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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Sehne flirrte, und ein Bolzen schlug in die Rückwand des Bettes ein, unmittelbar neben Gosmo. Der sprang wie von der Tarantel gestochen hoch: »Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?«
    Täuschte ich mich, oder hatte sich in seine Stimme ein Hauch von Angst geschlichen?
    »Spar dir deine klugen Bemerkungen, Gosmo, ich habe ohnehin schon eine schwere Nacht hinter mir. Also halt die Schnauze und sei so gütig, meinen Worten zu lauschen.«
    Der Schankwirt folgte meinem Rat und hielt den Mund, allerdings wirkten seine dünnen Lippen plötzlich erstaunlich blutleer. Er sah die Armbrust nicht, spürte aber mit jeder Faser seines Körpers, dass sie nunmehr auf ihn gerichtet war.
    »Also«, fuhr ich fort. »Ich habe viel nachgedacht. Über unser Gespräch und auch noch über allerlei anderes, das ich zunächst für einen Zufall gehalten habe. Warum kommt ein ausgemachter Schurke wie du plötzlich auf die Idee, sich bei mir zu entschuldigen? Damals habe ich voreilige Schlüsse gezogen, denn ich habe gedacht, es sei wegen des Garrinchs im Palast des Herzogs gewesen, von dem du mir in deiner Vergesslichkeit leider gar nichts erzählt hattest. Du hast diesen Gedanken rasch aufgegriffen, denn du nahmst an, ich wüsste nicht, was hier gespielt wird, und dein kostbares Leben sei nicht in Gefahr. Aber es ging gar nicht um den Garrinch, oder, Gosmo?«
    Der Schankwirt wollte schon den Mund öffnen, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber und beleckte sich bloß die trocknen Lippen. In unserer kleinen Welt schlitzt man Verrätern – noch dazu derart durchtriebenen – die Kehle auf. Gosmo wusste das. Deshalb sagte er kein Wort, hoffte auf einen Zufall, das Schicksal, Sagoth und die Güte Garretts, dem zum Pech des Schankwirts alles bekannt geworden war.
    »Gut, das hätten wir also geklärt. Dann wollen wir mal damit anfangen, dass du wusstest, wer hinter dem Kontrakt für die Statuette aus dem Palast des Herzogs stand – was du mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt hast.«
    »Ich habe nicht gewusst …«
    »Du hast es geahnt, was letztlich dasselbe ist.«
    So wie es aussah, hatte ich all meine Schwierigkeiten Gosmo zu verdanken. Insofern bestand kein Grund, den ehemaligen Dieb mit Samthandschuhen anzufassen.
    »Sagoth ist mein Zeuge, Garrett! Ich wollte dich nicht in dieser Weise verraten!«
    »Was dich aber nicht daran gehindert hat, es doch zu tun.« Dem konnte er nichts entgegenhalten. »Nachdem Frago Lonton deine Spelunke besucht und mich einkassiert hatte, hast du aufgehört, nur zu ahnen, und angefangen, alles zu begreifen. Fast alles. Denn du hast gedacht, man würde mich in die Grauen Steine schicken. Das war dann eine hübsche Überraschung, als du Garrett am nächsten Tag auf der Straße entdeckt hast. Da musst du angenommen haben, ich wüsste alles. Und da hast du beschlossen, dich nach jeder Seite abzusichern. Es würde mich nicht wundern, wenn auch Markun hierbei eine Rolle gespielt hat.«
    Diesen letzten Ballon hatte ich hauptsächlich wegen des Knalleffekts steigen lassen. Umso mehr verblüffte mich das Ergebnis. »Markun hat damit nichts zu tun«, stammelte Gosmo. »Nicht bei dieser …« Er verstummte.
    »Nicht bei dieser Sache?«, hakte ich rasch nach. »Das glaube ich gern! Sehr gern! Vor allem weil dich, wie ich vermute, bei der Geschichte mit dem Kontrakt letztlich eine gar nicht so große Schuld trifft.«
    Gosmo seufzte erleichtert, als ihm schwante, dass ich ihm möglicherweise nicht die Kehle aufschlitzen würde.
    »Aber ich ändere meine Meinung sofort, wenn du mir nicht einiges von Markuns Geschäftchen erzählst.«
    »Der Unaussprechliche soll dich holen!«, zischte Gosmo müde. »Ja, Garrett, ich habe eine Dummheit begangen. Zwei Dummheiten. Aber im ersten Fall hast du kaum Grund zur Klage, für die Statuette hast du dein Gold bekommen, und das Missverständnis mit Lonton ist offenbar auch aus der Welt. An dem Abend, als du mit den Soldaten der Stadtwache weggegangen bist, kam Markun mit seinen Jungs in die Schenke … Er hat beiläufig fallen lassen, dass du offenbar endlich beschlossen hättest, der Gilde beizutreten, und er dich deshalb dringend sprechen müsse. Ich habe ihm gesagt, auf dich würden die Grauen Steine warten, weshalb von einem Beitritt deinerseits keine Rede sein könne. Markun bestand jedoch darauf, mit dir zu sprechen. Du weißt, wie hartnäckig er sein kann.«
    Das wusste ich. Markuns Jungs ließen wortkargen Menschen stets einen ausgesucht höflichen Umgang

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