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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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richtig gelesen).
    Joe scrollte zum zweiten Bild, das dieselben vier Männer zeigte.
    Ich, Dick, Bobby und Jimmy aufgespießt (haha!). Heute haben wir diese Anstecknadeln einer limitierten Edition für nur 10 Dollar an einem Stand gekauft!
    Joes Herz schlug schneller, als er die Anstecknadeln genauer betrachtete. Dann musterte er die Gesichter der Männer. Dem Jahr nach zu urteilen, als die Fotos gemacht worden waren, mussten die Männer inzwischen Ende sechzig sein.
    Abgesehen von Larry und seinen Freunden aus dem Wildpark hatten mindestens noch zwei andere Personen diese Anstecknadeln gekauft und seit fast zwanzig Jahren aufbewahrt. Donald Riggs war damals noch ein Junge gewesen. Warum hatte er eine dieser Anstecknadeln in der Hand gehabt, als er gestorben war? Und wer hatte die Anstecknadel vor Ed Danahers Kneipe verloren?
    Joe griff nach dem Hörer und wählte Dannys Nummer.
    »Tut mir Leid, wenn ich störe, Danny«, sagte er. »Du musst mir die Akte von Donald Riggs heraussuchen.«
    »Was?«, fragte Danny irritiert.
    »Der Mann, den ich damals im Bowne Park erschossen habe«, sagte Joe. »Die Explosion …«
    »Ich weiß«, sagte Danny. »Ich frage mich nur, wozu du die Akte brauchst.«
    »Ich muss wissen, mit wem er in Texas Kontakte hatte«, sagte Joe. »Und könntest du diese Anstecknadel mit dem Wüstenbussard heraussuchen?«
    »Was ist eigentlich los?«, fragte Danny.
    »Das sage ich dir, wenn ich es weiß. Bis bald.«
    Joe legte auf und blieb noch einen Moment im Halbdunkel sitzen, ehe er die Treppe hinaufstieg und zum Gästezimmer ging.

16. FRONLEICHNAM
     
    Texas, 1985
    Eine rote Fahne flatterte zwischen zwei Holzpfählen am Eingang des Hazel Bazemore County Park:
    Willkommen im Wildpark.
    »Ob das der Renner ist?«, flüsterte Duke.
    »Keine Ahnung«, murmelte Donnie.
    »Was habt ihr zu flüstern?«, fragte Onkel Bill.
    »Nichts«, sagte Duke. Er sah sich um. »Gefällt mir gut hier.«
    »Es wird euch Spaß machen«, sagte Bill und drückte der Kassiererin am Eingang ein paar Geldscheine in die Hand. »Hier kriegt ihr fast alles zu sehen, was Texas an wild lebenden Tieren zu bieten hat.«
    Lachende Kinder rannten umher und konnten von ihren Eltern nur mühsam gebändigt werden. Zwei Mitarbeiter des Parks – der eine in einem Eichhörnchenkostüm, der andere als Eule ausstaffiert – winkten und verteilten grüne Luftballons. Auf den Verkaufsständen lagen Bücher, Spielzeug und Informationsmaterial über wild lebende Tiere in Texas. Ein Porträtfotograf in cremefarbener Weste lief durch die Menge und machte Schnappschüsse.
    Mit ihren Ferngläsern, den Kameras und den Taschen über den Schultern sahen die vier Männer in den Tarnanzügen wie Kriegsberichterstatter aus.
    »Gute Idee«, sagte einer von ihnen und winkte den Fotografen heran. »Ein Schnappschuss von uns allen wäre nicht übel. Schließlich ist heute ein besonderer Tag. Immerhin haben wir ein paar Hundert verschiedene Vögel gesehen.«
    Der Fotograf trat zurück, bis er die richtige Entfernung für die Aufnahme gefunden hatte. Ein Klicken, und der Augenblick war verewigt.
    »Wollt ihr auch ein Foto, Jungs?«, fragte Onkel Bill.
    »Nee.« Donnie strich sich über seine vernarbte Wange.
    »Nee«, sagte Duke.
    »Okay, vielleicht finden wir ein anderes Andenken an unseren großen Tag«, sagte Onkel Bill.
    »Seht mal«, rief Donnie und zeigte auf einen kleinen Verkaufsstand.
    »Sucht euch was aus«, sagte Onkel Bill. »Hier habt ihr ein paar Dollar.«
    Eine ältere Frau stand hinter dem Stand und mischte eine Hand voll schwarzer Gummiringe, als würde sie Karten spielen. In drei Reihen, die treppenförmig hinter ihr angeordnet waren, lagen kleine Preise auf umgedrehten Tellern. Die Frau schaute die beiden Jungen an.
    »Ihr müsst nur einen der Ringe über den Preis und den Teller werfen, auf dem er steht, dann gehört er euch.«
    »Das wissen wir«, sagte Duke.
    »Fünf Ringe, ein Dollar.«
    Duke gab ihr zwei Dollar. Sein Blick glitt über die Ringe. Er sah eine silberne Digitaluhr mit einem blinkenden roten Zifferblatt und zeigte darauf.
    »Die gehört schon so gut wie mir«, sagte er großspurig zu Donnie. Die Frau kicherte. Duke starrte sie finster an und hob die rechte Hand.
    »Genau so, als wenn man Steine übers Wasser hüpfen lässt«, sagte er zu Donnie. »Ein Kinderspiel.« Er fasste die Uhr ins Auge, krümmte das Handgelenk und warf. Der Ring landete zu hoch und prallte von der höheren Stufe ab. Duke scharrte mit den Füßen und

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