Misch dich nicht immer ein, Lucchesi«, sagte Richie.
    »Du bist hier nicht bei den Bullen, Richie«, rief jemand von hinten aus dem Container.
    »Vorsicht, Cunningham«, sagte Richie. »Oder ich fang dich vor der Kneipe ab, wenn du dir dein nächstes Sixpack kaufst.«
    Mit diesen Worten ging er hinaus.
    »Damit du’s selbst saufen kannst, was?«, spottete Robert, was allgemeine Heiterkeit hervorrief.
    »Ich hab da mal ’ne Frage, Dad«, sagte Shaun, als Joe ihn abholte und der Junge in den Wagen gestiegen war. »An welcher Stelle stehe ich bei dir auf einer Skala von eins bis zehn?«
    »Geht das schon wieder los?«
    »Du denkst an alles, wenn es um die Arbeit geht, aber bei mir …«
    »Hör schon auf, Shaun.«
    » Ich hab wieder mal dumm in der Kälte herumgestanden und gewartet, nicht du.«
    »Hör auf, hab ich gesagt«, erwiderte Joe eine Spur zu laut.
    Den Rest der Fahrt schwiegen sie.
    Sie hatten gerade das Haus betreten, als das Telefon klingelte. Joe hob ab.
    »Komm zurück nach New York, alter Junge. Es ist alles vergessen und vergeben«, sagte Joes ehemaliger Partner Danny Markey am anderen Ende der Leitung.
    »Danny, verdammt! Ruf mich nicht mehr unter dieser Nummer an«, sagte Joe. »Ich hab dir doch gesagt, dass es vorbei ist.«
    »Es ist nie vorbei.«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Joe.
    »Noch schlimmer. Ich arbeite jetzt mit Aldos Martinez zusammen. Bei dem schläfst du garantiert ein, oder du kriegst dein Geld zurück. Und das ist noch nicht alles. Gestern Abend hatte ich ein Date mit Maria, und meine Frau ruft an und will mich sprechen. Und dieser Anfänger in der Zentrale sagt ihr, dass mein Dienst schon seit Stunden vorbei wäre. Als ich nach Hause komme und meiner Alten sage, was für eine harte Schicht ich hatte, tritt sie mir in den Sack und schreit: ›Ja, bei diesem Flittchen!‹ Wenn ich den Anfänger das nächste Mal sehe, reiß ich ihm den Kopf ab. Manchmal hab ich das Gefühl, als hätte ich ’s nur mit Idioten zu tun.
    «Joe lachte. »Ich wollte, ich könnte dir helfen, Danny.« »Ja, klar. Wie sind die hässlichen irischen Weiber denn so?« »Soll ich bei denen mal ein gutes Wort für dich einlegen?« »Klar. Dann komm ich rüber und besteige einen dieser keltischen Fleischberge.«
    »Shaun ist mit seiner Katie gar nicht schlecht beraten.« »Ja, ich hab die Fotos gesehen. Die Kleine ist offenbar die Ausnahme von der Regel. Wenn Shaun sie mal leid wird …«
    »Du bist krank, Danny. Ein kranker Mann. Aber vielleicht kann ich mich um dich kümmern, denn ich komme ein paar Tage über den großen Teich.« »Im Ernst?«
    »Mein Vater heiratet. Ich weiß aber nicht, ob ich es schaffe, in die Stadt zu kommen. Ich bleib nur ein paar Tage.«
    »Ruf mich an. Ich komme zum Flughafen, und wir treffen uns auf einen Drink.«
    »Geht klar«, sagte Joe.
    Der Taxifahrer lenkte die rote Limousine über die kurvenreiche Allee. Vor einer Stunde hatte er seinen Fahrgast am Shannon Airport aufgenommen; seither war die Fahrt schweigend verlaufen.
    »Okay«, sagte der Fahrer schließlich. »Wir sind da. Der Typ hat in der Regel immer ein paar gute

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